Razzia in Köln - Berliner Islamist wegen Anschlagsverdacht festgenommen

Do 18.07.19 | 14:43 Uhr
  5
Köln: Polizisten stehen vor einem Wohngebäude in der Innenstadt hinter einem Absperrband.
Audio: Antenne Brandenburg | 18.07.2019 | Sabine Loeprick | Bild: dpa/Oliver Berg

Die Polizei in Köln hat möglicherweise einen Anschlag verhindert: Bei einer Razzia am Donnerstag wurden mehrere Männer festgenommen, darunter ein bekannter Gefährder aus Berlin. Er soll Verbindungen zu der Moschee haben, die auch Anis Amri besuchte.

Ein islamistischer Gefährder aus Berlin ist bei einer Razzia der Polizei in Köln festgenommen worden. "Wir hatten aktuell verdeckte Erkenntnisse, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte", sagte der Leitende Kriminaldirektor Klaus-Stephan Becker am Donnerstag. Zuvor hatten Polizeibeamte mehrere Wohnungen in Köln und Düren durchsucht und insgesamt sechs Männer in Gewahrsam genommen.

Der deutsch-libanesische Konvertit sei schon seit Jahren als Gefährder bekannt und
erst kürzlich nach Düren gezogen. Der 30-Jährige, der eng mit der Berliner Dschihadisten-Szene verbunden sei, habe in einem Gespräch, von dem die Ermittler Kenntnis erlangt hätten, deutlich gemacht, dass er zu einem Anschlag bereit sei. Konkrete Hinweise auf einen Ort oder eine Zeit hatten die Ermittler zunächst aber nicht.

Vertretungsimam in der Fussilet-Moschee

Der 30-Jährige sei seit vielen Jahren als Gefährder eingestuft und habe mehrere misslungene Versuche unternommen, in das Gebiet der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auszureisen, teilten die Ermittler am Donnerstag in der Domstadt mit.

Den Angaben zufolge lebte der Mann vorwiegend in Berlin, wo er auch als sogenannter Vertretungsimam in der inzwischen geschlossenen Fussilet-Moschee tätig gewesen sei. Dort habe auch der Berlin-Attentäter Anis Amri verkehrt. Er gelte als Mitglied einer "sehr konspirativ agierenden multinationalen Gruppe", die "sehr eng" mit der Berliner Dschihadistenszene verbunden sei. Er soll auch Kontakte zu Islamisten wie Denis Cuspert gehabt haben.

Seine Frau und seine Kinder leben den Ermittlern zufolge weiterhin in der Hauptstadt. Deren Wohnung wurde den Kölner Beamten zufolge ebenfalls am Donnerstag von Berliner Behörden durchsucht.

Von Berlin nach Düren gezogen

Zuletzt sei der Mann in die Wohnung eines zweiten in Gewahrsam genommenen Manns in Düren gezogen. Vor den Durchsuchungsmaßnahmen dort und in Köln habe es "verdeckte Erkenntnisse" auf einen möglicherweise geplanten Anschlag gegeben. Der Mann habe "davon gesprochen, den Aufstieg in die höchste Stufe des muslimischen Glaubens zu planen", was ein Synonym für einen Selbstmordanschlag sein könne. Verbal habe er eine "sehr hohe Gewaltbereitschaft bekundet". Zudem habe er einen Treueeid auf den IS geleistet, Ausreiseversuche unternommen und eine "beachtliche Affinität zu Waffen".

Ein Polizist geht mit einem Koffer in ein Wohngebäude in der Innenstadt.
Bild: dpa/Oliver Berg

Bei den Razzien am Donnerstag wurden nach jüngsten Angaben sechs Männer in Gewahrsam genommen, aber nicht festgenommen. Bei den insgesamt sieben Durchsuchungen wurden zahlreiche Mobiltelefone und Festplatten beschlagnahmt. In Köln, wo eine Baustelle durchsucht wurde, auf der die beiden Männer aus Düren arbeiteten, schlug ein Sprengstoffspürhund an. Ob sich dort Sprengstoff befand, war noch unklar.

5 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 5.

    So mancher in diesem Land lebt ganz offensichtlich nur deshalb noch, weil wir bisher das Glück hatten, dass Verfassungsschutz und Polizei diverse Anschlagpläne rechtzeitig aufgedeckt haben. Es gibt keinen Grund, diese Gefahr zu verharmlosen. Genau so wenig, wie das bei allen (anderen) Extremisten getan werden sollte.

    Wir akzeptieren keine Toten im Straßenverkehr und dringen ständig darauf, dass das Risiko auf Null reduziert wird. Aber bei politisch-religiösen Spinnern ist das ein oder andere Todesopfer vertretbar und Lebensrisiko? Oder wie darf man Ihren Post sonst verstehen?

  2. 4.

    Und leben Sie noch ? Ich mein ja nur bei der ( angeblich ) so hohen Gefahrenstufe ?

    Wer schützt die Bürger eigentlich vor Sicherheitsfanatikern.

    Panikmache Angstmache hilft nur den Rechten und Islamisten ( = religiöse Faschisten ) !

  3. 3.

    Und immer
    weiter so. Der Senat muss blind sein.
    Bis es mal richtig knallt, dann ist das Erschrecken groß.

  4. 2.

    Schade, dass sich keiner für den Schutz der Bevölkerung engagiert. Aber na ja, alles andere ist eben medienwirksamer oder?

  5. 1.

    Diese islamistische Terrorszene erfordert einschneidende Änderungen auch ausländerrechtlicher und strafrechtlicher Art, um der Gefahr wenigstens annähernd begegnen zu können.
    Die bisherigen Mittel sind personell und materikell untauglich, und eigentlich hat es der Staat schon aufgegeben, die Bevölkerung zu schützen.
    Würden die bald 80 Berliner Gefährder, denen ein Anschlag zugetraut wird, dauerhaft observiert, bräuchte die Stadt dafür mehr als 2000 Beamte – vorhanden sind 160 Observationskräfte.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren