Bundesländer-Vergleich - Berlin hat die meisten Schulabgänger ohne Abschluss

Mo 29.07.19 | 13:48 Uhr
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Illustration - Eine junge Frau wisch am Donnerstag mit einem Schwamm die Worte "Hauptschule + Realschule auf einer Tafel in einer Schule weg. (Quelle: dpa/Steffen)
Bild: dpa/Steffen

Berlin hat bundesweit die höchste Quote an Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Das geht aus einer neuen Studie der Caritas hervor. Sie warnt, dass die Betroffenen oft auch weiterhin Unterstützung brauchen.

Bei der Zahl der Schüler, die ohne einen Schulabschluss abgehen, liegt Berlin im Ländervergleich an erster Stelle. Mit einer Quote von 11,7 Prozent hatte die Hauptstadt 2017 die meisten Schulabbrecher in ganz Deutschland, wie aus einer am Montag veröffentlichten Studie der Caritas hervorgeht [externer Link].

Bundesweit hätten 52.000 Jugendliche keinen Hauptschulabschluss gemacht, heißt es darin. Innerhalb von zwei Jahren sei die Abbrecherquote seit 2015 um einen Prozentpunkt auf 6,9 Prozent gestiegen. Damit liege sie auf demselben Niveau wie vor zehn Jahren, so die Studie.

Die Caritas betrachtet die Entwicklung mit Besorgnis. "Die weiter hohe Zahl junger Menschen, die ohne Abschluss ihre Schullaufbahn beenden, macht uns große Sorgen", erklärte die Caritas-Sozialexpertin Eva Welskop-Deffaa. "Viele von ihnen begegnen uns in den nächsten Jahren wieder - beispielsweise in der allgemeinen Sozialberatung, in der Schwangerenberatung oder aber in der Schuldnerberatung."

Kinder von Zuwanderern tun sich schwer in der Schule

Den Anstieg der Abbrecherquote führen die Studienautoren auch auf die gestiegene Zuwanderung zurück. Für viele zugewanderte Jugendliche sei es eine große Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit eine neue Sprache zu lernen und einen Schulabschluss zu machen, erklärten sie.

Hinzu komme, dass die schulische Vorbildung der jungen Zuwanderer sehr unterschiedlich sei. Ein weiteres Hemmnis gerade auch für geflüchtete Kinder und Jugendliche bestehe darin, dass sie während der Unterbringung in einer Erstaufnahmeeinrichtung häufig nicht sofort eine Schule besuchen können.

Nötig sei nun, "die Bildungschancen derer zu verbessern, die eine zweite Chance brauchen", erklärte Welskop-Deffaa. Dazu bedürfe es unter anderem der Lernförderung, der Begleitung von schulmüden Jugendlichen und vielfältiger Beratungs- und Unterstützungsangebote für Zuwanderer.

Caritas erfasste Daten bis auf die Kreisebene

In ihrer "Bildungschancen-Studie" richtet die Caritas nach eigenen Angaben den Blick auf junge Menschen, die kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Dafür werden die Daten der Abgänger ohne Schulabschluss bis auf die Kreisebene hinuntererfasst. Ausgewertet werden Zahlen der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.

Laut Studie habe nach Berlin Sachsen-Anhalt mit 10,3 Prozent die meisten Schulabbrecher. Die niedrigste Quote habe Bayern - da machten lediglich 6 Prozent der Jugendlichen keinen Abschluss.

65 Kommentare

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  1. 65.

    Wie kommen Sie darauf, dass Sie Recht mit Ihren Äußerungen haben? Gibt es da Erhebungen zu? Links, die Sie uns netterweise nennen könnten? Das würde mich schon sehr interessieren. Weil wenn man sich so pauschal negativ über Menschen äußert, sollte das wenigstens Hand und Fuß haben und nicht nur der eigenen subjektiven Wahrnehmung oder Wunschvorstellung entsprechen. Vielen Dank :-)

  2. 64.

    ...oder landet im alternativen Wohnprojekt in der Rigaer Str.

  3. 63.

    Nur damit reißen sie alle herunter, am Ende kommt die Gleichmacherei z.B. bei der Rente oder Sozialhilfe, egal ob gearbeitet oder Nichtkönner. Die pochen dann auf ihre Grundrechte.

  4. 62.

    Kein Abschluss und keen Bock uff nix? Wird dann dich eher Neonazi. Die Aktivisten sind meist ziemlich gescheite Leut‘. Da sind se uffm Holzweg... Und ja, linksextreme Gewalt lehne ich ab. Aber Ihre Vorurteile sollten Sie mal auf den Prüfstand stellen^^

  5. 61.

    Kein Abschluss?
    Na und?
    Dann wirste eben Aktivist.
    Schwänzenden und kiffende Schüler, mit dem Segen von R2G, können schon Mal im Bundesdurchschnitt den Sieger bestimmen.

  6. 60.

    Das Hauptproblem liegt doch darin, das jeder neue Bildungssenator (m/w) eine Reform ins rollen bringt ohne ab zu warten was die vorherige Reform gebracht hat. Dadurch kann nichts entstehen bzw es kann nichts richtig vollendet werden. Bleibt auch die Frage offen, warum fragt Berlin nicht mal die erfolgreichen Bundesländer oder scheitert das am Parteibuch?

  7. 59.

    Richtig. Nach 30 Jahren traut sich auch der böse West-Berliner ein Urteil zu. Was Sie grad pauschal einer ganzen Bevölkerungsgruppe unterstellen, haben Sie in doppeltem Maße grad selber gemacht. Sie maßen sich an, West-Berlin zu beurteilen. Zzzzz... Frechheit^^ Das frühere Bildungssystem war gut. Die Gründe für die jetzigen Probleme sind vielfältig. Und in den letzten 20 Jahren wurde billigend in Kauf genommen, dass Berlin diesbezüglich kaputt gespart wird. Z.t. zugunsten der Wiedervereinigung. Müssen wir jetzt durch. Trotzdem ich es früher viel schöner fand, unser West-Berliner Leben ein besseres war, bin ich trotzdem okay damit, dass die Mauer fiel. In den Köpfen ist sie bei vielen scheinbar doppelt so hoch wie vorher. Doof gelaufen...

  8. 58.

    " Daher verblöden einige so langsam aber sicher. "

    die Kinder, die Eltern oder beide ?

  9. 56.

    Ihre persönlichen Erfahrungswerte zweifle ich nicht im geringsten an, im Gegenteil.
    Das Wort bildungsnah bzw. bildungsfern kann man natürlich als Erklärung bewerten , gleichwohl ist es aus meiner Sicht eine Bewertung. Nur mal angenommen : Sie suchen einen Mitarbeiter mit Kenntnissen, worin auch immer. Geben Sie dem Bildungsfernen oder Bildungsnahen den Zuschlag ? MfG

  10. 55.

    Daß sich ausgerechnet Westberliner anmaßen, über ein Land zu urteilen, das sie im Grunde nur von BILD und RTL kennen, ist Realsatire. Aber so ist das: Um weiterzukommen, braucht man hier kein Wissen, sondern nur einen großen Rand. Und das kriegt man in diesem Land schon in der Schule vermittelt. Armutszeugnis.

  11. 54.

    Das entspricht unseren Erfahrungen in den Schulen unserer Kinder. So schlimm es ist, so wahr ist es aber. Und auch die Sprösslinge, die ganz genau wissen, dass sie Vatis und Muttis Firma übernehmen werden. Wozu lernen, die Knete stimmt doch trotzdem.

  12. 53.

    Gab ja in der DDR auch keine Arbeitslosigkeit und keine Obdachlosen. Das war einfach das bessere Deutschland^^ Es lebe der Mythos DDR. Wie Sie schon schreiben, in einer Diktatur läuft es in den Schulen ja immer besser. Keiner zuckt, keiner muckt, keine Extratouren. Wählt alle schön die AfD, dann klappts bestimmt auch bald in Berlin wieder mit den Schulen ;-) Spaß beiseite: Dass Berliner Eltern langsam Angst kriegen, ist doch nicht verwunderlich. Aber wie gesagt, es liegt nicht an einem Faktor. Das ganze System krankt. Was haben z.b. leistungsschwache Schüler, die von Anfang an durchhängen, auf einem Gymnasium zu suchen? Durch den I-Status reingerutscht, unter dem Deckmäntelchen der Möchtegern-Inklusion. In der Klasse meines Kindes sind zwei Schüler dieser Art auch ohne Abschluß, kurz vor dem MSA, von der Bildfläche verschwunden. Die tun mir auch sehr leid. 4 Jahre Frust und dann das.

  13. 52.

    Viele Kinder lernen schon von ihren Eltern, dass man ohne Lernen und ohne Arbeit hervorragend durchs Leben kommt. Außerdem delegieren viele zu viele Eltern die Erziehung ihres Nachwuchses an die Schule und tun selbst viel zu wenig für die Bildung und Erziehung ihrer Kinderchen. Daher verblöden einige so langsam aber sicher.

  14. 51.

    Wir hatten ja nun 30 Jahre um den Westen zu evaluieren, das hat nichts gebracht. Die Bildung wird schlechter und schlechter, zumindest hier in Berlin!

  15. 49.

    Dass es in der DDR keine Analphabeten gegeben haben soll, ist einer von vielen Mythen, die kursieren. Es wurden tatsächlich auch alle Untersuchungen und Erhebungen darüber verboten. Daher ist das eine verwegene, unbeweisbare Aussage, die lediglich der Glorifizierung dieses diktatorischen Staates dient. Dass Schule in einer Diktatur wie auf Schienen läuft, ist logisch. Denn wer aufmuckte, hatte Konsequenzen zu befürchten. Ich frage mich immer öfter, wer eigentlich die Mauer fallen sehen wollte. Denn was man hier z.t. lesen muss, spricht eine ganz andere Sprache. Wenn es denn so schön war, warum wollten so viele rüber machen? Die Mauer muss weg? Das wird noch dauern. Die Mauer ist sowas von noch da...

  16. 48.

    Bravo! Guter Kommentar. Man bekommt, wenn man die verstörenden Nachrichten über Berlins Schüler, Pisa, Inklusion, Unterrichtsausfall uvm. liest, den Eindruck, dass ganz Berlin voll mit Losern ist. Und dem ist nicht so. Man bekommt fast Mitleid mit den braven Kindern und Jugendlichen, die in dem ganzen Chaos untergehen und trotzdem ihren Weg schaffen. Nun sollen 170 Millionen für die nächsten zwei Jahre und weitere 257 Mio. für das Digitalpaket kommen. Ob das nun das marode Berliner Bildungssystem retten kann, wage ich aber zu bezweifeln. Denn es ist nicht mehr zeitgemäß. Es kann nicht unterrichtet werden wie in den 70-er Jahren und sich dann gewundert werden, wenn es nicht hinhaut.

  17. 47.

    Die Unterstellung, die Institutionen hätten alles abgefangen, ist natürlich Unsinn. Allerdings war die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Eltern wesentlich enger. So beschrieb es auch meine Mutter, die Jahrzehnte in der Mittelstufe unterrichtet hat. So suchte der Klassenlehrer die Eltern auch regelmäßig zuhause auf, um mit ihnen in Ruhe Probleme besprechen zu können. Obendrein war der Lehrer auch viel eher eine Respektsperson als heute - natürlich _auch_ in Abhängigkeit von seinem Auftreten. Heute hingegen ist der Lehrer gemeinhin eine Zielscheibe, die von allen angegriffen wird und weder Handhabe noch Autorität hat. Das kann ja nicht funktionieren.

    Mein Vater berichtete über seinen Dorflehrer (40er bis 50er und _kein_ Nazi), der als junger Lehrer schon meinen Opa zu Kaisers Zeiten unterrichtet hat, daß er im Dorf etwas galt und sehr geachtet wurde. Den grüßte man respektvoll zuerst und lüpfte den Hut. Heute können Lehrer froh sein, wenn sie nicht verprügelt werden.

  18. 46.

    Da hat Ihre Freundin aber Pech gehabt, denn Auflehnen war riskant. Das wusste man. Wenn man studieren wollte, durfte man nicht auffallen. Sie konnte nicht studieren, weil der Vater es vergeigt hatte... das ist bitter.

    "gezwungen Melkerin zu "lernen""? sehr unglaubwürdig, alle Arten von Ausbildungsberufen standen jedem ansonsten zur Verfügung.
    "Ihre Träume von der angeblich tollen DDR sind eine Trotzreaktion"
    Das Bildungsniveau ab der Schule ff war einfach höher, das hat mit Träumen wenig zu tun.

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