Offener Brief an den Senat - Verband sieht "alle großen Chöre" Berlins vor dem Aus

Mi 24.06.20 | 19:52 Uhr
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Symbolbild: Der Chor «RiPiTiKi» tritt im Rahmen der Fete de la Musique in der Crellestraße in Berlin-Schöneberg auf. (Quelle: dpa/C. Soeder)
Bild: dpa/C. Soeder

In einem offenen Brief an den Berliner Senat [chorverband-berlin.de, PDF] fordert der Chorverband Berlin neue Möglichkeiten, in der Corona-Krise wieder zu proben. Durch die derzeitigen Auflagen und Verbote stünden "alle großen Chöre in der Stadt (...) vor dem Aus", heißt es zur Begründung.

Professionelle Sänger könnten den Beruf nicht ausüben. Zudem könne Chorsingen an Schulen und Hochschulen nicht gelehrt werden. Es ist von einer "katastrophalen Entwicklung in der Kulturlandschaft Berlins" die Rede. "Das ist Auslöschen von Kulturgut."

Derzeit dürfen in Berlin Gesangsproben nicht in geschlossenen Räumen stattfinden. In der aktuellen Fassung der Corona-Verordnung Berlins steht: "Das Chorsingen, der Gemeindegesang und das Spielen von Blasinstrumenten sind untersagt." Gleichzeitig ist der Aufenthalt mit einer unbegrenzten Personenzahl in geschlossenen Räumen möglich, sofern Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. In Bayern, Nordrhein-Westfalen oder Thüringen sei, so betont der Chorverband in seinem Brief, mit entsprechendem Hygienekonzept auch das Chorsingen in Räumen gestattet.

"Chorsterben verhindern"

Man brauche auch in Berlin "eine schrittweise Weiterentwicklung, damit das Chorsterben verhindert wird", fordert der Verband - und er verlangt "eine zeitnahe Perspektive".

Der Chorverband bittet die Senatsverwaltung für Wissenschaft dazu um die Ausarbeitung einer Studie "zur Frage der Wirksamkeit der Aerosole". Das sind kleinste Schwebeteilchen in der Luft, die zu einer Ansteckung mit dem Coronavirus führen können. Und der Verband bietet dazu Hilfe an: Der Chorverband Berlin mit über 11.000 Mitgliedern könne helfen, Probanden für mögliche Feldversuche zu gewinnen.

Sendung: Abendschau, 24.06.2020, 19:30 Uhr

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7 Kommentare

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  1. 6.

    Was für eine Studie soll hier denn durchgeführt werden? Die "Frage zur Wirksamkeit der Aerosole" ist bereits eindeutig beantwortet! Es ist erwiesen, dass die Viren sich über Aerosole verbreiten und saugefährlich sind, wenn Infizierte unter den Menschen dabei sind! Siehe die Masseninfektionen in den USA bei Chorproben und bei Gottesdiensten in Deutschland.

  2. 5.

    Lieber Wolf S.,

    Zitat aus der Präambel der Studie: "In den Bereichen, in welchen noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen,
    stellen die Ausführungen weiterhin fachliche Einschätzungen aus Sicht der Autor*innen
    dar. Das hier vorliegende Papier ist demnach immer noch eine Momentaufnahme, die
    im weiteren Verlauf nach dem jeweils neuesten Stand bestehender Verordnungen und
    neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse überprüft und angepasst werden wird." Stand: 19.Mai 2020

    Damit ist eine eigene, neue Studie durchaus zu rechtfertigen. Ausserdem: Der Virus ist in seiner Gänze recht neuartig und nicht gut erforscht und seit wann man sich nur noch auf eine Studie beziehen soll, ist fraglich und alles andere als wissenschaftlich.

    So hätten wir nie die Errungenschaften erreicht, die wir heute haben, wenn wir nach jeder Studie gesagt hätten: Jetzt ist aber gut, eine Studie muss reichen.

    Liebe Grüße!

  3. 4.

    Möglicherweise haben Sie denen auch zu verdanken, dass Sie noch gesund sind und weiter in den Kommentarspalten rumtrollen können.

  4. 3.

    Ich verstehe nicht ganz, warum hier wieder eine eigene Studie durchgeführt werden soll. Es gibt bereits eine sehr gute Studie, die an der Musikhochschule in Freiburg gemacht wurde. Diese kann meiner Ansicht nach überall zur Risiko Einschätzung zugrunde gelegt werden.
    https://www.mh-freiburg.de/hochschule/covid-19-corona/risikoeinschaetzung

  5. 2.

    Wundert dass jemand wirklich, das haben wir alles unseren lockdown Freaks zu verdanken.

  6. 1.

    Musik kommt aus dem Inneren und sie wendet sich wieder an das Innere, so hat es mal jemand recht treffend beschrieben. Damit das nicht bloß im Innern von Menschen verbleibt oder Menschen nur in sich selber dahinsummen, sollte es hier eine Lösung geben.

    Das inbrünstige Singen bei freikirchlichen Gemeinden mit der Folge stärkerer Ansteckung sollte hier kein Maßstab sein. Alle Chöre wissen nur zu gut, welche "Energien" mit welchen Liedern verbunden sind und bei Singenden kann getrost ein vglw. hohes Maß an Eigenschutz unterstellt werden. So würden also praktische Anwendungsversuche sehr hilfreich sein, den Umständen noch genauer auf die Spur zu kommen, anstatt nur wie ein Kaninchen auf die Schlange zu starren.

    Was ein millionenschwerer Fußballverband hinbekommt: Warum sollte das nicht auch für das Kulturgut Singen umgesetzt werden können?

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