
Langwierige Bauarbeiten - Diese Berliner Bäder schließen bald lange für Sanierungen
Die Berliner Bäder-Betriebe wollen ab diesem Jahr kräftig in ihre Hallenbäder investieren. Insgesamt 60 Millionen Euro sollen in den kommenden drei Jahren fließen. Allerdings bedeutet das für die Berliner zum Teil jahrelange Schließzeiten. Von Sebastian Schöbel
Jahrelang saßen die Berliner Bäderbetrieben finanziell ziemlich auf dem Trockenen, notwendige Investitionen blieben aus oder kamen nur langsam voran. Was natürlich am jahrelangen Sparkurs lag - aber nicht nur, sagt Aleksander Dzembritzki, Berlins Staatssekretär für Sport. "Die Bäderbetriebe hätten deutlich anders auftreten müssen und sagen müssen, was sie brauchen. Das hat so nicht stattgefunden."
Damit kritisiert er ziemlich deutlich Andreas Scholz-Fleischmann, der seit 2016 Chef der Berliner Bäder ist. Der widerspricht allerdings eher diplomatisch, man habe den Bedarf durchaus kommuniziert. Heute freut er sich lieber: "Es wird immer schöner, Bäder-Chef zu sein." Denn Berlin schwimmt gerade im Geld. "Wir haben zusätzliches geld für unseren Haushalt bekommen und fangen in diesem Jahr mit einer ganzen Reihe von Investitionsmaßnahmen an."
Drei Bäder machen dicht
Was allerdings auch bedeutet: Marode Bäder werden langfristig geschlossen, weil sie grundsaniert werden müssen. Drei sind es in diesem Jahr. Bereits im Juni werden das Stadtbad Tiergarten und das Reinickendorfer Paracelsus-Bad geschlossen, im Spätherbst dann auch das Wellenbad am Spreewaldplatz in Kreuzberg - jeweils für mindestens zwei Jahre. Hier muss fast alles erneuert werden, zum Teil denkmalschutzgerecht.
Die beiden Stadtbäder bekommen komplett neue Technik, barrierefreie Zugänge, das Bad im Tiergarten zudem noch mehr Platz für Gastronomie, einen Wintergarten und eine Kletterwand. Im Wellenbad in Kreuzberg wird nach jahrelanger Verzögerung die Sauna modernisiert. Kostenpunkt für alle drei Bäder zusammen: 35 Millionen Euro.
In sieben weiteren Hallenbädern sind ebenfalls Sanierungsarbeiten geplant, auch hier ruht der Betrieb zum Teil mehrere Monate lang (siehe Infokasten). Betroffen sind unter anderem das Stadtbad Schöneberg, das eine neue Lüftungsanlage bekommt, die Stadtbäder Wilmersdorf, Lankwitz und Märkisches Viertel, sowie die Schwimmhalle am Helene-Weigel-Platz in Marzahn.
Das Prinzenbad wird zum Kombibad
Badegäste und v.a. Schulschwimmklassen sollen auf andere Bäder ausweichen - welche genau, muss im Einzelfall geklärt werden. Außerdem wird kreative Abhilfe geschaffen, sagt Bäder-Chef Scholz-Fleischmann. "Wir werden im Prinzenbad ein Interimsbad bauen, eine Leichtbauhalle, die einige Jahre dort stehen soll." Geplant ist ein 25-Meter-Becken mit fünf Bahnen, "um Ausweichmöglichkeiten zu schaffen" für die geschlossenen drei Bäder.
Offiziell ist von einer "Zwischenlösung" die Rede - stehen soll die Halle im Prinzenbad aber mindestens zehn Jahre. Denn die Liste der sanierungsbedürftigen Berliner Hallenbäder ist lang.
Im Kombibad Seestraße im Wedding wird deswegen zusätzlich auch noch eine Traglufthalle über dem Außenbecken errichtet, um mehr Platz für Schwimmer zu bieten. Zwei 50-Meter-Becken sollen so überdacht werden - eine Lösung, die allerdings nur in diesem Bad umsetzbar sei, so ein Sprecher der Bäderbetriebe. An anderen Standorten seien Wasserleitungen im Weg und der Platz zu knapp.
Neues Bäder-Personal dringend benötigt - auch ganz oben
60 Millionen Euro wollen die Bäderbetriebe allein in den kommenden drei Jahren investieren. Den eigenen Investitionsstau beziffert das Unternehmen allerdings auf 170 Millionen Euro. Dazu kommen nochmal 60 Millionen Euro, die in die Bäder gesteckt werden müssten, die direkt dem Land Berlin gehören.
Die Forderung des Senats an die Bäderbetriebe ist derweil klar, sagt Staatssekretär Dzembritzki. "Wir wollen alle Bäder von 6 Uhr 30 bis 22 Uhr geöffnet haben, das muss gesichert sein."
Dafür gebraucht werden aber nicht nur Rettungsschwimmer, sondern ganz dringend auch Fachkräfte für den Betrieb der Bäder. Und ab Mai ein neuer Chef: Der jetzige, Andreas Scholz-Fleischmann, geht im April in Rente. Das Bewerbungsverfahren für seinen Job läuft noch bis Ende Januar.
8 Kommentare
Schön wäre es doch auch gewesen, wenn man die zu Beginn der 2000'er begonnene Sanierung des Strandbad Wannsee endlich einmal zu Ende bringen könnte. Das Lido-Restaurant und die Toilette 5 drohen langsam einzustürzen. Insbesondere das Lido-Restaurant würde nicht nur den Berliner Bäderbetrieben sondern auch dem Land Berlin eine fantastische Location für Veranstaltungen wiedergeben! Durch die Veranstaltungen in den 1980'er und 1990'er Jahren wurden viele zusätzliche Gäste angezogen und zusätzliche Einnahmen generiert. Leider steht das Strandbad Wannsee aber nicht auf der Sanierungsliste!
Wüsste gerne Herr Kai, wo sie in der hier veröffentlichten Planung exorbitant lange Sanierungs- und Bauzeiten sehen. Man kann nur hoffen das die Zeiten eingehalten werden - was bei Bau- und Sanierungsarbeiten oft schwierig ist. Mich nervt diese Anspruchshaltung die als mündig-kritischer Bürger daherkommt, im Effekt aber nur nörgelnd schlechte Laune ist. Vielleicht sprechen wir alle einmal selbstkritisch über die Boulevardisierung jeder Diskussion und Aufgabe die zu bewältigen ist. Vielleicht wäre dann einmal Demut all jener angesagt, die mit Klischees, Mantras, Schlagzeilen und Motti wie "es muss gespart werden" "der Haushalt muss eine schwarze Null haben" etc. glauben machen gute Realpolitik für Bürger zu sein. Aber auch Demut und realistische Selbsteinschätzung jener ist angesagt, die solche Amts- und Mandatsträger wählen.
Ich finde die Überschrift des Artikels unter diesem Gesichtspunkt...unglücklich. Halte das aber aus weil ich mündige Bürgerin bin. Well done RRG Senat.
@ 5.: Daumen hoch für Ihren Kommentar, Kai!!! Danke!
Sämtliche Bauvorhaben verkommen in Berlin/Brandenburg immer mehr zur Lachnummer.
Egal ob es Straßenbauarbeiten sind, Sanierungen, Neubauten, U-Bahnstrecken, oder, oder. Und von der Mutter aller Fehlplanungen/Lachnummern/Milliardengräber, dem BBI, wollten wir gar nicht erst reden.
Und die Aussage "Berlin schwimmt derzeit in Geld" bei 57 Mrd. Euro Schulden des Landes Berlin, ist auch etwas gewagt.
Wie lange in unserer Stadt Bauprojekte dauern - da fass' ich mir nur an Kopp! Für die Sanierung der B96 in Reinickendorf (Oranienburger Straße) zum Beispiel, sind es knapp 4 Jahre...wobei tagelang keine Bauarbeiter auf der Baustelle zu sehen sind. Würde ich so langsam arbeiten, mein Chef hätte mich schon längst entlassen...
Stimmt, aber um zu schreiben dass in China alles besser ist braucht man nur ein paar Minuten!
In Berlin dauert halt alles immer etwas länger.
Siehe Oper, BBI usw.
In Berlin benötigt man zwei Jahre um ein Schwimmbad zu sanieren und in China vier Jahre um den größten Flughafen der Welt zu bauen,
Eine veranschlagte Bauzeit von vier Jahren, wie für Pekings neuen Pracht-Flughafen, ist dabei allerdings die Ausnahme. "Nur bei den wichtigsten und größten Flughäfen dauert es so lange", sagt der chinesische Flughafen-Designer Fang Cheng. Im Durchschnitt würde der Bau lediglich zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.