Soll Ausbildung erleichtern - Neuer Fahrsimulator der S-Bahn geht in Betrieb
Wer Lokführer bei der S-Bahn werden möchte, hat gute Chancen: Das Unternehmen hat die Zahl der Ausbildungsplätze auf 24 verdoppelt. Damit das Lernen leichter fällt, wird ein neuer Fahrsimulator eingesetzt. Annette Miersch hat sich angeschaut, wie das funktioniert.
Azubi Linus Leißner lässt per Knopfdruck auf freier Strecke ein Warnsignal ertönen. Der 21-jährige Berliner im 3.Lehrjahr zeigt, was er und der nagelneue Fahrtrainer so alles können: Die Einheit sieht aus wie die Spitze einer Fahrer-Kabine, 3 Wände, hinten offen in den Schulungsraum. Steuerungshebel, Anzeigen, Anti-Einschlaf-Pedal - alles ist da.
Der Bildschirm in der Mitte ist quasi das Fenster in die simulierte Welt: Er zeigt wechselnde Gleise, Signale, Landschaften. Besonders knifflig sei das Anhalten am Bahnhof, erklärt Linus.
Die frei erfundene Strecke, die Linus vor sich sieht, wird auf einen großen Bildschirm an der Wand des Raumes übertragen. So kann die ganze Klasse mitverfolgen und diskutieren, was passiert. Cheftrainer Andre Kohlrusch stellt immer wieder neue Aufgaben, von seinem Steuerplatz spielt er per Computer verschiedene Situationen ein: "Wir üben etwa die Zusammenarbeit mit dem Fahrdienstleiter, Abweichungen vom Regelbetrieb, das sogenannte Fahren auf dem Gegengleis, Signalstörungen, technische Störungen."
"Die Motivation der Teilnehmer ist höher"
Bislang hatte die S-Bahn nur einen Fahrsimulator: Eine komplette Fahrzeugkabine in den Werkstätten in Schöneweide, die sich auch bewegt, ruckelt und schüttelt, das Fahren körperlich erlebbar macht. Dort trainieren jedoch nicht nur Auszubildende und Quereinsteiger, auch die 1.100 bereits zugelassenen Berliner S-Bahn-Fahrer und -Fahrerinnen müssen hier regelmäßige Tests und Schulungen absolvieren.
Die neue Fahrtrainer-Einheit schafft nun mehr Kapazitäten und wird die theoretische Grundausbildung verbessern, davon ist Michael Hallmann, Leiter der Berufsausbildung bei der S-Bahn, überzeugt: "Die Motivation der Teilnehmer ist wesentlich höher. Sie haben von Anfang an den Praxisbezug und können sich viel besser in die Situation hineinversetzen, als nur ein Stück Papier zu lesen und sich gedanklich vorzustellen, wie das eigentlich in der Realität aussieht."
Es sind noch Plätze frei
Linus Leißner findet die neuen Lernmöglichkeiten Klasse. Der nächste Jahrgang könne sich freuen, meint der angehende S-Bahn-Fahrer aus Leidenschaft. Er sei durch und durch "rot-gelb" und steht kurz vor den Abschlussprüfungen für seinen Traumberuf: "Ich finde es toll, dass mein Kindheitstraum wahr geworden ist, und ich in Zukunft die Berliner zur Arbeit bringe, von der Arbeit abhole und am Sonntag raus ins Grüne fahre. Das ist wirklich etwas ganz besonderes für mich."
In der neu eingerichteten 2. Ausbildungsklasse ab September sind noch Plätze frei. Ob mittlerer Schulabschluss oder Abitur - bei Begeisterung für die Sache und Persönlichkeit sollen auch nicht ganz so gute Zeugnisse der Bewerber in Ordnung sein.