Sanitäter mit Böllern beworfen - Fassungslosigkeit nach erneutem Angriff auf Sanitäter
Wieder sind in Berlin Rettungskräfte angegriffen worden: In Kreuzberg bewarf ein Betrunkener Sanitäter mit Böllern und versuchte, auf einen Defibrillator zu urinieren. Innensenator Geisel spricht von einem unfassbaren Vorgang und fordert harte Strafen.
Mit Empörung und Fassungslosigkeit haben Politik sowie Vertreter von Polizei- und Rettungskräften auf einen neuen Angriff auf Sanitäter in Berlin reagiert. Ein Betrunkener hatte die Männer in der Nacht zum Samstag bei einem Rettungseinsatz mit Böllern beworfen. Er konnte überwältigt und der Polizei übergeben werden.
Innensenator Andreas Geisel verurteilte die Tat aufs Schärfste. "Es ist unfassbar, dass Menschen angegriffen werden, die uns zur Hilfe kommen", teilte Geisel mit. Die Justiz müsse die existierenden Gesetze jetzt voll ausschöpfen, sagte Geisel und verwies auf die im vergangenen Jahr beschlossene Anhebung des Strafmaßes für Angriffe auf Sanitäter und Polizisten. Demnach wird ein tätlicher Angriff auf Polizisten und Rettungskräfte mit einer Freiheitsstrafe nicht unter drei Monaten und bis zu fünf Jahren bestraft.
"Unfassbar", "nicht nachvollziehbar", "totale Verrohung"
Von einem "unfassbaren Zustand" sprach auch die Gewerkschaft der Polizei. "Es gibt immer mehr Leute in dieser Stadt, die denken, sie können Einsatzkräfte folgenlos angreifen", erklärte GdP-Sprecher Benjamin Jendro. Die Entwicklung müsse jedem demokratisch lebenden Menschen zu denken geben, sei aber auch die Folge von jahrelangen Nachlässigkeiten bei der Bewertung derartiger Angriffe.
Auch die Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) äußerte sich empört. Die Attacken auf die Rettungskräfte seien nicht nachvollziehbar, teilte der Sprecher der Gewerkschaft, Micha Quäker, mit. "Unsere Kräfte müssen geschützt werden", forderte er. Die Regierung müsse die Justiz entsprechend ausstatten, dass sie die im vergangenen Jahr verschärften Gesetze zu Angriffen auf Rettungskräfte auch durchsetzen könne.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, beklagte in einem Interview eine zunehmende Gewalt gegen Ärzte und Helfer. "Wir erleben derzeit eine totale Verrohung bei einigen Patienten und ihren Angehörigen gegenüber medizinischem Personal", sagte Montgomery der "Rheinischen Post": "Das kriegen wir als Ärzteschaft alleine nicht in den Griff." Auch in Notaufnahmestellen passiere es immer wieder, dass Leute wegen der Wartezeiten sehr aggressiv würden. In einigen Krankenhäusern gebe es bereits Sicherheitsdienste, um das Personal dort zu schützen.
Sanitäter mit Böllern beworfen und bespuckt
Die 28 und 29 Jahre alten Sanitäter waren wegen eines medizinischen Notfalls in die Kreuzberger Waldemarstraße gerufen worden. Als sie aus dem Rettungswagen stiegen, warf der 37-jährige Mann zunächst die Böller.
Anschließend soll er versucht haben, auf einen abgestellten Defibrillator zu urinieren, was die Sanitäter verhindern konnten. Einem der Männer spuckte der 37-Jährige daraufhin ins Gesicht. Die Sanitäter fixierten den Angreifer und übergaben ihn herbeigerufenen Polizisten, die ihn in eine Gefangenensammelstelle brachten. Der betrunkene Mann stimmte dort einer Wohnungsdurchsuchung zu. Dabei fanden Beamte mehrere illegale Böller. Er muss sich nun wegen einfacher und gefährlicher Körperverletzung, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten.
Bereits in der Silvesternacht hatte es Angriffe auf Rettungskräfte und Polizisten gegeben. In der Rosmarinstraße im Bezirk Mitte waren Rettungskräfte, die wegen einer Verletzung gerufen wurden, sogar mit Schusswaffen bedroht worden. Die Feuerwehrleute hätten die Polizei alarmiert, diese habe zwei scharfe Schusswaffen sichergestellt, so die Feuerwehr. In Lichtenrade wurde einem Sanitäter mit der Faust ins Gesicht geschlagen.
Sendung: Inforadio, 06.01.2018, 10.30 Uhr