Pilot-Öffnungen in Berlin - Corona-Tests bei Kultur-Events schlagen deutlich zu Buche

Fr 26.03.21 | 18:54 Uhr
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Bei einer Frau wird ein Abstrich genommen. In der Berliner Philharmonie ist eigens ein Testzentrum eingerichtet worden. (Quelle: dpa/Stephan Rabold)
Bild: dpa/Stephan Rabold

Vor einer Woche hatten die Berliner Philharmoniker wieder ein erstes Konzert vor Publikum geben dürfen - mit vorherigen Corona-Tests für Gäste und Personal. Jetzt liegen erste Ergebnisse des Pilotprojekts vor.

Bei Kulturveranstaltungen mit Corona-Tests fallen pro Ticket zusätzliche Kosten von etwa 20 Euro an. Das ist eines der ersten Ergebnisse aus dem Pilotprojekt "Perspektive Kultur" in Berlin, die am Freitag vorgestellt wurden.

Bei einem Konzert in der Philharmonie vor einer Woche war die Hälfte der 1.000 Besucher direkt in dem Konzertgebäude getestet worden. Der Durchlauf vom Infodesk bis zur Testung und zum Testergebnis dauerte rund zwölf Minuten. "Wir haben einen Test eingesetzt, der nur zehn Minuten Auswertungsdauer hat", sagte Florian Kainzinger, der Projektleiter Hygiene und Infektionsschutz. Pro Minute wurden demnach zehn Personen getestet.

Möglichkeiten für die Freie Szene schaffen

Zusammen mit den Tests für das Personal seien so Kosten von 23.000 Euro zusammengekommen, hieß es. Die errechneten Kosten von 35 Euro pro Test könnten bei Optimierung der Abläufe auf knapp unter 20 Euro gesenkt werden. Auch in Kombination mit den kostenlosen Tests, die der Senat anbietet, könnten Kosten verringert werden.

Aus Sicht von Andrea Zietzschmann, Intendantin der Philharmoniker, kann das Pilotprojekt "eine Perspektive schaffen, dass wir einen kreativen, konstruktiven und verantwortungsbewussten Umgang finden, mit der Pandemie wieder Kultur veranstalten zu können". Das Projekt habe nicht nur große Bedeutung für Berlin, sondern auch für die ganze Kulturlandschaft.

"Wenn wir beispielsweise als Philharmonie Prozesse etablieren können, um wieder die Türen zu öffnen, dann schaffen wir auch endlich wieder Beschäftigung für die Freie Szene, für die Freien Ensembles und die Soloselbständigen", so Zietzschmann. So würden Auftrittsmöglichkeiten für alle geschaffen, "die im Moment keinerlei Auftrittsmöglichkeiten haben".

"Nicht automatisch bei 50 Prozent Auslastung Schluss machen"

Nun stehen die Projektverantwortlichen in Austausch mit den Gesundheitsämtern, um zu prüfen, ob es im Konzert oder im Anschluss eine mögliche Ansteckung gab. Bislang sei dies nicht der Fall, hieß es. Florian Kainzinger hofft, dass mit diesem Testkonzept auch die Auslastung der Häuser gesteigert werden kann, "dass nicht automatisch bei 50 Prozent Auslastung Schluss sein muss. Vor allem bei gut gelüfteten Räumen und mit Masken".

Die Berliner Philharmoniker wollen die Erfahrungen eventuell auch für das Waldbühnen-Konzert im August nutzen. "Wir sollten also den Eventsommer alle gemeinsam noch nicht abschreiben", sagte Marko Hegner vom beteiligten Entertainment-Unternehmen Goodlive.

Das Pilotprojekt sieht insgesamt neun Veranstaltungen in Berlin vor. Die über Ostern geplanten Termine sollen verschoben werden.

Sendung: Inforadio, 26.03.2021, 17:55 Uhr

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14 Kommentare

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  1. 14.

    Ganz meine Meinung, wer Geld für Kultur Kino Fussball hat, hat dann oder muss dann auch noch Geld übrig haben für den Test. Die Umsonsttest sind für die normalen Bedarf und nicht sagen wir mal gehobenen Bedarf angedacht. Zahlen ja auch alle und nicht nur die Wenigen die in den Genuss von Annehmlichkeiten, wie Theater, kommen.

  2. 13.

    In einem vorherigen Bericht steht, dass es kein einziges positives Testergebnis gab.

  3. 12.

    Liebe Redaktion, könnten Sie bitte einmal recherchieren, wieviele Infektionen bei diesen Tests, auch beim Union-Spiel, erkannt wurden und damit eine Weiterverbreitung verhindert wurde. Diese Zahlen würden in meinen Augen den Sinn oder Unsinn dieser Teststrategie belegen. Danke!

  4. 11.

    Dann verteuert eben die Ticketpreise entsprechend.

  5. 10.

    Ihnen ist schon klar, dass die Pandemie in absehbarere Zeit nicht vorbei sein wird? Der einzige Weg um trotzdem nicht komplett auf Kultur zu verzichten ist daher intelligente Konzepte zu entwicklen. Was soll daran falsch sein?

  6. 9.

    Hier eine Ergänzung, H. Heine sorgte sich um seine alte Mutter in D, während er in Frankreich war und verarbeitet diese Gefühle in einem Gedicht:

    Nachtgedanken

    Denk ich an Deutschland in der Nacht,
    Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
    Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
    Und meine heißen Tränen fließen.
    ...
    Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr,
    Wenn nicht die Mutter dorten wär;
    Das Vaterland wird nie verderben,
    Jedoch die alte Frau kann sterben.

    Seit ich das Land verlassen hab,
    So viele sanken dort ins Grab,
    Die ich geliebt – wenn ich sie zähle,
    So will verbluten meine Seele.

    Und zählen muß ich – Mit der Zahl
    Schwillt immer höher meine Qual,
    Mir ist, als wälzten sich die Leichen
    Auf meine Brust – Gottlob! sie weichen!
    ...

  7. 8.

    Wie viel positiv getestete hat es da eigentlich gegeben ?

  8. 7.

    Ich verstehe Ihren Einwand. Viel wichtiger wäre es, NICHT JETZT zu verreisen oder, NICHT JETZT Luxusgüter im KaDeWe zu kaufen. Unsere Künstler sind seit über einem Jahr zu Hause (die meisten ohne Einkommen). Geben wir ihnen doch bitte auch eine Chance, endlich mal wieder Ihren geliebten Job zu machen (auch wenns nur mit 50%). Danke für Ihr Verständnis

  9. 6.

    Wer derart an Entzugserscheinungen leidet, das der Besuch einer Veranstaltung inmitten der 3.Welle unbedingt nötig ist, sollte selbstverständlich die tatsächlichen Kosten auch alleine tragen.

  10. 5.

    An sich schön, dass so auch wieder mehr möglich ist, aber trotzdem bitte nicht JETZT, in der 3. Welle. Wir stehen vor einem Totalkollaps und haben lebenswichtigere Themen! Noch ein bisschen Geduld, auch wenn es keiner mehr hören will.

  11. 4.

    Mit 1000 Tests hätte man unsere Schule nebst LuL einmal durchtesten können.. das ERSTE Mal... Neid!

  12. 3.

    Das ist doch zu den Kosten der Pandemie..... gar nichts.
    Besucher, Musiker alle anderen die Arbeiten dürfen. Hatten einen motivierenden Abend.

    Das ist typisch deutsch.

  13. 2.

    "Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um meinen Schlaf gebracht!" Dieser Spruch ist schon uralt, aber auf unsere momentane Situation voll zutreffend!

  14. 1.

    Welcher Spezialist hat denn da versucht zu rechnen....
    „Die Kosten für die Tests könnten weiter gesenkt werden wenn der Senat die kostenlos zur Verfügung stellt“ ach wachsen die auf Bäumen oder kauft der Senat die ? Die Kosten werden nicht gesenkt.... es bezahlt sie nur ein anderer.
    Und wenn man wenigstens halbwegs ehrlich wäre, würde man mal die kompletten Kosten, wie Gehälter, Miete usw. für diesen einen Tag umlegen ... bzw. mal ausrechnen wie viele Veranstaltungen mit 1000 Zuschauern nötig sind bis man wenigstens bei null ankommt.

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