Verdächtiger soll Anschlag geplant haben - 31-Jähriger in Berlin wegen Terrorverdachts festgenommen

Mi 22.08.18 | 18:56 Uhr
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Symbolbild: Bundespolizisten der GSG 9 (Quelle: imago/Jürgen Heinrich)
Video: Abendschau | 22.08.2018 | Sylvia Wassermann und Norbert Siegmund | Bild: imago/Jürgen Heinrich

Spezialkräfte der Polizei haben am Mittwoch in Berlin einen 31-jährigen Islamisten festgenommen. Er soll an der Planung eines Anschlags in Deutschland beteiligt gewesen ein. Eine Spur führt dabei auch zu Anis Amri, dem Attentäter vom Breitscheidplatz.

Der Bundesanwaltschaft ist am Mittwoch die Festnahme eines Islamisten gelungen, der in Deutschland einen Anschlag geplant haben soll. Im Morgengrauen stürmten Spezialkräfte der GSG9 eine Wohnung im Ortsteil Buch (Pankow) und trafen dort auf Magomed-Ali C., einen 31-jährigen Tschetschenen mit russischer Staatsangehörigkeit.

Die Festnahme, an der auch Beamte des Berliner Landeskriminalamtes beteiligt waren, sei "im Rahmen einer multinationalen Polizeiaktion" erfolgt, berichtet die Nachrichtenagentur dpa und beruft sich dabei auf Sicherheitskreise. Am Donnerstag soll der Mann einem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt werden. Der Berliner Innensenator Andreas Geisel dankte den Einsatzkräften. Er sehe die Festnahme "als klares Signal an alle Menschen, die uns angreifen wollen", teilte der SPD-Politiker mit.

Verdächtiger plante offenbar Anschlag in Deutschland

Der Haftbefehl sei bereits am 9. August ausgestellt worden. Warum die Behörden ihn erst jetzt durchsetzten, wurde nicht mitgeteilt. Laut Bundesanwaltschaft ist der Festgenommene dringend verdächtig, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat sowie einen Sprengstoff-Anschlag vorbereitet zu haben. Dabei soll er mit dem in Frankreich inhaftierten Clément B. zusammengearbeitet haben - allerdings liegt das schon länger zurück.

Der 22-Jährige war im vergangenen Jahr kurz vor der französischen Präsidentschaftswahl in Marseille wegen mutmaßlicher Anschlagspläne festgenommen worden. Erkenntnisse, dass der in Berlin festgenommene Islamist aktuell einen Anschlag geplant habe, gebe es nicht.

Eine Spur führt auch in die Fussilet-Moschee

Auch aus Berliner Sicht ist der Mann offenbar kein Unbekannter. So soll er auf der Liste der sogenannten Gefährder gestanden und schon länger in Berlin gelebt haben. Wie Frauke Köhler, die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, am Mittwoch in Karlsruhe sagte, soll eine Spur des 31-Jährigen auch zum Tunesier Anis Amri führen, dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz.

Der Tschetschene soll die Fussilet-Moschee besucht haben, in der auch Amri verkehrte. Akten, die dem rbb vorliegen, zeigen Amri dort in engem Kontakt mit Islamlisten, die ebenfalls aus Tschetschenien stammten und als besonders gewaltbereit gelten. Offenbar waren Amri und der nun Festgenommene zur selben Zeit in Berlin aktiv. Ende Oktober 2016, nur acht Wochen vor dem Anschlag auf den Breitscheidtplatz, soll der Tschetschene den Sprengstoff zur Verfügung gehabt haben.

Kontaktmann stand in Amris Telefonbuch

Zudem war die Telefonnummer seines mutmaßlichen französischen Komplizen unter Pseudonym in Amris Mobiltelefon gespeichert. Daher wüssten die Ermittler, dass beide Männer in Kontakt standen, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Es gebe aber keine Erkenntnisse, dass der Franzose am Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin beteiligt gewesen sei.

Amri hatte am 19. Dezember 2016 einen Lastwagen in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gesteuert. Elf Menschen starben, viele weitere wurden verletzt. Außerdem hatte Amri den Lastwagenfahrer getötet. Er selbst wurde auf der Flucht in Italien erschossen.

Wo blieb der Sprengstoff des Verdächtigen?

Im Zusammenhang mit den Anschlagsplänen soll der Tschetschene laut Bundesanwaltschaft eine erhebliche Menge Sprengstoff in seiner Wohnung aufbewahrt haben. Damit wollte er den Ermittlungen zufolge - zusammen mit Clément B. - einen Sprengsatz für einen Anschlag in Deutschland herstellen. Den Angaben zufolge waren Ort und Zeitpunkt für den Anschlag, bei dem laut Bundesanwaltschaft "eine möglichst große Anzahl an Menschen" getötet und verletzt werden sollte, unbekannt. Unklar ist auch, ob der Sprengstoff bei der Wohnungsdurchsuchung am Mittwoch gefunden wurde.

Die Vorbereitungen für den Anschlag waren durch "präventivpolizeiliche Maßnahme" gestört worden. Clément B. war nach Frankreich ausgereist, wo er im April 2017 festgenommen wurde. In einer von ihm gemieteten Wohnung wurden Schusswaffen, gut drei Kilo Sprengstoff und eine gezeichnete Fahne der Terrororganisation "Islamischer Staat" gefunden. Ein Staatsanwalt sagte damals, eine "gewalttätige Aktion" habe unmittelbar gedroht.

Sendung: Inforadio. 22.08.2018, 11:00 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Ein Terrorrismusexperte meinte in der Tagesschau zu der Verhaftung: da in seiner Wohnung kein Sprengstoff gefunden worden ist, dürfte es schwer sein den Verdächtigen länger festzuhalten. Die Polizei steht unter Zugzwang und muß sich nun beweisen.

  2. 8.

    Gut und gern leben, das hört sich prima an.

    Wo allerdings die 3000 g TAPD abgeblieben sind, ob da beispielsweise ein anderer tschetchenischer Islamist zur Zeit mit hantiert, ist leider nicht bekannt.

  3. 6.

    Haha, bleib geschmeidig Tiger, in Zeiten wie diesen darf man nicht alles so verbissen sehen. Schon klar, dass da immer wer zu erreichen ist. Spaß muss immer sein. Grüßle

  4. 5.

    Der Kommentar zeugt von profunden Kenntnissen polizeilicher Bereitschaft und Taktik. Wie wäre es denn mit der Möglichkeit, Zielliegenschaft und Person nach Zugriffsbefehl aufzuklären, um die Gefahr für unbeteiligte Personen und die eingesetzten Kräfte zu minimieren? Vor allem, wenn davon ausgegangen werden muß, daß sich größere Mengen an Sprengstoff in der Wohnung befinden? Die GSG 9 ist eine der besten Anti- Terroreinheiten weltweit, und kein Kegelclub. Glückwunsch zum sauberen Zugriff.

  5. 4.

    In einem Land in dem wir gut und gerne leben
    ist das wohl normal geworden.

  6. 2.

    Ich glaube man kann davon ausgehen, dass die Polizei nach dem Breitscheidplatz-Desaster mit diesem Thema sehr sensibel umgeht, und sich schon etwas dabei gedacht haben wird?

  7. 1.

    Haftbefehl vom 9. August - Festnahme am 22. August.
    Was hätte in der Zwischenzeit alles passieren können? Wäre etwas geschehen, wäre das Lamenti sicher sehr groß gewesen und die Verantwortlichen hätten dann auch wieder wichtige Unterlagen verschwinden lassen.......

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