Großes Geburtsorte-Ranking - Aus diesen Städten und Ländern stammen die Berliner wirklich

Mi 22.08.18 | 15:59 Uhr | Von Götz Gringmuth-Dallmer
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Die Geburtsorte der Berliner (Quelle: rbb|24)
Video: rbb|24 | 21.08.2018 | Mara Nolte/Mark Allhoff | Bild: rbb|24

Es gibt sie noch, die gebürtigen Berliner, die immer noch hier leben - aber sie sind in der Minderheit. Die heutigen Hauptstadtbewohner kommen aus Gegenden, die man nicht vermutet hätte. Wie viele stammen aus Ihrem Geburtsort? Von Götz Gringmuth-Dallmer

Der Berliner im Allgemeinen schimpft ja gerne über die zugezogenen Schwaben. Weil gefühlt alle Zugezogenen Schwaben sind. Das stimmt so natürlich nicht - aber dazu später mehr.

Fest steht: Die "echten" Berliner, die in der Stadt zur Welt kamen und immer noch hier leben, sind tatsächlich in der Minderheit. Nur knapp 47 Prozent der Hauptstädter (1.736.514) wurden auch hier geboren, rund 53 Prozent (1.975.416) haben in ihrer Geburtsurkunde einen anderen Ort verzeichnet. Das zeigen Zahlen vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, die rbb|24 ausgewertet hat. (Stand: 31.12.2017)

Sie gehören zu den Zugezogenen? Dann können Sie in der nachfolgenden Karte sehen, wie viele Menschen in der Hauptstadt ihren Geburtsort mit Ihnen teilen. Einfach einen Ortsnamen, ein Land oder ein Bundesland in das Suchfeld eingeben - oder klicken Sie sich durch unser Ranking.

Hinweis (Update: 27.08.2018): Aus technischen Gründen werden in der Karte eingangs nur Orte angezeigt, in denen mindestens 200 Menschen geboren wurden. Über die Suche findet man auch Orte mit weniger Einträgen. Orte, in denen weniger als 10 Menschen geboren wurden, werden aus technischen Gründen nicht auf der Karte angezeigt. Sie werden aber in die Gesamtrechnung der betreffenden Länder einbezogen.

An der Spitze unserer Zugezogenenliste stehen Hamburg, Brandenburg und Polen beziehungsweise die Türkei: 22.779 Berlinerinnen und Berliner wurden in der Hansestadt geboren, damit sichert sich Hamburg den Spitzenplatz unter allen Städten weltweit.

Mehr als 200.000 Berliner sind eigentlich gebürtige Brandenburger. Damit führt das einzige Nachbarbundesland das Bundesländerranking an.

Sonderfall Polen

Was die Herkunftsländer angeht, steht Polen auf der Liste ganz vorne: 136.732 Berliner kamen in Orten zur Welt, die zum heutigen polnischen Staatsgebiet gehören.

Das Land ist jedoch zugleich ein Sonderfall: Bei etwa 47.000 Personen fand die Geburt vor 1946 statt - einige von ihnen wurden aufgrund der anderen Grenzziehung zu jener Zeit somit als Deutsche geboren. Knapp 90.000 Hauptstadtbewohner erblickten nach 1946 in unserem östlichen Nachbarland das Licht der Welt.

Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass sich über den Geburtsort nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Staatsangehörigkeit der Zugezogenen ziehen lassen.

Türkei vor Russland und Syrien

Lässt man den Sonderfall Polen beiseite, kommen die meisten Berliner, die im Ausland geboren wurden, aus der Türkei (102.184), gefolgt von Russland (46.997), Syrien (39.774) und Bulgarien (27.696). Potenzielle Italiener um die Ecke gibt es immerhin noch 24.679. Auch diese Zahlen beziehen sich immer auf das heutige Staatsgebiet. Sie geben zum Beispiel keine Auskunft darüber, wie viele Menschen in der damaligen Sowjetunion geboren wurden.

Damaskus löst Stettin/Szczecin ab

Schaut man sich an, aus welchen Städten weltweit die Menschen nach Berlin ziehen, so gab es in den vergangenen Jahren eine deutliche Verschiebung. Ende vergangenen Jahres lebten 14.746 Menschen mit Geburtsort Damaskus in Berlin, gefolgt von Stettin/Szczecin (7.296), Aleppo (7.065), Moskau (6.657), Teheran (6.429), Breslau/Wrocław (6.280) und Beirut (5.354) sowie Istanbul (5.075).

Bei einer ähnlichen Auswertung der Berliner Morgenpost aus dem Jahr 2015 lag hier Stettin/Szczecin (6.801) noch an der Spitze, gefolgt von Breslau/Wrocław (6.308), Moskau (5.828), Teheran (5.042), Istanbul (4.445) und Damaskus (4.332).

 

Mehr als 400 Geburtsorte in Brandenburg

Einen interessanten Blick offenbart die Statistik auf Brandenburg, das Bundesland, aus dem die meisten Zugezogenen kommen. Über 400 Geburtsorte liegen gemäß unserer Auswertung in Brandenburg. Dabei haben wir - soweit machbar - ehemalige selbständige Gemeinden der Gemeinde zugeordnet, zu der sie heute gehören. Potsdam (16.358), Frankfurt (Oder) (9.913), Königs Wusterhausen (8.448) und Rüdersdorf bei Berlin (7.894) sind die Brandenburger Kommunen, in denen die meisten heutigen Bewohner Berlins geboren wurden. Potsdam liegt dabei im Gesamt-Städteranking nach Berlin, Hamburg, Leipzig und Dresden auf Platz fünf.

Und die Schwaben?

Zurück zu den eingangs erwähnten Schwaben. Wie viele der von den Berlinern so geschätzten Mitmenschen aus dem Süden der Republik wirklich in Berlin leben, lässt sich nicht so genau ermitteln. Ein Blick auf Wikipedia hilft auch nur bedingt weiter: der Umfang Schwabens sei "heute diffus und territorial nicht fassbar", heißt es da. Es gibt zwar ganz offiziell einen Regierungsbezirk Schwaben, der liegt aber in Bayern. Schaut man sich an, in welchen Bundesländern die zugezogenen Berliner geboren wurden, steht Baden-Würtemberg auf Platz sieben und Bayern auf Platz acht.

Es gibt in Berlin immer noch mehr Menschen, die in Hannover (9.537) geboren wurden als in Stuttgart (8.979) - Platz 13 im Städteranking. Die nächste Stadt in der Liste aus dem Südwesten ist Freiburg (4859 - Platz 41). Freiburg gehört aber historisch explizit nicht zu Schwaben, sondern zu Baden. Weit abgeschlagen zwischen Hinis (Türkei) und Forst (Lausitz) kommt die Stadt Tübingen (2.286) - nur Platz 120 in unserer Liste. Die vielen Schwaben in Berlin - doch eher eine gefühlte Wahrheit?

Hier leben die "echten" Berliner - und hier die Neuhauptstädter

Soviel ist jedoch sicher: Wer sich auf die Suche nach einem echten eingeborenen Berliner macht, der wird am ehesten in Reinickendorf (57,8 % gebürtige Berliner) fündig, gefolgt von Spandau (54,1 %) und Treptow-Köpenick (53,3%). Die meisten Zugezogenen dagegen lassen sich in Mitte nieder, zwei Drittel der Einwohner dort wurden nicht in Berlin geboren (65,7 Prozent kommen von außerhalb), knapp gefolgt von Friedrichshain-Kreuzberg (65,4 %) und Charlottenburg-Wilmersdorf (60,2%).
 

Haben Sie Anmerkungen oder einen Fehler entdeckt? Gerne nehmen wir Ihre Hinweise auf. Schreiben Sie uns unter daten@rbb-online.de

Mitarbeit: Kira Schacht, Michael Hörz (Daten), Manuel Reich und Arne Schlüter (interaktive Karte)

Sendung: Abendschau, 21.08.2018, 19.30 Uhr

Beitrag von Götz Gringmuth-Dallmer

111 Kommentare

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  1. 111.

    Die Anzahl der Berliner Einwohner hatte sich schon seit Generationen immer vom Zuzug erhöht. Das hat den Vorteil, weniger Inzucht und somit weniger Verblödung. Daher ist der "richtige Berliner" auch nicht auf den Kopf gefallen, jedenfalls in den meisten Fällen!

  2. 110.

    Also, ich, zugezogene Hungaro-Schwäbin, bin jetzt in der Corona-Krise noch da!

  3. 109.

    Super Idee liebes RBB Team! Macht Spaß, damit zu arbeiten. Welch eine Mühe! Danke.

  4. 108.

    Ich verstehe das so, es könnten 53% der Wohnungen (und Parkplätze) leer stehen und die Vermieter würden mich mit nem Präsentkorb begrüßen und vom Bahnhof abholen. Einbauküche mit allem Pipapo. Und was ist stattdessen? Man wird verdrängt, zahlt Horrormieten und zu einer Besichtigung kommen 1700 Leute. Jippie.. läuft.
    In gut einer Woche ist Weihnachten, da sieht es in Berlin genau so aus. Wie in einem Katastrophenfilm, wo alle aus der Stadt geflüchtet sind. Kaum eine Wohnung mit Licht und ein Bus könnte in einem Zug auf der Straße wenden.

  5. 107.

    Berliner stammen grundsätzlich aus Berlin.
    Hamburger, Frankfurter usw. könnten Berliner werden, das fängt aber bei der Aussprache an und der Akzeptanz der Kultur. Wollen sie aber nicht.
    Also sind Zugezogene keine Berliner. Oder essen die Eisbein mit Sauerkraut? Oder Sülze, oder gedeckte Apfelkuchen? Nö.
    Berliner gibt es im Höchstfall nur noch 10 %.

  6. 106.

    Und jeder braucht eine Wohnung. Wer davon sind die Gentrifizierer? Und dann rumjaulen, dass es keine Wohnungen gibt.

  7. 105.

    Immer wieder amüsant zu lesen, wie stolz Menschen auf etwas sind, was sie selbst gar nicht entscheiden und mitbestimmen konnten - wo sie geboren wurden. Und interessant auch, wie dies dann als Maß dafür genutzt wird, wer hier etwas entscheiden oder gestalten sollte. Gerade in Berlin, einer Stadt, die ja seit jeher von den Zugezogenen lebt. Nur einmal als Erinnerung. Ende des 17. Jahrhunderts waren ca. 20% der Berliner Bevölkerung allein französischstämmige Hugenotten. Städte wie Berlin, München etc. leben nicht von Menschen, die sich durch den Eintrag in ihrer Geburtsurkunde definieren, sondern von den Menschen, die in diesen Städten ihr zu Hause sehen - und sei es auch nur für 2,5 oder 10 Jahre.

  8. 104.

    https://interaktiv.morgenpost.de/zugezogene-in-berlin/#11/52.4395/13.4792
    Die Stadt hat man uns Berlinern genommen.

  9. 103.

    Man sieht dass die Bastionen die unsere Geburtsstadt ökologisch gestalten wollen, nicht einmal hier geboren sind:

    Mitte 377.965 34,3 65,7
    Friedrichshain-Kreuzberg 283.974 34,6 65,4
    Charlottenburg-Wilmersdorf 338.831 39,8 60,2
    Pankow 402.289 46,7 53,3

    Es kann nur schlimmer werden...

  10. 102.

    Schade, dass es zwischen Berlinern und uns Schwaben nicht so klappt. Mit der Vermischung von
    'Schrippe' und 'Wecken' hätte man doch gemeinsam 'Schrecken' verbreiten können !
    Wie konnte diese WortÜberschneidung nur versemmelt werden ?

  11. 101.

    Waschechte? Neee… Also wer nach Berlin zieht, der ist Rucksackberliner, wer in Berlin geboren ist, ist echter Berliner, wessen Eltern beide in Berlin geboren sind, ist WASCHECHTER Berliner und wessen Großeltern (ja, alle vier!!!) in Berlin geboren sind, der ist Urberliner.... *lol*

  12. 100.

    Ich lese gerade 99 Kommentare. Zu 100 meine Vorfahren Bromberg/Thorn, kamen unfreiwillig nach Berlin/Brandenburg.

  13. 99.

    Also :
    ick bin Balina und 1937 in Charlottenburg jeborn worn----Jottseidank

  14. 98.

    Ach Gottchen Monika,wenns gefragt ist und dem Mainstream dient würden Sie auch ne Afrikanerin hinbekommen.Sie brauchen sich nicht entschuldigen wenn sie in Württemberg geboren sind.Die wirklichen Berliner verzeihen es Ihnen, ausser Thierse , vor dem müssten Sie sich in hüten.Der hat damals seine fromme, tolerante und sozialdemokratische Maske runtergelassen oder es ist seinem Alter geschuldet, als er diese Schwabehetze betrieb.

  15. 97.

    Ehefrau Seit Generationen Friedenauerin,Ehemann Schwabe seit 1976 zugezogen.Tätig früher bei de Bewag,super Kollegen und wurde wegen meiner Herkunft und Mundart nie auch nur im geringsten angefeindet oder angemacht.Ich mag die Berliner sehr.Im übrigen haben die Schwaben die Stadt sehr bereichert in der Kultur,Gastronomie,Fachkräfte ,damals noch in der Heimat wegen ihrer Homesexualität diskriminiert, oder vor der Bundeswehr ins Studium nach Berlin geflüchtet, oder einfach nur als loyale, fleissige ,tolerante zugezogene Neuberliner.Übrigens die Besten Brezeln (und Weckle und alles andere auch)gibt es in Friedenau beim Bäcker Mann ,Herbert,ein fleissiger Schwabe seit Jahrzehnten.Schönen Gruss an den Pfarrer Bundetagspräsidenten a.D. ,Spd Politiker und leider auch Schwabenhetzer und Stimmungsmacher auf niedrigstem Niveau.

  16. 96.

    Ick hab jedacht, ick bin der eenzige Balina noch hier, aba da jibs doch noch meer, zum Jlück! Ick bin jetzt ca. 69 und wohne immer noch in meiner Geburtsgegend in Friedrichshain. Aber ich komme mir wie ein Ausländer in meiner eigenen Stadt vor. Ich habe nichts gegen Ausländer die sich hier einfügen wollen in die Kultur und Sprache. Aber wenn sie hier "Theater" auf der Straße machen wollen und ihre Kultur, Bräuche den Deutschen (Berlinern) überstülpen wollen und hier nur Krach machen wollen, bin ich dafür, dass diese Menschen wieder in ihr Land zurückgehen sollten! Z.B. möchte ich hören, über was sie sich in der Öffentlichkeit unterhalten. Der Senat sucht Platz für Wohnhäuser, aber da wird viel Platz für Moscheen u.ä. "verschenkt", da verstehe ich die Welt nicht mehr - oder diese Menschen, die dothin gehen, sollen auch dort alle wohnen. Das hat nichts mit dem Glauben zu tun, denn, so wie ich weiß, gab es hier, bevor sie gekommen sind, keine solche Gebäude. Wohin gehen die Clans denn?

  17. 94.

    Tja, ich bin geborene Berlinerin in der x-ten Generation. Aufgewachsen in Weißensee wohne ich jetzt in Hellersdorf. Und ja, ich fühle mich schon irgendwie wie zu einer bedrohten Minderheit gehörig, zu einer aussterbenden Spezies. Das geht schon los, wenn Eierkuchen "Pfannkuchen" genannt werden, und Pfannkuchen "Berliner" ...
    Die "Überflutung" mit Rucksackberlinern ging aber - zumindest im Ostteil Berlins - schon mit dem sog. Wohnungsbauprogramm los, da wurde Berlin von Sachsen überschwemmt. Mittlerweile kenne ich in meinem Kiez hier kaum noch "richtige" Berliner und sogar die Sachsen sind schon in der Minderheit.Bei uns zuhause wurde allerdings Hochdeutsch gesprochen, wenn ich anfing zu berlinern, gab´s böse Blicke von Mutti! Jetzt, wo sich nicht mehr darauf achten kann, verfalle ich dann doch mehr und mehr in den Berliner Slang - sagt zumindest mein Partner, der auch ein Zugezogener ist und zu den 2.163 "Pseudo Berliner/innen" gehört, die aus Wismar stammen.

  18. 93.

    Vielen Dank für Ihre Antwort. Toll, dass Sie das so recherchieren und interessant, wieviele Berliner aus dieser kleinen Stadt kpmmen.

  19. 92.

    Die Mieten steigen auch für die Neuberliner. Alle zusammen, egal wo unser Geburtsort liegt und welche Farbe unser Pass hat, leiden wir unter dem Ausverkauf der Stadt an Immobilienhaie, die von diversen Landesregierungen verschlampte Baupolitik, dem Kaputsparen der öffentlichen Haushalte (zum Wohle der obersten 20 Prozent) u.a. mit den Folgen Lehrer- und Erziehermangel der Vernachlässigung des ÖPNV usw usf. Wie gesagt: Alle zusammen.
    Sag ich mal als Neuberliner mit Wurzeln in Polen, Schleswig-Holstein, der Uckermark, Berlin und was-weiß-ich-wo

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