Illustrierte Erklärungen - Die zehn wichtigsten Fakten über Wölfe in Brandenburg

Mi 15.03.23 | 12:03 Uhr | Von Annika Klügel (Redaktion) und Caroline Winkler (Illustration)
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Illustration: Der Wolf in Brandenburg (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
Video: rbb|24 | 06.08.2018 | Bild: rbb|24/Caroline Winkler

Naturschützer freuen sich, Tierhalter klagen und vielen ist ein bisschen mulmig: Lange galt der Wolf als ausgestorben in Deutschland, nun streift er wieder durch Brandenburg. Was ist eigentlich dran an der Angst vorm bösen Wolf? Von Annika Klügel und Caroline Winkler

 

1. Was hat es mit der Rückkehr der Wölfe auf sich?

Illustration: Der Wolf (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
| Bild: rbb|24/Caroline Winkler

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Seit Wölfe Ende des 20. Jahrhunderts in Deutschland und vielen Regionen Europas praktisch ausgestorben waren, gibt es neue Regeln zu ihrem Schutz. Wölfe und andere bedrohte Tierarten sollten die Chance bekommen, ihre alten Lebensräume zurückzuerobern. Ziel der strengen Schutzbedingungen ist es, dem Wolf wieder zu einem "günstigen Erhaltungszustand" in Europa zu verhelfen. In Brandenburg wurde erstmals im Jahr 1999 ein Wolfspaar gesichtet, im Jahr 2000 gab es Nachwuchs. Seitdem wächst die Wolfspopulation kontinuierlich. 2022/2023 wurden in Brandenburg laut Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU) 52 Rudel, 10 Paare und 190 Welpen nachgewiesen [lfu.brandenburg.de] – damit ist Brandenburg das Bundesland mit den meisten Wolfsrudeln in Deutschland.

Die meisten Wölfe sterben durch Verkehrsunfälle. Jedes Nachstellen, Fangen, Verletzen oder illegale Töten eines Wolfes kann mit einer Geldbuße von 10.000 bis 50.000 Euro und bis zu fünf Jahren Gefängnis sowie dem Entzug der Jagdlizenz bestraft werden. Trotz des strengen nationalen und internationalen Schutzstatus des Wolfes wurden 2023 rund fünf Prozent der Totfunde in Brandenburg illegal geschossen. Die Täter werden allerdings selten gefasst.

Im Jahr 2023 wurden in Brandenburg 64 Wölfe tot aufgefunden, davon wurden 51 Tiere bei Verkehrsunfällen getötet, drei illegal geschossen, sechs starben an natürlicher und zwei an unbekannter Todesursache. [Quelle: lfu.brandenburg.de.]

2. Was frisst der Wolf?

Illustration: Die Nahrung des Wolfes (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
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Mit seinen weitläufigen Naturschutzgebieten und ehemaligen Truppenübungsplätzen bietet Brandenburg ideale Lebensbedingungen für den Wolf. Hier finden Wölfe alle Tiere, die in ihrem Nahrungsspektrum eine Rolle spielen.

Wölfe sind sogenannte Beutegreifer und jagen vor allem Huftiere. In Brandenburg sind das Rehwild, Rot- und Schwarzwild sowie Dam- und Muffelwild. Sie alle haben durch den Wolf erstmals wieder einen natürlichen Feind. Nur etwa ein Prozent des Nahrungsspektrums machen Weidetiere wie Schafe und Ziegen aus. Besonders gefährdet sind die hilflosen und unerfahrenen Jungtiere. Selbst Kälber werden immer wieder Opfer von Wölfen, vor allem, wenn sie ganzjährig auf der Weide gehalten werden.

3. Warum richten Wölfe auf der Weide ein Blutbad an?

Illustration: Veränderung für den Weidetierhalter (Quelle: rbb24/Caroline Winkler)
| Bild: rbb24/Caroline Winkler

Wölfe suchen sich naturgemäß die leichteste Beute und reißen deswegen auch Weidetiere. Gerade Schafhalter verlieren bei einem einzigen Wolfsangriff oft sehr viele Tiere. Oftmals wird fälschlicherweise behauptet, dass die Wölfe in eine Blutrausch geraten. Doch der Grund ist ein anderer: Die flüchtenden Schafe lösen beim Wolf immer aufs Neue einen Beutereflex aus ("surplus killing"). Deshalb frisst er nicht erst einen Kadaver so weit wie möglich auf, sondern tötet solange, bis er gestört wird oder sich kein Tier mehr bewegt.

Viele Tierhalter berichten, dass der Anblick ihrer gerissenen Schafe, die aus der Kehle bluten und deren Gedärme aus der aufgerissenen Bauchdecke quellen, für sie kaum zu ertragen sei. Der emotionale Verlust der eigenen Tiere kann nicht entschädigt werden. Die einzige Chance, das Risiko eines Wolfsangriffs zu minimieren, ist es, vorzubeugen und es den Wölfen so schwer wie möglich zu machen, in die Herde einzudringen.

4. Wodurch hilft der Wolf dem Förster beim Waldumbau?

Illustration: Veränderung für Förster (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
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Viele Förster freuen sich über die Rückkehr der Wölfe, weil die Tiere maßgeblich an einem natürlichen Umbau des Waldes mitwirken. Brandenburg hat seit Jahren sehr hohe Wildbestände, die sich immer schwerer regulieren lassen. Für die Förster führt das zu Problemen bei der Aufforstung: Weil das Wild Jungtriebe abknabbert, entstehen große Schäden. Eine Verjüngung des Baumbestandes durch Neupflanzungen ist nur schwer möglich. Bisher ist die einzige wirkungsvolle Maßnahme gegen den Wildverbiss, Jungpflanzen mit Drahtzäunen zu schützen. Doch die sind teuer und schränken die Bewegungsfreiheit im Wald ein. Der Wolf könnte hier eine Art Alternativlösung sein: Er hilft, die Wildbestände zu dezimieren, und hilft so indirekt auch dem Förster beim Waldumbau.

5. Wie stehen Jäger zum Schutzstatus des Wolfes?

Illustration: Veränderungen für Jäger (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
| Bild: rbb|24/Caroline Winkler

Viele Jäger sind sich des positiven Einflusses des Wolfes auf Wildregulation und Wald bewusst. Doch gerade Pachtjäger – also private Jäger, die ein bestimmtes Gebiet pachten, auf dem sie jagen dürfen, auf dem sie aber auch für die Einhaltung festgelegter Abschusspläne verantwortlich sind -, klagen über erschwerte Jagdbedingungen. Denn das Wild passt sein Verhalten dem natürlichen Feind Wolf an: Es wird schreckhafter, dadurch auch agiler und rottet sich häufiger in Großgruppen zusammen, um sich vor einem Wolfsangriff zu schützen. Muffelwild wiederum, eine beliebte Jagdtrophäe, wurde seit Auftauchen des Wolfes deutlich dezimiert.

Die unterschiedlichen Positionen der Jäger zum Wolf spiegeln sich in der Arbeit der großen Jagdverbände wider: In Brandenburg setzt sich der Ökologische Jagdverband für einen strengen Schutz des Wolfes ein, während der Landesjagdverband Brandenburg langfristig eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht fordert.

6. Ist der Wolf eine Gefahr für uns Menschen?

Illustration: Veränderung für den Menschen (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
| Bild: rbb|24/Caroline Winkler

Dass ein Raubtier in unseren Wäldern lebt, das aktiv tötet und auch für uns eine potenzielle Bedrohung darstellt, ist neu. Insbesondere auf dem Land sind viele Menschen verunsichert. Sie fragen sich, ob sie ihre Kinder noch im Wald spielen lassen können und ob sie beim Pilzesammeln möglicherweise von einem Wolf überrascht werden. An sich sind Wölfe sehr scheu. Deswegen ist das eher unwahrscheinlich, wenn auch nicht auszuschließen.

Aber es gibt konkrete Verhaltensweisen, die man in Wolfsgebieten beachten sollte. Hundehalter müssen sich angewöhnen, ihre Tiere im Wald anzuleinen. Wer alleine unterwegs ist, kann vor sich hin summen oder geräuschvoll auftreten, damit die Wölfe nicht überrascht werden, sondern rechtzeitig das Weite suchen. Kommt es dennoch zu einer Begegnung: nicht wegrennen, weil Wölfe schnellen Bewegungen folgen, sondern selbstbewusst versuchen, mit lauter Stimme und lautem Klatschen das Tier zu verjagen.

Wölfe darf man nicht anfüttern, weil sie sonst ihre natürliche Scheu vor den Menschen verlieren. Auch das achtlose Liegenlassen von Essensresten bei einem Spaziergang kann Wölfe anlocken und sollte deshalb unbedingt vermieden werden.

7. Was bedeuten Wolfsmonitoring und Wolfsmanagement?

Illustration: Wolfsmonitoring und Wolfsmanagement – Schutz Wolf (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
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Um Konflikte rund um die Wölfe so gering wie möglich zu halten, gibt es in den einzelnen Bundesländern ein eigenes Wolfsmanagement: Es soll die Wölfe schützen, die Bevölkerung aufklären und die Tierhalter unterstützen. Im Land Brandenburg wird die Rückkehr der Wölfe vom Landesamt für Umwelt überwacht. Der Managementplan sieht außerdem eine strenge Kontrolle der Artenreinheit der Wolfspopulation vor. Wolfshybriden – die Nachkömmlinge einer Paarung von Wolf und Hund – sollen aus der freien Wildbahn entnommen werden. Hybriden gefährden langfristig die Artenreinheit der Wolfspopulation und schmälern die Überlebenschancen der Wölfe in der freien Wildbahn. Der Anteil an "Haustiergenen" kann außerdem zu unberechenbarem Verhalten dem Menschen gegenüber führen.

Ein gezieltes Monitoring soll kontrollieren, wie viele Wölfe es im Land gibt, und wo sie sich ansiedeln. Jährlich werden deshalb mit Hilfe von Bildnachweisen, Kot- und Spurenanalysen die vorhandenen Rudel systematisch gezählt. Auch tote Wölfe werden dabei erfasst und zur Untersuchung der genauen Todesursache ins Landeslabor Berlin-Brandenburg in Berlin gebracht.

8. Wie werden Tierhalter durch das Wolfsmanagement unterstützt?

Wolfsmanagement (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
| Bild: rbb|24/Caroline Winkler

Im Jahr 2023 gab es in Brandenburg 1.465 anerkannte Nutztierrisse, darunter 1.281 Schafe und Ziegen, 90 Rinder (zumeist neugeborene Kälber), 81 Stück Damwild, vier Esel, acht Alpakas und einen, möglicherweise durch einen Wolf getöteten, Jagdhund. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 401 Nutztiere geschädigt, im Jahr 2020 waren es 832. Die Zahlen erfasst das Landesamt für Umwelt Brandenburg [lfu.brandenburg.de]

Dabei spielen bei den 358 Schadensereignissen im Jahr 2023 die Schutzmaßnahmen eine entscheidende Rolle: In 30 Fällen (8 Prozent) waren die gerissenen Nutztiere entsprechend der vom Landesamt für Umwelt empfohlenen Herdenschutzmaßnahmen geschützt. In 235 Fällen (66 Prozent) waren die Weidetiere nicht, oder in 84 Fällen (23 Prozent) nur mit dem Mindeststandard der wolfsabweisende Herdenschutzmaßnahmen geschützt. In 9 weiteren Fällen ließ sich der Herdenschutz nicht einschätzen (3 Prozent).

Da die Schutzmaßnahmen eine entscheidende Rolle spielen hält das Landesamt für Umwelt an der hohen Beratungsintensität fest. So wurden im ersten Halbjahr des Jahres 2023 über 150 einzelbetriebliche Vor-Ort-Beratungen zum Herdenschutz und zur Präventionsförderung in Brandenburg bei Nutztierhaltern durchgeführt.

Besteht der Verdacht, dass ein Nutztier durch Wölfe getötet wurde, wird es durch einen Rissgutachter untersucht. Gilt ein Wolfsriss als nachgewiesen oder kann nicht ausgeschlossen werden, erhält der Tierhalter eine finanzielle Entschädigung. Allerdings nur, wenn seine Tiere durch einen im Wolfs-Managementplan vorgegebenen Mindeststandard vor Wölfen geschützt waren.

Dieser Mindeststandard umfasst etwa das Aufrüsten eines wolfssicheren Zauns. Dies wird vom Landesamt für Umwelt Brandenburg finanziell unterstützt. Auch Anschaffung und Unterhalt von Herdenschutzhunden werden gefördert. Viele Tierhalter haben mit ihnen gute Erfahrungen gemacht. Allerdings beklagen manche, dass Herdenschutzhunde auch ein unverantwortbares Haftungsrisiko mit sich bringen: Da Hunderassen eingesetzt werden, die einen stark ausgeprägten Schutzinstinkt haben, kann ihr Verhalten Menschen gegenüber aggressiv sein.

Für präventive Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren wurden in Brandenburg in den Jahren 2008-2022 insgesamt 7.239.882 Euro Fördergelder gezahlt [lfu-brandenburg.de]. 2022 wurden erstmalig auch laufende Betriebsausgaben für wolfsabweisende Zäune und Herdenschutzhunde gefördert. Die Summe belief sich auf 617.000 Euro.

Seit Dezember 2018 ist das Wolfsinformationszentrum [wiz-brandenburg.de] im Wildpark Schorfheide eine feste Anlaufstelle für Tierhalter, um sich beim Herdenschutz und bei der Antragstellung beraten zu lassen und die Bürokratie zu verringern.

Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Herdenschutzhunde für die Weidentiere werden durch das Land bis zu 100 Prozent gefördert. Für präventive Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren wurden in Brandenburg in den Jahren 2008-2021 bisher insgesamt 4.905.882,17 Euro Fördergelder gezahlt [lfu-brandenburg.de].

9. Wie schützt das Wolfsmanagement die Menschen?

Illustration: Das Wolfsmanagement und Wolfsverordnung – Schutz Mensch (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
| Bild: rbb|24/Caroline Winkler
  • Durch Information und Aufklärung: Noch immer wissen viele Menschen zu wenig über das Wildtier Wolf. Im Dezember 2018 wurde deswegen im Wildpark Schorfheide ein von der EU und dem Land Brandenburg gefördertes dauerhaftes Wolfsinformationszentrum eingerichtet. In Veranstaltungen wollen Experten oftmals irrationale Ängste vor dem Wolf abbauen und gleichzeitig über den richtigen Umgang mit dem Wildtier und über reale Gefahren informieren.
  • Durch die Wolfsverordnung [externer Link]: Immer wieder wurde gefordert, im Wolfsmanagement nachzubessern. Deswegen hat Brandenburg im Februar 2018 als erstes Bundesland in Deutschland eine eigene Verordnung erlassen, die den Umgang mit verhaltensauffälligen Wölfen einheitlich regelt.

    Die Wolfsverordnung unterscheidet drei verschiedene Gruppen von "Problemwölfen", die im Einzelfall geschossen werden dürfen.
    - Wölfe, die ihre natürliche Scheu vor Menschen verloren haben und sich ihnen immer wieder nähern
    - Wölfe, die wiederholt auf einer Weide Tiere gerissen haben - sofern die Weide durch den Mindeststandard des Herdenschutzes gesichert war
    - Wolfshybriden

Seit Januar 2021 ist es nach einer überarbeiteten Wolfsverordnung erlaubt, wenn sie wiederholt Nutztiere reißen, Wölfe aus Rudeln, die in der Nähe gesichtet werden, zu erlegen. Bislang durfte nur der Problem-Wolf geschossen werden, der nachweislich den Schaden angerichtet hat.

Ende August 2022 trat eine weitere Aktualisierung der Wolfsverordnung in Kraft: Seitdem können Wölfen entnommen werden, die über längere Zeiträume in bestimmten Gebieten überdurchschnittlich oft Nutztiere reißen. Berücksichtigt wird dabei nun stärker, dass in einigen Brandenburger Gebieten die Umsetzung optimaler und empfohlener Schutzmaßnahmen für Weidetiere nicht flächendeckend realisierbar ist und Wölfe hier mitunter lernen, den empfohlenen Schutz zu überwinden [mluk.brandenburg.de].

Im Jahr 2022 wurde in 21 von 297 Fällen (7 Prozent) in zwei Gebieten der empfohlene Schutz von einem Wolf mehrfach überwunden.

10. Welche Veränderungen werden noch gefordert im Wolfsmanagement?

Illustration: Geforderte Veränderungen – Wolfsmanagement (Quelle: rbb|24/Caroline Winkler)
| Bild: rbb|24/Caroline Winkler

Weidetierprämie

Die Anzahl der Schäfer habe sich aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den vergangenen Jahren nahezu halbiert, sagt der Schafszuchtverband Berlin-Brandenburg. Dieser Berufsstand leide mit Abstand am stärksten unter dem Wolf. Bei ihrer oftmals prekären wirtschaftlichen Lage kann ein Wolfsangriff eine enorme wirtschaftliche Einbuße bedeuten. Auch der aufwendige Herdenschutz belastet die Schäfer. Der Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg fordert deshalb eine feste Weidetierprämie pro Tier.

In der neuen Agrarförderperiode der EU ab 2023 [bmel.de] wurde eine "gekoppelte Zahlung" (an die Haltung der Tiere gekoppelte Zahlung) für Mutterschafe, Mutterziegen und Mutterkühe eingeführt. Tierhalterinnen und Tierhalter erhalten 2024 eine voraussichtliche Prämie von jährlich ca. 34 Euro für jede Mutterziege und jedes Mutterschaf und ca. 77 Euro für jede Mutterkuh.

Wolfsfreie Zonen

Eine Gruppe aus Freilandbauern, zu denen auch der Bauernbund Brandenburg gehört, fordert, alle Teile des Landes, die mit Weidetieren bewirtschaftet werden, zu "wolfsfreien Zonen" zu erklären. Hier dürften Wölfe geschossen werden. Die Aktivisten möchten die Wölfe in die tatsächlichen Wildnis-Gebiete zurückdrängen. Sie hoffen, "die Zahl der Wölfe und die Gefahr, die von ihnen ausgeht, auf ein für die Landbevölkerung und Landwirtschaft erträgliches Maß" zu begrenzen.

In einem Antrag forderte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ende April 2023 die Bundesregierung auf, die Entnahme und Bejagung des Wolfs im Rahmen eines Bestandsmanagements zu erleichtern. „Wolfsfreie Zonen sind für den Erhalt unserer Kulturlandschaft und den Naturschutz zwingend erforderlich“, sagte Fraktionsvize Steffen Bilger dazu. 254 Abgeordnete votierten für den Antrag, 408 dagegen, es gab sieben Enthaltungen. Der Antrag wurde abgelehnt [bundestag.de].

Aufnahme ins Jagdrecht

Neben den Bauern gibt es auch in der Jägerschaft eine starke Lobby, die das Schießen von Wölfen grundsätzlich erlauben möchte und die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht fordert. Teile der Jägerschaft argumentieren, dass der Wolf in Brandenburg längst den nach Artenschutzabkommen erforderten "günstigen Erhaltungszustand" erreicht habe. Sie fordern deshalb, den strengen Schutzstatus aufzuheben.

Schutzstatus des Wolfes

Im Dezember 2023 hat die Europäische Kommission den EU-Staaten vorgeschlagen, den internationalen Schutzstatus des Wolfs im Rahmen des Berner Übereinkommens von "streng geschützt" auf "geschützt" zu ändern. [EU Kommision]

Es ist nun an den Mitgliedstaaten, über den Kommissionsvorschlag zu entscheiden. Sollten die Mitgliedstaaten den Vorschlag annehmen, wird er dann von der EU dem Ständigen Ausschuss des Berner Übereinkommens vorgelegt.

Das Berner Übereinkommen ist ein 1979 geschlossener zwischenstaatlicher Vertrag des Europarats zur Erhaltung der wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume in Europa, insbesondere jener, deren Erhaltung die Zusammenarbeit mehrerer Staaten erfordert. Im April 2024 wird es 50 Vertragsparteien umfassen, darunter alle EU-Mitgliedstaaten. Mit der Habitat-Richtlinie der EU wurden die Anforderungen des Berner Übereinkommens umgesetzt; in ihr ist ein strenger Schutz der meisten Wolfspopulationen in Europa vorgesehen, wobei Ausnahmeregelungen möglich sind.

Sendung: Brandenburg aktuell, 06.08.2018, 19:30 Uhr

Beitrag von Annika Klügel (Redaktion) und Caroline Winkler (Illustration)

56 Kommentare

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  1. 56.

    Schade es sind noch zu wenige Wölfe in Brandenburg und Deutschland unterwegs, dass sollten noch viel mehr werden
    denn Platz ist ja genug da und auch reichlich Futter im Wald .Fragt man sich nur was passiert wenns im Wald nichts mehr gibt? woher bekommen die Wölfe ihre tägliche Fleischration. Wölfe vor Wild und Nutztiere mal sehen wenn das Boot voll ist was dann passiert.

  2. 55.

    „ Schauen Sie doch einfach mal in unsre europäischen Nachbarländer, wo es deutlich mehr Wölfe gibt als bei uns. Da werden Menschen auch nicht reihenweise attackiert und Bauern gibt es da auch noch.“
    Klar, dort werden die Wolfsbestände aber auch konsequent reguliert.

  3. 54.

    Sie sollten begründete Befürchtungen nicht derart verächtlich als Angstneurose abtun. Erstens sind Wölfe intelligent und in hohem Maße Anpassungsfähig. Aus diesem Grund sind und ihrer hohen Vermehrungsrate sind die Wölfe keineswegs wirklich im Bestand bedroht. Das ist eine Mär der Wolfslobby. Drittens passen Menschen prinzipiell durchaus ins Beuteschema der Wölfe. Die angeblich angeborene Scheu ist tradiert und rührt vom starken Jagddruck, denen die Wölfe Jahrhunderte lang ausgesetzt waren. Entfällt der Jagddruck, wird langfristig auch die Scheu entfallen. Viertens hat Brandenburg schon jetzt eine größere als Wolfspopulation als z.B. ganz Schweden. Aus all dem folgert zwingend, dass eine nachhaltige Regulierung der Wolfspopulation erforderlich und eine Überführung ins Jagdrecht geboten ist.

  4. 53.

    Muffelwild ist keine einheimische Art, der Wolf allerdings schon!
    Es gibt auch weniger Rehe und das ist gut für einen sich entwickelnden Wald.

  5. 51.

    Wölfe haben Augen, die können sehr gut zwischen Schafen und Menschen unterscheiden. Dumm sind sie auch nicht. Schauen Sie doch einfach mal in unsre europäischen Nachbarländer, wo es deutlich mehr Wölfe gibt als bei uns. Da werden Menschen auch nicht reihenweise attackiert und Bauern gibt es da auch noch.

  6. 50.

    Nein, der Wolf hat nicht so ein Recht auf Leben, wie ein Schaf, ein Wolf ist ein Raubtier, ein stärkeres Tier, das hat nicht das gleiche Recht wie ein schwächeres Nicht-Raubtier, dass sich gar nicht wehren kann. Ich verstehe die Toleranz gegenüber Wölfen nicht, ich habe Angst vor ihnen und wie kann ein Wolf zwischen einem Lämmchen und einem Dreijährigen unterscheiden? Und Schutzzäune verhindern nicht die weitere Ausbreitung und Vermehrung des Wolfes, der hier keinerlei natürliche Feinde hat, und die Geldsummen, die Bauern für gerissenes Weidevieh bekommen sollen, ersetzen doch nicht ein lebendes Wesen, was dem Biobauern ans Herz gewachsen ist. Der Bauer will außerdem nicht einem Raubtier Futter liefern, das sich anschließend noch mehr ausbreiten und eine höhere Population entwickeln kann. Die offiziell angegebenen Zahlen scheinen mir stark untertrieben, wenn ich die Aussagen der betroffenen Bauern vor Ort lese. Wölfe müssen geschossen werden dürfen, wie auch anderes Wild

  7. 49.

    In anderen Ländern werden Wölfe, die sich bewohnten Gebieten nähern, auf Grund der bekannten Gefahr, die von ihnen ausgeht, entnommen und dann wird die DNA überprüft.....
    Es gibt von der Spezies Canis Lupus Lupus mittlerweile zig Tausend Exemplare. Und Ihr gefährdeter Status (Rote Liste)wurde vor ein paar Jahren auf Stabil gesetzt.
    >>- Wölfe, die wiederholt auf einer Weide Tiere gerissen haben - sofern die Weide durch den Mindeststandard des Herdenschutzes gesichert war
    - Wolfshybriden<<

    Eine "Spielregel, die von den "Wolfsnutzern" entworfen wurde. und längst aus der Verordnung entnommen werden sollte.

    Laut FFH-Richtlinie Artikel 16 ....können die Mitgliedstaaten von den Bestimmungen ... im folgenden Sinne abweichen :
    b ) zur Verhütung ernster Schäden insb. an Kulturen und in der Tierhaltung sowie an ....
    c) im Inter. der Volksgesundheit und der öffentl. Sicherheit oder a. a. ..Gründen, ..einschließlich wirtschaftli. Art

  8. 48.

    Langohrwölfe mit ihren langen und spitzen Ohren,
    sind keine Canis Lupus Lupus (Europäischer Wolf, Eurasischer Wolf, Graywolf)
    Schmale Stirn unterstreicht diese Erkenntnis noch.
    An alle Ungläubigen, eine Beschreibung, des reinen Wolfes findet sich auf vielen Fachseiten.
    In Deutschland und anderen Ländern wird der kleine fuchsartige "Wolf" zu Werbe und Forschungszwecken eingesetzt.
    Es gibt ein Video, von "altgedienten" Biologen , die Zeit ihres Lebens, Erfahrung mit Original-Wölfen gesammelt haben.
    In dem Vortrag, sieht man die Original-Fotos von unseren "Wölfen" (Hybriden) , die für leichtes Gelächter sorgten.
    Die Verbreitung im Kulturland, dient unter anderem dazu, eine Studie zu Übergriffen von Raubtier auf Mensch zu verfassen. Auch davon gibt es mittlerweile offizielle Veröffentlichungen.
    PS:
    Ein Wolf überwindet locker einen 3-4 Zaun. Das muss er nicht lernen, das ist ihm "in die Wiege gelegt"....

  9. 47.

    >>Denn das Wild passt sein Verhalten dem natürlichen Feind Wolf an: Es wird schreckhafter, dadurch auch agiler und rottet sich häufiger in Großgruppen zusammen, um sich vor einem Wolfsangriff zu schützen.<<

    Somit entsteht durch die Anwesenheit der Wölfe das nächste Problem. Immer mehr Wildtiere verlassen den Wald.
    In großen Gruppen ziehen sie in bewohnte Gebiet und richten dort Chaos an.

    Die Mufflons sind, wenn ich mich Recht erinnere, ganz verschwunden. Die Anzahl des Schalenwildes scheint ja zu zunehmen. ....

    Von Regulierung durch den Wolf kann man da eigentlich nicht reden.... Das funktioniert bis zum gewissen Grad im Naturschutzpark, mangels Alternative, aber nicht in einer Kulturlandschaft ....

  10. 46.

    >>Bisher ist die einzige wirkungsvolle Maßnahme gegen den Wildverbiss, Jungpflanzen mit Drahtzäunen zu schützen. Doch die sind teuer und schränken die Bewegungsfreiheit im Wald ein.<<

    Wenn man in Anbetracht dieser Aussage, mal einen Moment genauer nachdenkt, muss man zwangsläufig zu dem Ergebnis kommen........
    Der nachweislich wirkungslose Herdenschutz vor dem Wolf, ist um ein vielfaches Teurer und verstößt gegen die FFH-Linie,
    da sie die Wanderwege und den zu Zugang zu Weiden, für andere Wildtiere versperrt, bzw. u. U. diese Tiere verletzt oder tötet.

  11. 45.

    Der obige Text von Annika Klügel wirkt so, als hätte man aus der Nubu-Fibel abgeschrieben.

    Vielleicht wäre es nun an der Zeit, auf die tatsächlichen Inhalte der FFH-Richtlinie hinzuweisen.

    RICHTLINIE 92 / 43 / EWG DES RATES
    Hauptziel dieser Richtlinie ist es, die Erhaltung der biologischen
    Vielfalt zu fördern , wobei jedoch die wirtschaftlichen,
    sozialen, kulturellen und regionalen Anforderungen berücksichtigt
    werden sollen.

    Begriffsbestimmungen
    Artikel 1
    Im Sinne dieser Richtlinie bedeutet :

    „Natürlicher Lebensraum ":
    durch geographische, abiotische und biotische Merkmale gekennzeichnete völlig
    natürliche oder naturnahe terrestrische oder aquatische Gebiete .

    Artikel 22
    .....erst nach entsprechender Konsultierung der
    betroffenen Bevölkerungskreise;

    ANHANG II '
    TIER- UND PFLANZENARTEN VON GEMEINSCHAFTLICHEM INTERESSE , FÜR DEREN
    ERHALTUNG BESONDERE SCHUTZGEBIETE AUSGEWIESEN WERDEN MÜSSEN

  12. 44.

    Sollten sie mi "VT" das Aussetzen der Wolfe meinen, sehen Sie sich dieses Video ab Min. 22:50 an. Dort meldet sich der Schäfer zu Wort, der den Truppenübungplatz Ohrdruf bewirtschaftet, und dem die dort ohne Ohrmarke ausgesetzten 20 Bentheimer Schafe nicht gehören: https://vimeo.com/298720170

    Aber Sie werden sicher eine Erklärung dafür haben, daß 20 Schafe sich die Ohrmarke entfernen und hunderte Kilometer punkt- und zeitgenau dorthin laufen, wo sich gerade ein Wolf niederläßt.

    Übrigens: Die "Umweltschützer" die in den 80ern ungarische Biber in Bayern illegal ausgesetzt haben, haben das inzwischen längst zugegeben. So ungewöhnlich ist dieses Verhalten bei dieser Klientel also nicht.

  13. 43.

    Schade, daß Sie so schlecht informiert sind und deshalb glauben, wissenschaftliche Erkenntnisse als "Verschwörungstheorie" diffamieren zu dürfen.

    Zitat: "Rund 62 Prozent aller untersuchten Wölfe aus Europa und Asien hatten Gene, die auf Hunde unter den Vorfahren schließen lassen."

    Quelle: https://www.mdr.de/wissen/umwelt/es-gibt-keine-reinrassigen-woelfe-100.html

    Immer wo Wölfe in Kulturlandschaften auftauchen, wird es auch Hybridisierung geben.

    Hier übrigens die Ohren eines Wolfes:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dc/Eurasian_wolf.JPG

    Und hier "Kurtis" Hundeohren: https://www.nabu.de/imperia/md/nabu/images/arten/tiere/saeugetiere/raubtiere/hundeartige/wolf/160426-nabu-wolf-mt6-juergen-borris01.jpeg

    Sie können doch einen Dackel von einem Wolf unterscheiden, nicht wahr?

    "Was lernt man aus dieser Kurzdoku?" Daß sich in Kulturlandschaften eine Habituierung (Gewöhnung an den Menschen) gar nicht vermeiden läßt.

  14. 42.

    ...und die Alternative ist welche? Ich finde, dass alle Beteiligten einen Kompromiss finden müssen. Ernsthaftb und weder wolfslastig noch weidebauernlastig. Der Wolf hat genau so ein Recht auf Leben wie ein Kalb oder ein Schaf.

  15. 41.

    Warum Sie hier mit verschwörungstheoretischen Behauptungen aufwarten, bleibt wohl Ihr Geheimnis. Ihre Einschätzungen zum "Wolfshybriden" beziehen sich auf ein Plastinat - das eines Wolfs. Dabei hätten Sie sich doch über "Kurti" oder "MT6" informieren können:
    https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/videos/kurti-video-100.html

    Was lernt man auch aus dieser Kurzdoku? Das Fehlverhalten von Menschen sorgt für "Problemwölfe". Solche gibt es ohne den Menschen nämlich nicht. Gerade das Anfüttern und die Konditionierung von Wölfen an Menschen in Verbindung mit Futtergabe kann für aggressives Verhalten sorgen, wenn das erhoffte Futter ausbleibt.

    Noch eine Anmerkung zum Artikel: "Hybridwölfe in freier Wildbahn" (S.9) gibt es nicht, das ist sachlich falsch. Kreuzungen hat es nur im Zuge wissenschaftlicher Untersuchungen gegeben, s. z.B. "Puwo". "Hybrid-" sowie "Problemwölfe" sind Konstrukte mancher Jäger und Bauern, die lobbyistisch auf Wolfsabschüsse setzen.

  16. 40.

    "Es gibt genug Möglichkeiten für die Problembauern, ihre Herde und sich zu schützen." Selten solch eine unqualifizierte und realitätsferne Behauptung gelesen. Wolfssichere Zäune können Sie im Tierpark bewundern: 3 Meter hoch und mit Untergrabschutz. Bitte erklären Sie uns
    1. wer das bei hektargroßen Weiden bezahlen soll,
    2. welche Bauaufsichtsbehörde solche Mondsterzäune im Außenbereich genehmigt!
    Es sind inzwischen auch Herden mit HSH angegriffen worden. Diese Tiere sind außerdem nicht nur teuer sondern eine Gefahr für Passanten. Zudem: finden Sie es gut, wenn sich Wölfe und HSH gegenseitig zerfleischen? Sie stehen wohl auf Hundekämpfe?
    Oder wollen Sie weidetiere 24/7 in den Stall sperren? Sie stehen wohl auf Tierquälerei?

  17. 39.

    Woher wollen Sie denn das wissen? Kennen Sie alle Details und Interna? Oder plappern Sie mal wieder nur die Parolen der Wolfsprofiteure nach?

    Zumindest wurden Wölfe ausgewildert, wie z.B. die Wölfin vom Truppenübungsplatz Ohrdruf, die 6 Wochen vorher de facto angekündigt wurde und der man 20 völlig ortsfremde Schafe als Futter mitgegeben hat, denen man die Ohrmarken entfernt hatte. So bezeugt es der Schäfer, der den TÜP Ohrdruf bewirtschaftet. Und das ist nur eine von mehreren Merkwürdigkeiten bei der Verbreitung der Wölfe. Allein die Tatsache, daß die Wölfe IMMER zuerst auf Truppenübungspätzen auftauchten - wer das für natürlich hält, zieht sich auch die Hose mit der Kneifzange an.

    Was die Hybriden angeht: sehen Sie sich das Paradebeispiel MT6 an. Diese extrem langen Ohren sind keine Wolfsohren sondern Hundeohren. Wolfsohren setzen seitlich an und bilden kleine gleichseitige Dreiecke. Aber die meisten Wolfsfans können ja nicht mal einen Wolf von einem Dackel unterscheiden.

  18. 37.

    Beim Stöbern einen Kommentar gefunden, dem ich voll zustimme:

    "EveBerlin CharlottenburgSamstag, 19.05.2018 | 20:36 Uhr
    Es ist wundervoll, dass die Wölfe wieder heimisch werden. Es gibt genug Möglichkeiten für die Problembauern, ihre Herde und sich zu schützen. Der Wolf hat keine anderen Möglichkeiten. Er kann nur existieren und seiner Natur nachgehen."

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