Kritik auch an Art der Corona-Hilfen - Elf Berliner Clubs wehren sich per Eilantrag gegen Tanzverbot

Fr 17.12.21 | 17:04 Uhr
  58
Symbolbild: Ein leerer Raum des Nachtclubs Ritter Butzke in Berlin-Kreuzberg ist am 28.08.2021 bei einem Treffen von Vertretern der Berliner Club-, Kultur- und Veranstaltungsbranche mit Bundesgesundheitsminister Spahn zur Zukunft der Branche zu sehen. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Video: rbb|24 | 17.12.2021 | Material: Abendschau | Bild: dpa/Christoph Soeder

An diesem Wochenende darf zum zweiten Mal in Folge in Berliner Clubs nicht getanzt werden. Mehrere Clubs gehen jetzt gerichtlich dagegen vor. Auch die angedachten Finanzhilfen des Senats könnten an ihrer Existenznot nichts ändern, sagen sie.

Die Berliner Clubszene wehrt sich gerichtlich gegen das seit zwei Wochen geltende Tanzverbot. Bereits am Donnerstagabend haben elf Clubbetreiber und Veranstalter beim Verwaltungsgericht Berlin einen Eilantrag gegen das Tanzverbot eingereicht, wie Rechtsanwalt Nico Härting am Freitag auf seiner Internetseite [haerting.de] mitgeteilt hat.

Das Tanzverbot müsse ausgesetzt und den Clubs ab Silvester ein geregelter Betrieb erlaubt werden, so Härting. Unter den Antragstellern sind demnach unter anderen DJ und Veranstalter Paul van Dyk sowie die Betreiber der Clubs "Aseven", "Insomnia Berlin", "Der Weiße Hase", "Club Ost", "Matrix" sowie "Revolver Party Events". Zu Silvester treffe das Tanzverbot die Clubs und Veranstalter besonders hart, da Veranstalter schon erheblich in die Vorbereitung von Silvesterpartys investiert und tausende Karten verkauft hätten, argumentiert Härting. Es drohten Ausfälle in Millionenhöhe.

Tanzverbot schon einmal vor Gericht gekippt

"Die ohnehin durch Corona schwer gebeutelte Berliner Clubszene bangt um ihre Zukunft", so der Jurist, der bereits für Berliner Gastronomiebetriebe vor Gericht das Aus der coronabedingten Sperrstunde durchgesetzt hatte.

Auch ein Tanzverbot ist bereits im Sommer dieses Jahres gerichtlich gekippt worden: Das Verwaltungsgericht Berlin entschied im August, dass Geimpfte und Genesene in Clubs tanzen dürfen. Den letztlich erfolgreichen Eilantrag hatte die Betreiberin einer Diskothek in der Nähe des Kurfürstendamms eingereicht.

Das Tanz-Verbot gilt in der Hauptstadt seit Anfang Dezember. Die Clubs dürfen zwar öffnen, aber keine "Tanzlustbarkeiten" anbieten, sondern lediglich zu Lesungen, Konzerten und Ausstellungen laden.

Clubcommission verweist auf Charité-Pilotprojekt

Deutliche Kritik am Tanzverbot übt Lutz Leichsenring von der Berliner Clubcommission. Es komme "einem Todesstoß und einer Stigmatisierung und Diskriminierung der Szene" gleich, sagte er der Abendschau des rbb.

Ein Pilotprojekt mit der Charité im vergangenen Sommer, bei dem Gäste PCR-Tests gemacht hätten, sei erfolgreich verlaufen, so Leichsenring: "Wir hätten eine Lösung gehabt, die liegt auf dem Tisch. Die nennt sich PCR-Tests. Wir haben dazu Pilotprojekte mit der Charité durchgeführt: Die waren erfolgreich. Und es muss doch auch unser Anspruch als Gesellschaft sein, in der Pandemie-Zeit Veranstaltungen und Kultur möglich zu machen, wenn es möglich ist. Und die Sicherheit, die durch PCR gewährleistet wird, die ist nachweislich da." Auch dass die Gäste den Test in Kauf nehmen, habe sich bei dem Pilotprojekt herausgestellt.

Nur Fixkosten werden erstattet

Derweil hat die Senatsverwaltung für Kultur auf rbb-Anfrage am Freitag die Bedingungen für Corona-Hilfen für Clubs konkretisiert. Demnach können die Betreiber finanzielle Unterstützung beantragen, wenn sie ihren Club freiwillig schließen und der Betrieb sonst bei Offenhaltung ohne Tanz unwirtschaftlich wäre.

Allerdings bekommen sie nur die Fixkosten wie Mieten erstattet - und keine entgangenen Einnahmen, die aus dem Tanzverbot und der Schließung resultieren. Damit müssen wohl erneut Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und beispielsweise vorgebuchte DJs aus eigener Tasche ausbezahlt werden.

Von der Senatsverwaltung für Wirtschaft hieß es dazu auf rbb|24-Anfrage, der Bund sei mit dem Vorschlag an die Länder herangetreten, "unter gewissen Voraussetzungen auch bei freiwilliger Schließung eine Antragsberechtigung im Rahmen der Überbrückungshilfe III Plus anzuerkennen." Details würden noch zwischen Bund und Ländern abgestimmt. "Offen ist auch der Kreis derjenigen, die unter diese Regelung fallen können. Wir rechnen zeitnah mit einer offiziellen Verlautbarung auf der Internetseite [ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de]", teilte ein Sprecher der Behörde mit.

Sendung: Abendschau, 17.12.2021, 19:30 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

58 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 58.

    Warum sollen die Opernhäuser und Theater unterstützt werden? Mag auch nicht jeder.

  2. 57.

    „ Einfach mal den gesunden Menschenverstand einschalten u. dann einen Kommentar abgeben...“

    Wir waren am 16.12. im BE. 2G mit Passkontrolle. Meine Frau und ich sind nun laut Corona-Warn-App Personen mit erhöhtem Risiko. Die Farbe Rot fordert zur sofortigen Quarantäne auf. Wir werden uns testen lassen.

    Soviel zu diesem Lobbyisten-Geplärre aus der ClubCommunity und ihrem sogenannten gesunden Menschenverstand. Das einzige was hilft ist Menschenansammlungen zu meiden. Wenn im Bildungsbürgerrahmen schon keine Garantie besteht wie dann in einem verschwitzten Keller, wo die Ungewissheit und Fälschungen von Impfnachweisen ebenso präsent sind wie anderswo. Keine Extrawurst mehr für die Gewinnsucht – ob nach Geld oder Fun!
    Wer ohne Hirn unter Menschen geht, gefährdet sich und andere. Eine traurige Wahrheit. Alles andere ist Selbstbetrug. Aber das ist nur etwas für Kluge.

  3. 56.

    Jede Generation hat ihre Musikrichtung, bei mir war es Pop u Deutsche Welle... ich weiß nicht in welcher Zeit sie Aufgewachsen sind aber die heutige Generation hört nun mal Techno u Rap.

  4. 55.

    „Was also spricht dagegen, dass sich Menschen unter Einhaltung von 2G+ treffen, um zu tanzen?“

    Grundsätzlich ist Ihr Ansatz ja ein guter, aber: Zumindest vorerst mal die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante. Der erfreuliche Sinkflug der Inzidenz in den letzten Tagen und Wochen scheint sich leider schon wieder deutlich abzuschwächen …

  5. 54.

    Brasilien und Indien ist es vorbei weil alle es bekommen haben.
    Schwachsinn ständig zu verhindern das es alle bekommen bedeutet das es 10 mal länger dauert

  6. 53.

    Ich muss "Berliner" zustimmen: Mit Kunst hat das nichts zu tun. Aber abgesehen davon gab es auch schon Infizierte trotz 2G+, vermutlich weil die Impfpässe und damit auch die digitalen Nachweise gefälscht waren und oder die Testsergebnisse zu ungenau gewesen sind oder eventuell auch gefälscht waren. Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Entweder die Pässe/Nachweise/Tests fälschungssicher machen, was jede Menge Zeit und Ressourcen kostet, oder das Tanzen komplett verbieten, was recht schnell geht und epidemiologisch begründbar ist, auch weil beim Tanzen wesentlich mehr Aerosole in die Luft gepustet werden infolge wesentlich höherer körperlicher Aktivität. Es blebt festzuhalten, dass wir diese Misere mal wieder den renitenten Ungeimpften zu verdanken haben, die sich krimineller Mittel bedienen, um sich bloß nicht mit den wirksamen und sicheren Vakzinen impfen lassen zu müssen.

  7. 52.

    Erschreckend finde ich diese furchtbaren Kommentare hier.
    Nach diesen hier vorliegenden Einschätzungen sollte Mensch zuhause bleiben, niemanden sehen und das Leben aufgeben, bzw. für die Arbeiten wird es reichen.
    Das Leben muss auch lebenswert bleiben, nicht umsonst gibt es in einigen Ländern die Möglichkeit sich selbst das Leben zu nehmen, z.B. bei unheilbarer Krankheit (natürlich sehr verkürzt hier dargestellt).

    Es spricht nichts dagegen 2G und zusätzlich PCR-Test, sicherer geht es nicht. Der eine geht ins Theater um abzuschalten und Kraft für sie Dinge zu sammeln, die da kommen und der andere geht gerne auf Konzerte oder eben in Clubs tanzen.

    Es ist ein wunderbares Gefühl zu lauter Musik zu tanzen und Spaß zu haben, so dass ich Montags meine 50h Woche wieder starten kann.

    Die Arbeit des Pflegepersonals etc. wird dabei nicht geschmälert.
    Vor allem alle sind doch geimpft und lassen sich zusätzlich testen.

    Unverständlich.

  8. 51.

    Wie wär's denn damit:
    Totaler Lockdown für alle. Weshalb wird nicht gleich alles dichtgemacht? Kein Shopping, keine Restaurants, keine Reisen, kein Sport etc... Ist nur ein Scherz...Jedoch:
    Wer kann mit Sicherheit sagen, unter welchen Bedingungen, an welchen Orten sich Menschen infizieren? 2G+ und Boostern sind gute Mittel, um mit dem ganzen Mist klar zu kommen und zu verhindern, dass alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens an die Wand gefahren werden. Gesang in der Kirche, Training im Tanzstudio, Sport in Hallen, Tanzen in Clubs: Das Risiko ist gleichermaßen groß, sich zu infizieren. Also bitte nicht mit zweierlei Maß messen u. Clubs als Stiefkind behandeln. Wenn in risikobehafteten Bereichen 2G+ angewandt wird, sollte alles möglich sein. Nur nicht in Panik verfallen.

  9. 50.

    So, wie Sie reden, könnte man meinen, Sie wären ein verknöcherter, alter Mensch, der noch nie in seinem Leben einen Club o. Bar besucht hat, um sich dort mit Freunden zu treffen und auch Spaß zu haben. Jede Generation hat ihre Bedürfnisse u. Berechtigungen u. das ist total normal. Was also spricht dagegen, dass sich Menschen unter Einhaltung von 2G+ treffen, um zu tanzen? Wo ist der Unterschied zum Gesang in der Kirche, Unterhaltungen beim Essen im Restaurant? Einfach mal den gesunden Menschenverstand einschalten u. dann einen Kommentar abgeben...

  10. 49.

    Immer schön locker bleiben bitte. Haben sie vergessen das letztes Jahr niemand geimpft war. Fast alle halten sich an die Regeln nur die unfähig der Politiker muss einhalt geboten werden. Regeln ja, aber bitte sinnvolle

  11. 48.

    Tanzen oder nicht? Wir bringen seit fast zwei Jahren echte finanzielle Opfer und bekommen die Fixkosten erstattet. Was ist mit Essen, Leben, Kinder, Familie, Urlaub und Anschaffungen. Bleib5 alles aus. Von mir aus können unterstützen wir die Pandemiebekämpfung mit Sschliessung, dann muss man uns aber die Möglichkeit einräumen unser Leben finanzieren zu können.

  12. 47.

    Omikron kommt und tanzen braucht nkemand zum Überleben. Geht auch wunderbar zu Hause mit guten Boxen / Kopfhörern.

  13. 46.

    Manchmal habe ich mir bald gewissen Kommentaren, meine Zweifel alles zuzusperren für was wieder ein halbes Jahr alles dicht machen und selbst isolieren. Und dann schön wieder um die Welt reisen, das können wir da. Können wir uns die neuesten Varianten einhandeln und dann wieder alles mitschleppen? Nur damit wir wieder ein halbes Jahr hier alle einsperren. Genauso soll es sein. Was ist das denn sechs deutschen gewesen, die nach Südafrika gefahren sind in ein hochrisikogebiet, trotz Booster Impfung muss das sein darüber redet, keiner, aber ich garantieren ihnen, die die heute, die Clubs zu machen, schreien im März schon wieder nach ihrem Urlaub und ihre eingeschränkten Freiheit, damit sie auf Malle und Co. Schön tanzen und feiern gehen können.

  14. 45.

    Naja tanzen, bei oder mit Maske, 1.5 Metern Abstand,minus 6 Grad Aussentemperatur kann man machen, muß man aber nicht.
    Zum einen gibt es wichtigere erhaltenswertere Dinge, wie Leben Arbeiten, Schule und Gesundheit und dann muss man einfach erkennen dass Pandemiezeiten einfach nicht zu m feiern da sind.
    Erwachsene oder die es ja sein wollen können sich auch zusammenreißen und zurückhalten, wie der größte Teil der vernunftbegabten, intelligenten Bevölkerung.

  15. 44.

    "So bekommen wir die Pandemie nie in den Griff. "
    Und wie bekommen wir sie in den Griff? So wie Briten? Dänen?, Französen? Polen? Russen? Tschechien? Schweden? Zeigen Sie mir ein Land wo man ruhig sagen kann dass man die Pandemie "in den Griff" bekommen hat. So, oder anders.

  16. 43.

    Alter Falter, vielleicht einfach mal Leute fragen, die in dem Bereich arbeiten. Die haben seit langer Zeit richtig Stress (allein die Arbeit im Vollschutz)und dann gibt es immer noch so ignorante Kommentare. Ich begreife es einfach nicht!

  17. 42.

    Tanzen geht ja unter den Hygieneregeln nicht. Wie soll die Einhaltung von Abstand, Maskenpflicht ect überwacht werden?
    Hauptsache die Clubbetreiber haben Einnahmen. Was interessiert die denn Menschenleben oder die Gesundheit der Besucher?

    Die Intensivstationen füllen sich immer mehr.

    Unverantwortlich. Selbst wenn die Clubbesitzer Erfolg haben sollten, könnten sie die Auflagen nicht erfüllen. Jeder Clubbesitzer muss Abstand. Maskenpflicht, lüften ect garantieren können.

  18. 41.

    Die Gier der Clubbesitzer kennt wohl keine Grenzen. Denen ist der Profit wichtiger als Menschenleben.

    Und keine staatlichen Hilfen mehr für Clubbetreiber ect

  19. 40.

    Einige Kommentare sind ja echt erschreckend … da maßen sich Leute an zu beurteilen was Kunst ist und was nicht, obwohl nicht einmal darum geht.
    Und dann das übliche …. wenn die Clubs ihren normalen Geschäft nachgehen … dann wird die Pandemie noch schlimmer… und das obwohl es einmal die lange Club Nacht gab bei der anschließend niemand nachweislich infiziert war oder Beghain wo sich 19 Leute von 2.500 ansteckten.
    Alleine daran sieht man, wie unheimlich gefährlich das ist…. alles andere sind bloße Vermutungen.
    Aber bei Corona braucht man keine Belege die Vermutung eines Verdachts reicht ja aus um Beschränkungen jeder Art zu verhängen…. und man muss nicht mal belegen ob die Maßnahme überhaupt einen meßbaren Erfolg hatte… letztes Jahr Gastro geschlossen… und die Auswirkungen waren gleich null.

  20. 39.

    Das Tanzverbot ist sinnvoll und notwendig, um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Es zeugt von rücksichtslosem Gewinnstreben, gegen dieses vorzugehen. Dass zudem der Präsenzunterricht an Schulen ausgesetzt werden müsste, steht auf einem anderen Blatt.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren