Umfrage der Clubcommission - Berliner Clubs sehen sich bereit für Wiedereröffnung im Sommer

Do 20.05.21 | 12:52 Uhr
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Lido eingang Berlin (Quelle: dpa/POP-EYE/Christian Behring)
Bild: dpa/POP-EYE/Christian Behring

Mit dem Ende des pandemiebedingten Lockdowns endet auch die monatelange Durststrecke der Berliner Clubs - zumindest teilweise. Die Betreiber sind laut einer aktuellen Umfrage gut vorbereitet auf den Neustart. Für einige könnten die Lockerungen dennoch zu spät kommen.

Die Berliner Clubs sehen sich mehrheitlich gut vorbereitet für die Wiedereröffnung nach dem Lockdown. Das ergab eine Umfrage der Clubcommission unter 160 Betreibern und Veranstaltern. Demnach gaben mehr als 80 Prozent der Befragten an, Hygienekonzepte umsetzen zu wollen. Fast 60 Prozent der Betreiber seien bereit, personalisierte Tickets anzubieten, über 70 Prozent hätten angegeben, Testergebisse oder Impfbescheinigungen prüfen zu können. Etwas geringer ist die Bereitschaft, selber Covid19-Schnelltests anzubieten oder mit eigenen digitalen Hilfsmitteln etwa die Kontaktnachverfolgung zu unterstützen.

Berlin / Friedrichshain : Techno - Club Berghain (Quelle: imago-images/Bernd Friedel)
Bild: www.imago-images.de/Bernd Friedel

Weitere Öffnungen am Juni - aber zunächst nicht für Clubs

Am Mittwoch hatte der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) weitere Öffnungsschritte für die Kultur in Aussicht gestellt. Er kündigte im Inforadio des rbb an, dass ab dem 4. Juni Kulturveranstaltungen mit bis 100 Personen im Innenbereich und mit zu 500 Personen im Außenbereich möglich sein sollen - wenn die Inzidenzen weiter runtergehen. Lederer sprach in diesem Zusammenhang ausdrücklich von Events mit festen Sitzplätzen. Tanzveranstaltungen seien weiterhin nicht möglich. Allerdings soll es im 14-Tage-Rythmus weitere Lockerungen geben, wenn es die Infektionslage zulässt. Ab dem 18. Juni wären dann Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Menschen draußen und mit bis zu 200 Personen drinnen machen, so Lederer weiter. "Natürlich alles mit Hygienekonzepten." Bereits am Freitag sollen Gastronomen zumindest im außenbereich wieder bewirten dürfen.

Clubs fordern mehr Modellprojekte

"Jetzt, wo das Ende der dritten Welle in Sicht ist, ist es Aufgabe der Politik, Ausnahmegenehmigungen und Modellprojekte zu ermöglichen", sagte Lutz Leichsenring von der Berliner Clubcommission. Die ersten Beschlüsse zu Lockerungen seien ein "Hoffnungsschimmer, auf den wir lange gewartet haben". Leichsenring forderte, dass der Senat der Veranstaltungs- und Gastronomiebranche weiter hilft, durch "vereinfachte Genehmigungsverfahren für Veranstaltungen, flexiblen Öffnungszeiten für Außenbereiche und Ausnahmeregelungen beim Immissionsschutz". Zudem fordert eine Mehrheit der Betreiber vom Senat, mit Modellprojekten die Öffnung der Clubs unabhängig von den Inzidenzwerten zu testen.

Die wirtschaftliche Situation vieler Clubs ist nach der monatelangen Schließung allerdings dramatisch, sagte Pamela Schobeß, erste Vorsitzende im Vorstand der Clubcommission. "Nur 34 Prozent der Befragten konnten vor der Pandemie überhaupt finanzielle Rücklagen bilden - und die sind nun aufgebraucht." Dass dennoch alle Clubs bis jetzt durchgehalten haben, "ist großartig", so Schobeß. Die kommenden Monate würden dennoch sehr schwierig. "Clubkultur kann erst dann wieder echte Clubkultur sein, wenn es möglich ist, auf Abstand in Innenräumen zu verzichten. Bis dahin sind Clubs und Musikspielstätten weiterhin auf Fördermittel angewiesen."

16 Prozent der Betreiber vor dem Aus

Zwar sei durch die Hilfsprogramme von Bund und Land größerer Schaden verhindert worden, teilte die Clubcommission mit. Laut der Umfrage haben beinahe 77 Prozent der Befragten beantragte Gelder ausgezahlt bekommen, vor allem aus dem Soforthilfeprogramm IV und der November- und Dezemberhilfe des Bundes. Allerdings sei die Abwicklung zum Teil sehr unbefriedigend gelaufen, zudem gaben 44 Prozent der Befragten an, dass die Hilfesgelder allein nicht zur Sicherung ihrer Clubs reichen würden.

Fast 16 Prozent der Betreiber spielten mit dem Gedanken, ihr Unternehmen aufzugeben. "Jeder geschlossene Club ist einer zu viel", so die Clubcommission.

Sendung: Fritz, 20.05.2021, 12:00 Uhr

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6 Kommentare

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  1. 5.

    Sehr zutreffend. Sie haben mich überholt und das stimmt mich optimistisch, dass die Pandemie auch hier sehr bald als für offiziell beendet erklärt wird. Ich gebe dem 3 Monate aufgrund der verwaltungstechnischen Verläufe und es wird als letztes europäisches Land sein.

  2. 4.

    Zunächst muss der Wirt öffnen ! Von da an gibt es keine Förderungen mehr. Wenn dann der Gast weg bleibt, macht der Wirt für immer zu. Der nächste Mietvertrag wird dann marktgerecht und die Anwohner können ruhiger schlafen. - Corona, ein Gewinn für Alle !

  3. 3.

    Der Wert dieser "Umfrage" ist... naja.

    Gleicher Mehrwert wäre eine Umfrage unter Autofahrern: Halten Sie sich für einen guten Fahrer? 97,3% beantworten diese Frage dann mit "ja". Konsequenz: Fast alle fahren gut Auto...

    Bitte (endlich wieder!) etwas reflektierteren Journalismus, lieber rbb!

  4. 2.

    Was ein guter Witz... Clubs mit Hygienekonzept.... was machen die da.... am Tisch sitzen und Halma spielen.
    Meine Sturm und Drangzeit ist zwar lange her (da hießen Clubs noch Disco) aber bei so einem Blödsinn hätte ich bestimmt nicht mitgemacht.
    Und da der einzige Richtwert Neuansteckungen sind, wird man da noch sehr lange zu haben.... naja in Deutschland zumindest.... Angst bestimmt hier wohl das Leben.

  5. 1.

    Nur gut, dass wir wissen, dass keine Impfbescheinigungen/-pässe gefälscht werden und vor allem, dass die Standard-PCR-Tests quasi ohne Fehler sind.
    Hahaha...

    Wirklich, Hunderte Feiernde... welcome and be part of a superspreader event. Und alles ist wieder verspielt. Wäre es nicht sinnvoll, erstmal in kleinem Rahmen zu beginnen? Oder bspw. zwingend 5 Tage nach dem Event einen zweiten Test für alle Feiernden durchführen zu lassen?

    Durch solche großen Events wird im Zweifel die gesamte Gesellschaft durch wiederkehrende, repressive Maßnahmen in Geiselhaft genommen.

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