Beratung im Senat - Kultursenator Lederer will Hilfen für Berliner Clubs ausweiten

Fr 19.06.20 | 11:15 Uhr
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19.02.2020, Berlin: 19.02.2020, Berlin : Blick auf das Gebäude des KitKat - Clubs, der nach Prognosen im Juni 2020 geschlossen werden soll (Quelle: dpa/Bethge)
Audio: Inforadio | 19.06.2020 | Klaus Lederer im Inforado | Bild: dpa/Bethge

Wann sie wieder öffnen dürfen, ist nach wie vor offen: Vielen Clubs in Berlin stellt sich immer deutlicher die Existenzfrage. Kultursenator Lederer will nachjustieren: Der Senat beschäftige sich bereits mit Möglichkeiten für weitere Finanzhilfen, sagte er im rbb an.

Der Berliner Senat will das Hilfsprogramm für die Clubs der Stadt ausweiten.

Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sagte am Freitag im Inforadio vom rbb, es zeichne sich ab, dass Kulturbetriebe, die als erstes von der Pandemie getroffen wurden, noch sehr lange nicht öffnen können, so Lederer: "Anders als die Altmaier-Milliarden ist dann eben nicht am 31.8. Schluss, sondern wir müssen dafür sorgen, dass wir auch eine längere Durststrecke überbrücken können. (...) Wir sind jetzt gerade im Senat dabei, darüber nachzudenken, wie wir die Soforthilfen fortschreiben, also wie wir sie bis Jahresende mindestens ausdehnen."

Seinen Angaben zufolge werden derzeit die Gelder aus dem 30 Millionen Euro-Hilfspaket vom April ausgezahlt. Die Höhe für weitere Hilfen soll sich im gleichen Rahmen bewegen, wie Lederer sagte: "Wenn wir bisher 30 [Millionen Euro] kalkuliert haben, dann kalkulieren wir für zweimal drei weitere Monate mindestens noch mal 60 Millionen. Ich glaube, das ist eine realistische Zahl."

Als Motiv für das geplante weitere Unterstützungsprogramm sprach Lederer von "Kulturraumschutz", den es zu betreiben gelte. Nicht nur für Clubs, sondern auch für kleine Theater und kleine Kulturbetriebe: "Wenn wir da jetzt nicht helfen, dann stehen wir am Ende mit einer sehr, sehr armen Kulturlandschaft da."

Empfänger der Senatshilfe wären unter anderem außer Clubs Varieté-Theater, Einrichtungen der freien Szene, kleine Kinder- und Jugendtheater sowie private Museen. Clubs seien mittlerweile als Kulturorte anerkannt und die Stadt wisse, was sie an ihnen habe, betonte Lederer. "Ich versuche alles zu tun, damit sie überleben, aber ich kann natürlich keine Garantie abgeben."

Hilfe für Clubs auch Thema im Bundestag

Auf Antrag der Links-Fraktion geht es am Freitag im Bundestag auch darum, wie der Clubszene geholfen werden kann. Die Linken fordern zum einen gesetzlich geregelte Mieterlässe für Kulturschaffende. Diese Idee sei "sehr, sehr sinnvoll", sagte Lederer im Inforadio. Denn während etwa die Clubs derzeit keine eigenen Einnahmen hätten, liefen die vertraglichen Vereinbarungen weiter. Angesammelte Schuldensummen hingen ihnen "wie ein Mühlstein um den Hals“, so Lederer.

Berliner Clubs beschäftigen 28.000 Menschen

Die Musik- und Clubszene ist in Berlin ein großer Wirtschaftsfaktor. Laut einer Studie zur Clubkultur in Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft setzt die Branche jährlich 623 Millionen Euro um, hat einen Personalstamm von 28.000 festen und freien Mitarbeitern. Allein in Berlin werden demnach die gesamtwirtschaftlichen Umsatzeffekte durch Clubtourismus mit 1,48 Milliarden Euro jährlich beziffert.

Sendung: Inforadio, 19.06.2020, 7:45 Uhr

26 Kommentare

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  1. 26.

    Man merkt, Sie haben keine Ahnung, wovon Sie sprechen. "Gelddruckmaschine für Betreiber?" Größeren Bödsinn hat seit 20 Jahren niemand mehr über die Clubszene der Stadt geschrieben. Man merkt: Sie haben sich noch nie mit der Clublandschaft in der Stadt und ihren Funktionsbedingungen beschäftigt. Aber einfach mal irgendwas rauströten, was der gefühlten Wahrheit entspricht. Ist ja voll im Trend gerade. Was sind schon Fakten gegenüber den eigenen Ressentiments.

  2. 25.

    Dienstag beste Hilfe für die Clubs wäre, wenn sie wieder öffnen dürfen!

  3. 24.

    Naja, in Italien, Frankreich, Belgien und Spanien regieren keine Rechten.
    Die Clubszene kann nur durch Öffnung gerettet werden, denn die Corona-Hilfen sind ja bald alle.

  4. 23.

    Ich finde, dass Clubs wie das Berghain es aus eigener Kraft packen sollten. Steuergelder für Clubs in die nicht einmal jedermann hereinkommen kann ???

  5. 22.

    Liebe Rita, ich bin bei Ihnen, dass unsere sozialen Infrastrukturen in der Stadt durchaus mehr finanzielle Zuwendung benötigen und es ist ja nicht so, dass hier nicht bereits Aktivitäten gestartet wurden. Etwas hahnebüchen ist aber ihr unverdauter Kommentar Richtung Kulturszene und Clubs. Warum kann man nicht das eine und das andere tun, warum solche ausgedachten Entweder-Oder-Konstellationen? Und sind Sie wirklich der Meinung, dass die Stadt wirtschaftlich nicht von eben jenen sehr unterschiedlichen Club- und Kulturangeboten profitiert? Tourismus, Freizeitangebote für Berliner*innen, allgemeines Image - alles nichts wert?

  6. 21.

    ich stimme Ihnen absolut zu.
    Da hängen ja auch diverse Eventagenturen, Messebauer, Veranstaltungstechniker u.s.w. dran. Diese Branche rangiert bundesweit auf Platz 6 bezüglich der Anzahl der Menschen, welche in diesem Bereich ihre Brötchen verdienen.

  7. 20.

    Sie haben es richtig erklärt, die Clubs sind einzig und allein eine Gelddruckmaschine für den Betreiber, nicht fürs Land Berlin, da diese Clubs wenig Umsatzsteuer und Körperschaftsteuer zahlen,aber die Schulen, Schwimmbäder und normale Freizeiteinrichtungen vergammeln, Herr Lederer sollte sich schämen, immer groß schwätzen von den kleinen Mann und dann scheinheilig für die Oberschicht arbeiten

  8. 19.

    Seltsam eindimensionale Kommentare teilweise. Ich finde es richtig abzuwägen, welchen Branchen, wie geholfen wird. Dazu gehört auch der Blick in die große Kultur- bzw. Clubszene Berlins und natürlich muss ich dabei berücksichtigen, welchen Stellenwert eben jene für die Stadt hat. Sozial, wie auch wirtschaftlich. Die Kulturbranche in Berlin (kann man gern diskutieren, ob und welche Clubs da reinzaehlen) ist in Summe einer der größten Arbeitgeber der Stadt und das wiederum ist natürlich eng verknüpft mit Tourismus & Co. Insofern sollte hier nicht leichtfertig der innere "wozu brauchen wir das"-Rotstift angesetzt werden, weil man persönlich vielleicht hier nicht aktiv ist. Das alle Berliner Clubs nur Drogenschuppen wären, finde ich schon sehr gewagt bis schlicht falsch. Was ist mit der Kalkscheune, dem Arreal der Kulturbrauerei, dem Havanna Club, dem Quasimodo, dem Festsaal Kreuzberg, dem A-Trane usw? Das sind alles Vertreter des vielfältigen Nachtlebens unserer Stadt, das eben auch regional, national und international Neugier weckt und Reiselust. Dieses kulturelle Kapital gehört in die Debatte.

  9. 18.

    Herr Lederer überzieht maßlos, 30 Mio.+ nochmal 60Mio+ ?.. Das Verhältnis zur Clubszene scheint doch sehr eng zu sein.
    Übrigens: Bisher ist kein Club als KULTURstätte rechtlich anerkannt und fällt somit nicht in den Finanzhaushalt- Punkt. Das sollte so bleiben.
    Nach der noch nicht rechtlich gesicherten Mietpreisbremse soll nun noch der „rechtlich“ gesicherte MIETERLASS für die Clubszene kommen. Was ist ein „rechtlich gesicherter Mieterlass“ überhaupt, schon mal nachgedacht? Man kann nicht geltende Verträge einfach durch Möchtegernpolitik ersetzen.
    Nach Frau Kapek (Grüne), die durch ihre Vorstellungen zur Finanzierung des ÖPNV schon ihre Auftritte hatte, ist nun Herr Lederer (Linke) dran. Beide nutzen eine Pandemie schamlos aus. Was hätten sie bloß ohne CORONA gemacht?

  10. 15.

    "Die Musik- und Clubszene ist in Berlin ein großer Wirtschaftsfaktor."

  11. 14.

    Und bitte auch nicht mehr laut lachen in der Innenstadt.

  12. 13.

    Sie sagen es! Die Schulen sind dagegen leider kein Teil der Berliner Wirtschaft.

  13. 12.

    Mit anderen Worten: hinterher weiter so wie vorher.
    Wenn dem Herrn Kultursenator dazu weiter nichts einfällt. Die Hygiene in vielen Clubs dieser Stadt ließ sehr oft zu Wünschen übrig.

  14. 11.

    Traurig, aber wahr - noch nicht einmal eine tägliche Reinigung von Schultoiletten in Berlin-Lichtenberg kriegen sie hin. Im Abgeordnetenhaus feudelt die Putzkraft sicherlich mehrmals am Tag durch. Tja, so'n Club wirft halt mehr Geld als 'ne Grundschule ab. - Die LINKE ist auch nicht mehr das, was sie noch nie war.

  15. 10.

    Tatsächlich handelt es sich bei den "Clubs" um hoch kommerzielle Einrichtungen, die, wenn sie gut laufen, für die Betreiber eine Gelddruckmaschine darstellen. Zum großen Teil ist das Publikum touristisch geprägt, die Auswirkungen bei Wegfall bedingt durch Corona auf den werteschaffenden produktiven Anteil der Bevölkerung dürfte sich in Grenzen halten, was eigentlich dazu führende sollte, dass in der Reihenfolge der Stützung, man kann nicht alles stützen, dieses Gewerbe keinen vorderen Platz einnehmen sollte.

  16. 9.

    Was die Rechten können, sehen wir ja an den USA und Brasilien. ;-)
    Wie die bisher Meisten hier überhaupt keine Idee oder Ahnung haben, was es überhaupt heißt eine Clubkultur zu haben. Kein Plan habt Ihr, tut mir leid!

  17. 8.

    Wer feiern will, kann dafür auch an den Stadtrand fahren, niemand braucht diese Drogenschuppen mitten in der Stadt. Clubs kommen, Clubs gehen, das war schon immer so. Warum hier der Steuerzahler helfend einspringen soll, kann ich nicht nachvollziehen.

  18. 7.

    "Ah, Entschuldigung: Bildung ist bei ROT-ROT-GRÜN ja nicht gefragt."

    Bei wem bzw. welcher Partei ist denn Bildung gefragt? Ich meine, unter der Vorgängerregierung SPD-CDU gab es doch auch marode Schulen. Und die anderen Parteien im Abgeordnetenhaus FDP und AfD sind jetzt auch nicht bekannt als Parteien, bei denen Bildung gefragt ist.

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