Potsdamer Mäzen rettet das "Minsk" - Plattner kritisiert Umgang mit ehemaligen DDR-Bürgern

Sa 30.03.19 | 17:08 Uhr
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Der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner
Bild: dpa/Uwe Anspach

Der Potsdamer Mäzen und Software-Milliardär Hasso Plattner rügt den Umgang des Westens mit dem Osten in 30 Jahren deutscher Einheit. "Wir sind sehr roh mit den Menschen aus der früheren DDR umgegangen", sagte der Mitgründer der Softwarefirma SAP den "Potsdamer Neuesten Nachrichten". Als ehemaliger West-Berliner habe er auch immer ein bisschen DDR mitbekommen und viel Ost-Fernsehen geschaut.

Die Menschen hätten dort ganz normal gelebt und seien stolz auf ihre Leistungen gewesen. "Dass sie zweimal fast alle industriellen Werte - durch Breschnew und dann durch die Wiedervereinigung - verloren haben, ist eine Tragödie. Deshalb ist es so notwendig, die Lebensleistungen wertzuschätzen und nicht auf den guten Erinnerungen herumzutrampeln", sagte Plattner, der Potsdam das Kunstmuseum Barbarini gestiftet hat.

Als SAP nach der Wiedervereinigung den DDR-Computerhersteller Robotron übernahm, habe er mit vielen Menschen gesprochen. "Sie haben genauso hart gearbeitet und gekämpft wie wir - und nur weil ihr Staat nicht überlebte, kann man sie nicht als Verlierer abstempeln", so Plattner.

Plattner über Rettung des "Minsk"

Plattner plant, mit seiner Stiftung, das nahe am Potsdamer Hauptbahnhof gelegene frühere DDR-Terrassenrestaurant "Minsk" zu kaufen und zu einem Museum umzubauen, in dem seine Sammlung von DDR-Kunst ständig gezeigt wird. Das 1977 eröffnete Gebäude ist bereits seit längerer Zeit dem Verfall preisgegeben. Ein geplanter Verkauf wurde im vergangenen Jahr verschoben. Über das neue Angebot der Plattner-Stiftung müssen die Stadtverordneten noch entscheiden.

Ausschlaggebend sei für ihn nicht gewesen, unbedingt das Bauwerk zu retten, sagte der SAP-Gründer. Ihn überzeuge die Idee, in dieser Lage mit dem Panoramablick über die Stadt ein Museum zu erschaffen. "Und das Design des Gebäudes ist gut. Ich habe Bilder davon auch in den USA herumgezeigt und die Reaktionen waren einhellig: Das ist gute Architektur", sagte Plattner.

Für viele Potsdamer verbinde sich zudem mit dem "Minsk" glücklichen Erinnerungen, sagte Plattner weiter. Es gehöre sich nicht, auf diesen Erinnerungen herumzutrampeln, wie es jetzt getan wurde. "Auf Schloss Sanssouci traut sich ja auch keiner, herumzutrampeln - warum also auf dem Minsk?", so Plattner.

17 Kommentare

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  1. 17.

    "... zu uns in den Prenzlauer Berg ..." oder "Ich bin wohnhaft i.Charlottenburg ..."? Anscheinend wissen selbst nicht, wo Sie wohnen.
    Das sollten Sie klären, bevor Sie hier Herrn Plattner und sein Engagement diskreditieren.

  2. 16.

    Q.E.D. (was zu beweisen war) - siehe Aussagen Hasso Plattner oder z.B. meine #13...

  3. 15.

    Lieber Herr Plattner, wenn es sich nicht um Stasi-Strolche handelt, ist der Umgang wie unter normalen Menschen. STASI-Strolche, wie noch recht zahlreich bei der Staatsanwaltschaft Potsdam anwesend werden können kann man doch nicht mit normalen Umgang begrüßen.

  4. 14.

    "Aber eine Frage bleibt: wenn Ihnen bei "ein Blick nach Osten" Ihnen Übes schwant, warum gehen Sie nicht wieder nach Westdeutschland zurück?"

    Ist das eine neue Variante von " wenn dir hier watt nich passt, dann jeh doch nachem Osten!" ?

    Manche Ex-DDRler sind schon putzig. Je länger die DDR Diktatur her ist umso verklärter schaut man zurück und beweihräuchert Ostalgie wie das "Minsk".

  5. 13.

    Ja, verdammt Kurioses und verdammt rauen Ton haben laut Vielem, was ich so aufgeschnappt habe, auch und gerade viele Ostdeutsche nach dem Mauerfall mit Westdeutschen erlebt. Das ist ja genau, was Plattner anspricht: Ein Heer arroganter, selbstgefaelliger Besserwessis unter Fuehrung des Kanzler der bluehenden Landschaften hat alles (!), was in der DDR entstanden ist, schlecht geredet und auf die SED-Diktatur reduziert. Und das haelt bis heute an. Wenn nach einer solchen Kulturrevolution auch manche Menschen mit Wurzeln in der DDR rechten Parolen anhaengen, ist das traurig, aber scheint mir leider allzu gut erklaerbar.

  6. 12.

    Es geht - wie oftmals - nicht um die DDR als Staat. Der hatte mit dem "Minsk" nichts zu tun, wie manche "Kommentatoren" meinen. Es geht bekanntlich um das Volk. Das, was Herr Professor Plattner dazu anmerkt, ist durch und durch richtig. Es wird sich über den Fortgang der Geschichte bewahrheiten. Ich nehme für mich in Anspruch, "normal" gelebt zu haben. Es tut in der Tat nicht gut, wenn Leute, die das Leben in der DDR nur aus den zumeist unbedarften Darstellungen gewisser Journalisten und Autoren kennen, auf unseren (Zitat): "guten Erinnerungen herumtrampeln". Es ist besser, mit den "alten" Potsdamer Bürgern zu sprechen, als irgendwelche Hassparolen loszulassen und diese Menschen zu diskriminieren. Die Erbauer des "Minsk" hatten es damals überhaupt wegen vieler Querelen nicht leicht. Erst die internationale Zusammenarbeit brachte den Durchbruch. Vor allem im Namen der ehemaligen Erbauer sollten wir uns bei Herrn Plattner ganz herzlich bedanken für diese hoffentlich erfolgreichen Mühen!

  7. 11.

    Schwadronieren Sie nicht von geistigen Horizont. Du meine Güte. Da sollten sich hier so manch andere ebenso an die eigene Nase fassen. Nicht mal richtig gelesen haben Sie meinen Kommentar. Ich bin wohnhaft i.Charlottenburg und würde für kein Geld der Welt nach Mitte ziehen. Dass Sie hier meinen ehem. Beruf anzeigen, macht nur deutlich, wie die Fronten hier immernoch verhärtet sind(auch hier im Forum)zwischen Ost u.West. Den Rest habe ich schon sehr ausführlich beschrieben und möchte mich nicht wiederholen.

  8. 10.

    Mit Verlaub, aber ich habe nunmal recht kuriose Erlebnisse gehabt nach dem Mauerfall und teilweise immernoch bis heute. Angefangen auf meinen ehem. Arbeitsplatz und auch privat. All dies sind meine Eindrücke aus meinem Umfeld. Und das sich der Ton insbesonders nach dem Ende der DDR in dieser Stadt verändert hat, ist nicht nur mein Eindruck. Mit den Blick nach Osten habe ich die politische Rechte Gesinnung so vieler Zeitgenossen gemeint. War sicher missverständlich ausgedrückt. Stimmt. Wenn Sie schon meine ehem.Kommentare in Erinnerung haben, sollte es Ihnen auch aufgefallen sein, dass ich ehrlich genug bin zuzugeben an meinem Vorurteil arbeiten zu wollen und es ist mir auch schon teilweise gelungen als Wessi. Vor allem was Respekt angeht. Z.B. die Andersartigkeit der Ostdeutschen verstehen zu lernen u.zu wollen, indem ich öfter auch mal ins Umland fahre. Im übrigen Hassen tue ich was ganz anderes und dazu zählen u.a. Kriege, Verfolgung,Folter u.Unterdrückung.

  9. 9.

    Leider ist der Horizont eines Malers und Lackierer, einem zugezogenen Prenzlauer Berger, etwas beschränkt. Tragen wir es ihm nicht nach, dafür kann er nichts. Wir sollten froh sein, dass es einen solchen Mann wie Plattner gibt, der sinnvolles mit seinem Geld anstellt. Sei es auch nur, der DDR-Kunst eine Stimme zu geben. Wie schnell wurde nach der Wende versucht, die Identität der DDR-Bürger zu zerstören. Der Palast der Republik ist das beste Beispiel. Was wurde jetzt dahin gestellt? Ein Andenken an preußische Tugenden und Ehrung an ein Kaiserreich, während die Bilderstürmer die Kunst, ebenso wie einst Bücher, auf dem Scheiterhaufen der Sieger verbrannt haben. Es ein Glück, dass Plattner die Werke eines Mattheuer, Tüpke, Womacker, Sitte u.a. rettete. Darum sollten wir alle, die ehemaligen DDR und die Westler froh sein, dass es solche Mäzene gibt. Aber eine Frage bleibt: wenn Ihnen bei "ein Blick nach Osten" Ihnen Übes schwant, warum gehen Sie nicht wieder nach Westdeutschland zurück?

  10. 8.

    Lothar, in frueheren Kommentaren berichteten Sie, in den 70ern nach West-Berlin zugezogen zu sein. Und heute zur Freizeitgestaltung vorwiegend Ihre Stammkneipe Ihres Ex-West-Berliner Heimatbezirks zu nutzen und "den Osten" weitgehend zu meiden. Hier nun reden Sie von schwanendem Uebel beim Blick nach Osten und machen nebuloese Andeutungen zu einer Schuld "der Ossis" an negativen Veraenderungen in West-Berlin. - Ich bin ein echtes West-Berliner Kind der 70er Jahre und habe Freunde, Bekannte und Kollegen mit Wurzeln in West UND Ost. Wenn Sie Hass ausgiessen wollen, machen Sie das meinetwegen in der west- oder ostdeutschen Provinz - aber nicht hier in Berlin! Zeigen Sie Respekt vor der Vita anderer, ertragen Sie differenzierte Blicke auf sich und Andere, andere Emotionen und auch andere Ansichten zu Architektur.

  11. 7.

    Herr Plattner hat anscheinend vergessen, wie die " DDR " Bürger mit uns Westdeutsche umgegangen sind. Sind die Repressalien an der Grenze schon wieder vergessen ? Wer hat denn die Garnisonskirche sprengen lassen und die anderen historischen Gebäude in der ganz " DDR " ? War es nicht die SED-Führung ? Haben die Menschen die SED nicht alle zugejubelt, Alles schon wieder vergessen ?

    Ich finde es gut, dass Herr Plattner mit seinem Geld verschiedene Projekte unterstützt. Man muss aber dabei den Menschen nicht in den A...….. kriechen.

  12. 6.

    Neid? Vor was denn? Dafür das ich überzeugter Westdeutscher bin? Oder solch weinerliche Kommentare wie Nr.5 hier lese? Ein Blick nach Osten und mir schwant übles. Besonders gleich nach dem Mauerfall hat sich der Ton in dieser Stadt drastisch verändert, woran mag das wohl gelegen haben? Die Schwaben und andere Gutsituirte zogen erst viel später zu uns in den Prenzlauer Berg z.B. Soviel zur Lobhudelei ü.d.Ossis.

  13. 5.

    Ich lebe seit 1977 in Potsdam.
    Potsdam ist mein Zuhause, Potsdam ist meine Heimat. Ich könnte weinen, wenn ich sehe wie man mit meinem Zuhause umgeht. Alles woran ich mich im Guten erinnere, ist bereits zerstört. Jede Erinnerung an meine Kindheit soll ausgelöscht werden. Dafür werden dann hässliche Klotzbauten errichtet.
    Ich danke Ihnen sehr für die Rettung des Minsk Herr Plattner. Sie sind mein Ganz persönlicher Held des Tages.

  14. 3.

    Dieser Mann biedert sich auf eine Weise an, das es schon fast weh tut. Dann auch noch diese Lobhudelei über diesen Betonklotz.

  15. 2.

    Lächerlich dieser Mann. Die größten Kritiker der Tätärä kamen selbst aus dieser Diktatur. Und das völlig zu Recht.

  16. 1.

    Recht hat Herr Plattner.

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