Vorwurf der Kindeswohlgefährdung - Clearingstelle zur Ballettschul-Affäre nimmt Arbeit auf

Mi 26.02.20 | 19:35 Uhr
  2
Symbolbild: Ballett-Tänzerinnen bei einem Ballettabend. (Quelle: dpa/Roland Holschneider)
Audio: Kulturradio | 27.02.2020 | Tina Friedrich | Bild: dpa-Symbolbild/Roland Holschneider

Nach den Vorwürfen über Missstände an der Staatlichen Ballettschule Berlin hat die Senatsbildungsverwaltung eine unabhängige Clearingstelle als Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler oder deren Eltern einrichten. Sie ist besetzt mit den Kinderschutz-Experten Arthur Kröhnert und Elke Nowotny.

Kröhnert leitete die Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren, eine bundesweit vernetzte Nicht-Regierungsorganisation. Nowotny ist Diplompsychologin am Kinderschutz-Zentrum Berlin. Die beiden Kinderschützer haben am Mittwoch ihre Arbeit zur Unterstützung der Aufklärung der Berliner Ballettschul-Affäre aufgenommen und sich zum Auftakt der Presse vorgestellt.

"Niemand ist für uns anonym", resümierten die Psychologin und der Pädagoge ihre ersten Gespräche mit rund 60 Personen, die von den Vorgängen an der Ballettschule betroffen sind. Dabei geht es um Schülerinnen und Schüler, deren Eltern, Lehrkräfte und Angestellte. Zu den Inhalten der Gespräche wollten Nowotny und Kröhnert nichts sagen. Sie betonten jedoch, jeder Person, die sich an sie wendet, Glauben zu schenken. Allerdings herrsche an der Schule viel Angst und Druck, die Situation sei "atmosphärisch kompliziert".

Entscheidende Frage nach der Kindeswohlgefährdung

Die entscheidende Frage, die die beiden Kinderschützer klären wollen, ist die nach der Kindeswohlgefährdung. Über ihre Erkenntnisse wollen sie in regelmäßigen Abständen und anonymisiert der Experten-Kommission berichten, die Bildungssenatorin Scheeres zur Untersuchung der Vorgänge an der Ballettschule eingerichtet hat. Alle zwei Monate solle nun ein Zwischenbericht erstellt werden, mit einer Schluss-Auswertung ist frühestens in fünf Monaten zu rechnen. Zur Frage der Zusammenarbeit sagten Nowotny und Kröhnert: "Die Kommission braucht uns, und wir brauchen die Kommission."

Kein Stein wird auf dem anderen bleiben

Die Affäre hat sich inzwischen ausgeweitet. Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie wird eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragen, das Finanzgebaren an der Schule zu untersuchen. Der Auftrag könnte nach erfolgter Ausschreibung am Donnerstag vergeben werden.

Fragen nach der Organisationsform und dem Budget des an die Ballettschule angegliederten Jugendballets konnte die Senatsverwaltung bis heute nicht beantworten. Im Haushaltsplan ist ein entsprechender Etat nicht zu finden. Auch andere wirtschaftliche Aktivitäten der seit einigen Tagen beurlaubten Schulleitung stehen auf dem Prüfstand. Es werde kein Stein auf dem anderen bleiben, hieß es in Senatskreisen.

Sendung: Kulturradio, 27.02.2020

2 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 2.

    In der zeitgenössischen Tanzszene munkelt man, dass das Landesjugendballett abgeschafft und die Schule mit minimaler klassischer Grundausbildung und unter anderem Namen ein Zentrum für zeitgenössischen Tanz unter der künstlerischen Leitung von Sasha Waltz werden soll? Dazu gäbe es bereits Absprachen zwischen Politik und der "Ballettdirektorin im Schwebezustand", die nach dem Intendanz-Desaster aufgefangen werden müsse. Geplant sei, das HZT in die neue Ausbildungsstätte (Standort Erich-Weinert-Straße) zu integrieren. Nach dem Verkauf der Uferstudios an einen privaten Investor 2017 zahlt Berlin hohe Mietkosten, die durch Verlegung des Standortes eingespart werden können. Bei der geplanten Maßnahme stünden die Leiter der Schule im Weg. Da sie unbefristete Verträge haben, mussten Gründe her, sie aus dem Weg zu räumen. Eine durchschaubare Inszenierung...

  2. 1.

    Schade, das war eine fantastische Einrichtung unserer DDR. Wie alles wurde die renomierte Ausbildungsstätte durch westliche Abenteurer ruiniert. Da nutzt auch der Neubau nichts.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Haus der Offiziere. (Quelle: rbb)
rbb

Prachtbau in Wünsdorf - Neues Leben im Haus der Offiziere?

Einst war das Haus der Offiziere in Wünsdorf ein Prachtbau – mittlerweile bröckelt der Putz gewaltig. Seit vor Jahrzehnten die Rote Armee hier abzog, steht das Gebäude leer. Aber jetzt tut sich vielleicht was. Von Alexander Goligowski