Autokino "Carrona" am Olympiastadion - Atmosphärisch nur fast ein Blockbuster, aber eine virale Idee

So 07.06.20 | 18:36 Uhr | Von Clara Ehrmann
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Das Autokino Carrona am Berliner Olympiastadion (Bild: rbb/Clara Ehrmann)
Bild: rbb/Clara Ehrmann

Kneipe, Restaurant, Freibad und jetzt auch noch Kino. Ein Autokino will den Berlinern helfen, ein weiteres Stück Freizeitnormaliät zu schaffen. Die Spielstädte nennt sich "Carrona" und zeigt damit an: So ganz normal ist die Normalität hier doch nicht. Von Clara Ehrmann

Vorne läuft der Film auf der Leinwand, hinten raschelt ein Zuschauer mit dem Popcorn, ab und zu ist glucksendes Gelächter zu hören. Was klingt, wie eine lang vergangene Szene aus Vor-Corona-Zeiten, ist jetzt wieder möglich - im Autokino. Seit Samstag werden im "Carrona"-Kino am Olympiastadion mehrmals am Tag Filme auf die Leinwand geworfen. In mehr als 100 Autos sitzen dann die Zuschauer am P05, dem Parkplatz direkt am Coubertinplatz.

Fast alles wie immer 

Eigentlich ist es wie im normalen Kino: Es gibt Snacks von Popcorn über Nachos bis Eis, aber hier werden sie eben am Autofenster verkauft. Aussteigen soll man nicht. Wer es aber nicht lassen kann - etwa für eine Toilettenpause -, darf das dann nur mit Gesichtsmaske. Jeder aber kann sich auch sein Auto zur Snackbar umrüsten und seinen halben Kühlschrank mitbringen.

“Wir sind gerne gut vorbereitet, haben Popcorn, Chips, aber auch Gesundes - Erdbeeren und Äpfel", erklärt Daniela aus Steglitz. Und sie setzt sogar noch einen drauf: "Wir haben uns noch Kuchen vorher geholt."

Was auch wie immer ist: Es gibt die zu lauten Sitz- bzw. Parknachbarn. Wen es nervt, der kann einfach das Autofenster hochkurbeln. Dann allerdings wird es ganz schön stickig, denn die Filme laufen im "Carrona" nur tagsüber bei warmen Temperaturen. Abends und damit im Dunkeln ist nicht mögliches - wegen des Lärmschutzes für die Anwohner am Olympiastadion.

Existenzsicherung für die Veranstalter 

Die Organisatoren vom Carrona arbeiten eigentlich in der Veranstaltungsbranche. Ihr Einkommen ist durch die Corona-Krise komplett eingebrochen. Das Autokino ist, wie sie sagen, für sie auch ein solidarisches Projekt, mit dem sie einige ihrer Kollegen beschäftigen können: "'Carrona' rettet uns übers Jahr", erzählt Organisator Kevin Paap nach der ersten Vorstellung am Samstag. Mit ihrem wasserdichten und Covid-19 angemessenen Konzept konnten sie schnell alle Genehmigungen einholen. Das Projekt läuft zwar erst einmal nur bis zum 31. August, wird danach aber vielleicht verlängert.

Sogar besser als Kino? 

"Ich finde es tatsächlich besser als richtiges Kino, denn man ist für sich alleine im Auto, hat seine Privatsphäre", sagt Jana aus Zossen. Sie ist zum ersten Mal im Autokino und Fan: "Man hat echt eine gute Sicht."  Sie hat wie alle anderen für ihr Auto 25 Euro Eintritt bezahlt. Wer mehr als zwei Leute kutschiert, bezahlt pro Person noch fünf Euro dazu. Unter der Woche laufen pro Tag zwei Filme und am Wochenende drei - darunter Klassiker wie "Zurück in die Zukunft", aber auch "Joker" oder "Die Känguru-Chroniken". "Carrona" hilft also den Berlinern, sich eine weitere Sache zurückzuholen, die vor Corona einfach dazugehörte: klebrige Popcorn-Hände.

Sendung: rbb Fernsehen, 7. 7. 2020, 19 Uhr

Beitrag von Clara Ehrmann

2 Kommentare

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  1. 2.

    Da gibt es nichts zu meckern.....kann mich Kommentar Nr.1 nur anschließen.

  2. 1.

    Ist doch eine super Idee. Abstand wird gehalten, keiner kommt sich zu nah.

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