Corona-Pilotprojekt der Berliner Clubs - "Sind die Leute einmal drin, ist alles wieder wie früher"

Fr 06.08.21 | 08:43 Uhr
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Symbolbild: Tanzende Menschen in einem Nachtclub. (Quelle: dpa/D. Meyer)
Video: Abendschau | 06.08.2021 | Arndt Breitfeld | Studiogast Pamela Schobeß | Bild: dpa/D. Meyer

Seit über einem Jahr wartet Berlins Clubszene auf die Wiedereröffnung - nun ist es soweit: Sechs Clubs starten ab Freitag ein Pilotprojekt, das wegweisend für die ganze Branche sein soll. 2.000 Glückliche dürfen feiern - unter strengen Auflagen.

Die Berliner Clubs kehren nach langer Pause am Wochenende langsam wieder ins Nachtleben zurück. Am Freitag startet dafür ein dreitägiges Pilotprojekt. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie darf drinnen wieder getanzt werden - ohne Maske und Abstand, dafür mit negativem PCR-Testergebnis. Mit dem Projekt soll nach Angaben des Senats aufgezeigt werden, ob und wie Tanzveranstaltungen in Clubs künftig sicher möglich sein können.

Die Vorstandsvorsitzende der Berliner Clubcommission, Pamela Schobeß, sagte im Inforadio des rbb am Freitag, der Ansturm auf die wenigen Tickets zeige, wie groß der Bedarf in der Club-Metropole nach 18 Monaten Pandemie sei. Ein erfolgreiches Pilotprojekt könne nun möglicherweise die Politik überzeugen, alle Clubs mit einem solchen Konzept wieder zu öffnen.

PCR-Tests vorher und hinterher

Die Sicherheitsvorkehrungen seien nun zwar hoch, der Stimmung werde das aber keinen Abbruch tun. "Ich glaube nicht, dass sich das wie ein wissenschaftliches Experiment anfühlt." Der Wiedereinstieg in den Clubbetrieb sei nun sicherlich kompliziert, auch weil nur drei designierte Teststationen zur Verfügung stünden, die Corona-Tests in Kombination mit den Tickets vor und nach dem Pilotprojekt durchführen. "Das ist schon alles sehr mühsam." Die wenigen Glücklichen, die am Wochenende feiern können, würden das aber verschmerzen, so Schobeß. "Wenn die Leute einmal drin sind, dann ist alles wieder wie früher."

Sechs Clubs dürfen teilnehmen

Zwanzig Clubs hatten sich für das Projekt beworben, sechs wurden ausgewählt. "Wir haben darauf geachtet, dass die Clubs eine gute Lüftungsanlage haben", sagte Schobeß. Zudem sollte die heterogene Clublandschaft abgebildet werden, die für verschiedene Szenen sichere Orte anbieten. "So sprechen wir immerhin 2.000 Leute der unterschiedlichen Communities an."

Beteiligt am Pilotprojekt sind das SO36, der Festsaal Kreuzberg, das Crack Bellmer, der Salon zur Wilden Renate, das Metropol, und der Kitkat-Club. Musikalisch reicht die Spanne von der 80er-Jahre-Party "Dancing with Tears in your Eyes" am Samstagabend im SO36 bis zu Techno im Erotik-betonten Kitkat-Club mit Resident-DJ Clark Kent. Im Metropol werden am Freitagabend die Dragqueens Gloria Viagra und Stella Destroy auflegen, während im Festsaal Kreuzberg die "Freak de l'Afrique"-Party mit Afro-Sounds steigt. Das komplette Programm von "Clubculture Reboot" ist hier [clubcommission.de] einsehbar. Gäste erwerben mit dem personalisierten Ticket Zugang zu allen sechs Clubs - Hopping ist möglich, soweit die Platzkapazitäten in den Locations es erlauben.

Wissenschaftliche Begleitung

Geleitet wird die wissenschaftliche Auswertung nach Angaben der Clubcommission von den Professoren Frank Heppner vom Institut für Neuropathologie der Charité, Roland Eils vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) und Christof von Kalle, dem Leiter des Klinischen Studienzentrums am BIH. Alle Teilnehmenden sollen im Nachhinein Fragebögen online ausfüllen: Links dazu verschickt die Charité am 13. und am 27. August per E-Mail an alle, für die ein personalisiertes Ticket erstellt wurde. Das Pilotprojekt unterscheidet nicht zwischen geimpften und ungeimpften oder genesenen Teilnehmenden - alle müssen die einheitliche PCR-Teststrategie durchlaufen. Nur Tests des Laborbetreibers "Think.Health Hygiene Solutions", die speziell für die Clubnacht durchgeführt werden, werden akzeptiert - PCR-Tests von externen Anbietern dagegen nicht.

Sendung: Inforadio, 06.08.2021, 06:55 Uhr

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43 Kommentare

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  1. 43.

    Dieser Teil richtete sich an TTT, da er vorgeschlagen hatte, ich solle mich an die Clubmission als Veranstalter mit meinen Fragen wenden und ich ging davon aus, dass die sicherlich die Teststrategie für das Projekt und damit auch die genutzten Labore nicht festgelegt haben können, sondern eine Behörde.
    Scheinbar habe ich mich missverständlich ausgedrückt; tut mir leid für die Verwirrung und danke für die Klarstellung! ;-)

  2. 42.

    Hallo nochmal. Den Laborbetreiber hat nicht die Clubcommission festgelegt, sondern die Senatskulturverwaltung. Eine Behörde.

  3. 41.

    Hat die Clubcommission denn das Recht festzulegen, welche Institute für einen Test genutzt werden dürfen? Das düfte in den hoheitlichen Bereich fallen, oder nicht? Ist die Clubmission eine neue mir unbekannte Behörde? ;-)

    @RBB Vielen Dank für die Ergänzung und den Link!
    Fälschungssicherheit dürftem. E. auch bei kommunalen Laboren gegeben sein, aber ich verstehe die einmalige Einschränkung, um einheitliche Bedingungen zu schaffen, was die Daten im Nachgang vermutlich aussagekräftiger macht!
    Ihr habt Recht, warten wir die Ergebnisse ab, ob es zu weiteren Veranstaltungen kommt. Aber der Tenor ist ja bis jetzt eher positiv. Aber richtig, ich will nicht vorweggreifen! Auch euch ein schönes WE!

  4. 40.

    Die Senatskulturverwaltung begründet ihre Zusammenarbeit mit dem Laborbetreiber begründet so:

    Die Infrastruktur für die PCR-Testungen wird durch den Diagnostik-/Laborbetreiber Think.Health Hygiene Solutions bereitgestellt, deren Geschäftsführer Dr. Florian Kainzinger bereits frühzeitig die Konzeption „Schrittweise Rückkehr von Zuschauern und Gästen: Ein integrierter Ansatz für Kultur und Sport“ als modulares Konzept für eine kontrollierte Wiederermöglichung von Veranstaltungen mit Publikum – auch unter Einschluss umfassender Teststrategien – initiiert und mitentwickelt hat.

    Quelle: https://www.berlin.de/sen/kulteu/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1111467.php

    Es geht bei der Einheitlichkeit der PCR-Tests (nur von diesem Anbieter) soweit wir wissen auch um Fälschungssicherheit.

    Inwiefern weitere Indoor-Clubnächte in Berlin stattfinden dürfen und wenn ja, unter welchen Bedingungen, steht noch nicht fest.

  5. 38.

    Interesannter Punkt.
    Einwand dazu: Das Projekt "Unethische Vorgänge bei Kindern zum Schutz von Erwachsenen, Alten und Kranken" läuft nun seit über einem Jahr und trotz evidenter Erkenntnisse, dass dieses Projekt bei Kindern mehr Schaden denn Nutzen anrichtet, wird es weitergeführt, erneut um fehleranfällige Antigen-Tests ergänzt, statt auf Lolli-Tests auf PCR-Basis umzusteigen und die Schulen gemäß Vorgaben des Europarates und anderer Institutionen auzustatten und vorliegende Schutz-Konzepte umzusetzen.
    Ne, da treibt man lieber Kinderimpfungen voran, vorbei an der STIKO und beugt damit das IfSG und übergeht dessen festgelegte Institutionen, stellt sie bewusst in ein schlechtes Licht.
    Das alles sind unethische Vorgänge, wie auch Impfnationalismus und Ungleichbehandlung von Ländern während der Pandemie. 170000 mehr Kinder verhungern, damit wir Alte und Kranke retten können.
    Ethisch wäre, Kindern weltweit Bildung, Versorgung und Freiheit zu sichern, als oberstes Ziel? Oder?

  6. 37.

    "Nur Tests des Laborbetreibers "Think.Health Hygiene Solutions", die speziell für die Clubnacht durchgeführt werden, werden akzeptiert - PCR-Tests von externen Anbietern dagegen nicht. "
    Lieber RBB, wisst ihr, warum das Privatunternehmen von Herrn Kainzinger dafür herhält und nicht z. B. die "Labor Berlin GmbH", welche Tochter von Charité und Vivantes ist, demnach absolut zuverlässig und auch noch kommunal betrieben und besonders kosteneffektiv? Ist Think.Health etwa noch günstiger und besser aufgestellt, als das vorherige Projekt des Herrn Kainzinger?

    Wisst ihr, ob das Unternehmen auch nach dem Pilotprojekt einzige Anlaufstelle bleiben oder werden neue Regularien für alle Labore ausgegeben, wie mit "Club-PCR-Tests" umzugehen sein wird? Wo liegt eigentlich der Unterschied bei diesen Tests?

  7. 35.

    Wenn es den Demonstranten um die Kinder ginge, würden sie sich wohl verantwortungsbewusster verhalten...

  8. 34.

    Zum Glück! Es wird schon mehr als genug in den Schulen getestet. Ich frage mich wie all die anderen Länder wie England, Schweden, Dänemark und Frankreich, nur um wenige Beispiele zu nennen, es ohne Testpflicht in der Schule bisher geschafft haben, ohne dass die Bevölkerung ausgestorben ist.
    Und ja, es sind zwei verschiedene Ansätze, aber vor allem: feiern muss man nicht, in die Schule gehen müssen die Kinder schon. Ab Montag mit Präsenzpflicht und Testpflicht und Maskenpflicht. Ja, völlig unterschiedliche Sachen. Ich bleibe bei meiner Meinung: wenn jemand die Masken abnehmen und ohne Abstand durch den Tag gehen darf, dann die Kinder!

  9. 32.

    Die Pooltest werden ausgewertet, wenn die Kinder schon in der Schule sind. Bei Positiv werden diejenigen, die im Pool waren nochmal einzeln getestet. Bei der Partynacht wird jeder vorher getestet. Also völlig unterschiedliche Ansätze

  10. 31.

    Sind im Verhältnis weniger als für die Clubnächte. Da ist die Quote bei 100%. In der Schule wird nicht jeden Tag getestet,

  11. 30.

    Dann soll die Politik dafür sorgen, dass die „guten“ Tests dort ankommen, wo sie benötigt werden. Am besten als PCR-Pool-Lolli Test, um die Schleimhäute gesunder Kinder nicht noch mehr zu beschädigen! Verstehen Sie mich aber nicht falsch, von mir aus braucht es gar keine Tests, und ich gönne den jungen Erwachsenen ihren Spaß. Aber das ist einfach eine grobe Ungleichbehandlung! Es müssen endlich mehr Leute darauf aufmerksam gemacht werden, was mit unseren Kindern gemacht wird. Damit nicht welche denken, es werden in der Schule nur „die wenigen Tests“ gemacht.

  12. 29.

    Ja, ich werde die Verantwortlichen in Berlin anschreiben. In dem Brief werde ich auch fragen, warum nicht getestete und womöglich ungeimpfte Erwachsene im (Großraum) Büro am Platz ihre Maske abnehmen dürfen, die mehrfach getesteten Schüler aber nicht??

  13. 28.

    Ja, ich werde die Verantwortlichen in Berlin anschreiben. In dem Brief werde ich auch fragen, warum nicht getestete und womöglich ungeimpfte Erwachsene im (Großraum) Büro am Platz ihre Maske abnehmen dürfen, die mehrfach getesteten Schüler aber nicht??

  14. 27.

    Die wenigen Tests??? Wissen Sie nicht, dass alle Schulkinder in Berlin in den Wochen vor den Ferien zweimal, nun nach den Ferien dreimal getestet werden müssen? Alle Kinder, nun mit Ausnahme von den geimpften (die über 12 sind). Die Maske abnehmen dürfen sie trotzdem nur zum Essen!

  15. 26.

    Ich kann Ihnen Ihre Frage gerne beantworten. Hier werden die guten PCR-Tests eingesetzt, in der Schule nur Schnelltests, die erst bei hoher Viruslast anschlagen.

  16. 25.

    Die wenigen Tests in der Schule sind doch nicht vergleichbar. Mehr Menschen und weniger Test vs. weniger Menschen und alle getestet. Erkenne den Unterschied. Außerdem ist die Art der Test unterschiedlich.

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