Verfolgung per GPS - Berliner Polizei setzt Lock-Fahrrad ein, um Diebe zu fassen

Do 10.01.19 | 13:20 Uhr
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Fahrraddiebstahl: Nur das Hinterrad eines Fahrrads liegt angeschlossen an einem Pfosten in Berlin
Audio: Inforadio | 10.01.2019 | Oliver Soos | Bild: imago/Tom Maelsa

Alle 17 Minuten wird in Berlin ein Rad geklaut, die Aufklärungsquote liegt bei nur knapp vier Prozent. Die Polizei will Dieben nun mit einem "Lock-Fahrrad" auf die Spur kommen. Das mit einem GPS-Tracker präparierte Rad wurde offenbar bereits mehrmals gestohlen.

Mit GPS-Trackern geht die Berliner Polizei derzeit neue Wege, um Fahrraddiebe zu fassen. Es handle sich um ein Pilotprojekt, sagte ein Sprecher der Behörde am Mittwoch. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

Vier Mal sei das präparierte Fahrrad bisher gestohlen worden, jedes Mal hätten die Beamten die Diebe festnehmen können. Zu weiteren Details will sich die Berliner Polizei nicht äußern. Wie Berliner Morgenpost schreibt, geht das Lockvogel-Fahrrad auf die private Initiative eines Polizeibeamten zurück.

Den Einsatz sogenannter Lock-Fahrräder, höherwertiger Räder, die zum Diebstahl verlocken und deren Standort anschließend über GPS-Signale verfolgt werden kann, hatte die Berliner Polizei bereits im Herbst 2017 angekündigt.

GPS-Sender sind bislang vor allem Privatsache

Bisher nutzen bereits manche Privatleute versteckte GPS-Sender an ihrem Rad, um dessen Standort im Falle eines Diebstahls nachverfolgen zu können. Diese Form der Diebstahlsicherung habe schon geholfen, Täter zu fassen, hatten Präventionsexperten der Polizei im Frühjahr 2018 gesagt. Für den Einsatz der Technik bei der Polizei - das Fahrrad als Lockvogel - stellt sich aber die Frage, ob es nicht als Anstiftung zu einer Straftat gewertet werden könnte. Der rechtliche Rahmen des Vorhabens sei zu prüfen, sagte der Polizeisprecher.

Der ADFC begrüßt das Pilotprojekt der Berliner Polizei, auch wenn er GPS-Sender nicht für das optimale Sicherheitssystem hält. Sie seien für die Polizei zwar ein gutes Mittel, um nachzuvollziehen, wo die Räder hinkommen und wer sie stiehlt, sagte Nikolas Linck vom Berliner ADFC am Donnerstag dem rbb. "Denn ganz oft sind es tatsächlich organisierte Banden, wo man einfach Netzwerken auf die Spur kommen muss."

Polizei arbeitet auch an einer Software für GPS-Fahrradbesitzer

Die Berliner Polizei arbeitet derzeit an einem System, mit dem Fahrräder, die mit einem GPS-Sender ausgestattet sind, schneller ausfindig gemacht werden sollen, wenn sie gestohlen werden. Bis Ende März läuft ein Kooperationsoprojekt des Landeskriminalamts mit zwei Berliner Hochschulen und einem Technologie-Start-up. Entwickelt wird ein Software-System, in das Fahrradbesitzer ihre Daten eingeben können. Die Polizei bekommt dann automatisch die aktuellen Positionsdaten des gestohlenen Fahrrads übermittelt und kann es im Idealfall schnell finden.

Nikolas Linck vom ADFC findet, man müsse das Thema Fahrraddiebstahl ganz anders angehen. "Eigentlich darf die Verantwortung nicht allein beim Fahrradbesitzer liegen." Die Politik müsse Maßnahmen ergreifen, um den Fahrraddiebstahl einzudämmen. Dazu gehörten sichere Abstellplätze wie zum Beispiel überwachte Fahrradparkhäuser, vor allem an wichtigen Knotenpunkten der Stadt. "Und dann natürlich eine Berliner Polizei, die sich mit ausreichend Personal und konzentriert um das Problem Fahrraddiebstahl kümmert." Die Hauptstadt brauche eine Ermittlungsgruppe Fahrraddiebstahl, fordert Linck, wie sie es etwa in Hamburg oder München gibt.

Nur die allerwenigsten Diebstähle werden aufgeklärt

Fahrraddiebstahl war in Berlin in den vergangenen Jahren ein großes Problem: Von 2010 bis 2016 stieg die Zahl der jährlich gemeldeten Fälle von unter 20.000 auf mehr als 34.000, zuletzt meldete die Polizei aber Rückgänge. Allerdings werden bisher die wenigsten Taten geklärt, die Aufklärungsquote lag 2017 bei nur 3,9 Prozent. Bekannt ist, dass oft reisende Täter, die teils bandenmäßig organisiert sind, hinter den Taten stecken.

Sendung: Inforadio, 10.01.2019, 6 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Natürlich läßt Sarkasmus grüßen.Was haben sie denn gedacht.

  2. 6.

    genau, Opfer sind immer selbst Schuld, weil sie nicht genug getan haben, um die Straftat zu verhindern... Sarkasmus lässt grüßen.

    @Exberliner, ich hoffe, Sie werden nie Opfer einer Straftat... Es könnte Gewissenbisse bei Ihnen auslösen

  3. 5.

    @Exberliner
    Tolle Meinung ,der ich mich gerne anschließe.
    Seitenscheibe vom Auto eingeschlagen,Navi oder Airbag weg-keine Polizei bitte.Mit Panzerglas hätte man sein Auto sichern können.
    Hauseinbruch-keine Polizei bitte,das Haus war halt zu schlecht gesichert.
    In der U-Bahn Taschendiebe-ja klar,warum passen sie nicht besser auf.
    Super dann können sich unsere Gesetzeshüter endlich mit Kernaufgaben beschäftigen.

  4. 4.

    Sie haben ein 1000 teures Rad mit einem Schloß gesichert das 3.390 Euro kostest ???? umgekehrt wäre wohl sinnvoller

  5. 3.

    Da ich mitunter in Berlin bin und sehe wie zum Teil die Räder gesichert sind kann ich nur lachen.
    Da wir ein, ein 1000 teures Rad mit einem Schloß gesichert das 3.390 Euro kostest und jeder Dieb dieses in 5 Sekunden
    geknackt hat.
    Für was soll eigentlich die Poltik noch alles verantwortlich sein??
    Als Eigentümer, egal um was es sich handelt, bin ich verantwortlich, nicht der Staat.

  6. 2.

    Toll .Ein guter Zauberer verrät keine Tricks

  7. 1.

    Ich bin in 40 Jahren noch kein einziges Mal mit einem Rad angehalten und kontrolliert worden. Ich hätte 40 Jahre mit geklauten Rädern, deren Rahmennummer sogar im Fahndungssystem der Polizei gemeldet gewesen wäre, durch Berlin fahren können und wäre nicht erwischt worden. Wo ist das Problem, einfach mal die Nummer abzulesen und mit der Datenbank zu vergleichen?

    Verbrecher haben in Deutschland weder Fahndungsdruck, noch Angst vor den lächerlichen Bewährungsstrafen. Der Rechtsstaat versagt nicht einfach nur, er wird nicht einmal tätig. Die Aufklärungsquote von 4% (eigentlich ja Nichtaufklärungsquote von 96%) ist doch kein Zufall. Es ist Staatsversagen.

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