Berlin-Kreuzberg - Flüchtlingsunterkunft soll auf Friedhofsfläche entstehen

Fr 08.11.19 | 17:49 Uhr
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Laubfärbung im Herbst auf dem Friedhof an der Bergmannstrasse in Berlin-Kreuzberg (Bild: dpa/perschfoto)
Audio: rbb 88.8 | 08.11.2019 | Helena Daehler | Bild: dpa/perschfoto

Auf einem Friedhofsgelände in Berlin-Kreuzberg wird der Bau einer Flüchtlingsunterkunft geplant. Es handele sich um eine Anlage mit "langfristiger Perspektive" für etwa 150 Bewohner und mit guten Integrationsbedingungen, sagte der Geschäftsführer im Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte, Ekki Gahlbeck, am Freitag.

Gedacht sei an Ein- bis Vierzimmer-Apartmentwohnungen. Das Gebäude soll auf einer nicht genutzten Wirtschaftshoffläche des Friedhofes Friedrichswerder an der Jüterboger Straße in Holzmodulbauweise errichtet werden. Er hoffe, dass im nächsten Jahr gebaut werden könne, so Gahlbeck.

Bezirk unterstützt Vorhaben

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg unterstützt nach eigenen Angaben das Bauvorhaben. Demnach sollen in den nächsten Jahren 1.000 Unterkunftsplätze und auch normale Wohnungen für Geflüchtete geschaffen werden, hieß es. Das Bauvorhaben sei Teil dieses Konzeptes. Der Bezirk habe eine positive denkmalschutzrechtliche Stellungnahme abgegeben. Nach Angaben des Friedhofsverbands befindet sich das Projekt derzeit in der "detaillierten behördlichen Abstimmungsphase". Neben dem Bezirk unterstützten auch Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke) und das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten das Konzept, sagte Gahlbeck laut der Mitteilung des Friedhofsverbands. "In Berlin und im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg besteht nach wie vor ein sehr hoher Bedarf für die Unterbringungen von Flüchtlingen."

Bedenken bei früheren Planungen sei Rechnung getragen worden, indem der Abstand zu den Gräbern vergrößert wurde, erklärte Galbeck weiter. Auch eine alte Eiche auf dem Gelände könne nun stehen bleiben. Eine weitere Bebauung der denkmalgeschützten Friedhöfe an der Bergmannstraße mit Wohnungen sei nicht beabsichtigt, so der Friedhofsverband. Nach Abschluss der Abstimmungen soll eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Projekt stattfinden.

Zum Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte gehören 47 Friedhöfe. Der Verband wurde vor zehn Jahren gegründet, um für die ungenutzten Friedhofsflächen und -gebäude der evangelischen Gemeinden der Stadt Ideen zu Erhalt und Umnutzung zu entwickeln. Allein in Berlin werden 40 Prozent der etwa 200 Friedhöfe nicht mehr für Beisetzungen benötigt.

Sendung: rbb 88.8, 08.11.2019, 15:00 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Die letzte Ruhestättte war für die Kirchen, was den Westberliner Bestand betraf, ein erheblicher Wirtschaftsfsktor. Die vorherigen Generationen waren darauf Konditioniert Bestattung per Sarg durchzuführen. Urnenbegräbnisse waren billiger, galten aber als Eingeständnis der finanziellen Leistungsunfähigkeit. Die Grabstätten mussten alle 25 Jahre neu erworben werden. Auch durften sie nicht mit einer Platte abgedeckt werden. So hatte auch die angeschlossene Gärtnerei ihr Einkommen. War der Mieter nicht in der Lage es zu pflegen, wurde zwangsweise die Pflege auf seine Kosten angeordnet. Nun versiegt diese Quelle langsam, also wird nach neuen Geschäftsmodellen gesucht, und man hat gefunden. Denn für Gottes Lohn werden die Unterkünfte garantiert nicht zur Verfügung gestellt. Um die Würde ging es nie, nur um die Sterbegeldversicherung.

  2. 5.

    In Berlin werden immer weniger Friedhöfe gebraucht. Nicht weil keiner mehr das zeitliche segnet, sondern weil kaum noch jemand sich in einem Sarg beerdigen lässt und weil viele zum Schluss wieder zu ihrem Geburtsort zurückkehren. Ein ganz normaler Vorgang einen Friedhof umzugestalten. Aber wenn der Ort für Flüchtlinge genutzt wird ist das natürlich eine Schande. Leute informiert euch und schaut ein wenig differenzierter auf die Dinge. Liebe Grüße

  3. 4.

    "In Berlin und im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg besteht nach wie vor ein sehr hoher Bedarf für die Unterbringungen von Flüchtlingen."

    Führt das Bürgergeld ein, macht alle Arbeitsämter und Jobcenter dicht und schon habt ihr genug Platz für eure Flüchtlinge. Im Schloss Bellevue ist auch unmengen an Platz. Kostet gefühlte Millionen im Jahr und wird nur ein paar Tage im Jahr genutzt. Dann ist das viele Geld nicht unnötig aus dem Fenster geworfen.
    Was ist mit Stadien, Sporthallen, sonstige öffentliche Einrichtungen?
    Im Reichstag und im Bundeskanzleramt gibts sicherlich auch noch massig freie Zimmer, wie auch in den Kirchen dieser tollen Stadt. Platz wäre dort überall... aber leider ist nicht jeder "Gast" in diesem Land dort willkommen!

  4. 3.

    Dir ist schon klar, dass Friedhöfe auch eingeebnet werden und nicht mehr benutzt werden?

  5. 2.

    Armes Land, dass die Würde seiner Verstorbenen nicht mehr achtet.

  6. 1.

    Irgendwann muss halt auch mal auf einem Friedhof wieder gebaut werden.

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