Vorwurf der Kindeswohlgefährdung -
Nach den Vorwürfen über Missstände an der Staatlichen Ballettschule Berlin hat die Senatsbildungsverwaltung eine unabhängige Clearingstelle als Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler oder deren Eltern einrichten. Sie ist besetzt mit den Kinderschutz-Experten Arthur Kröhnert und Elke Nowotny.
Kröhnert leitete die Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren, eine bundesweit vernetzte Nicht-Regierungsorganisation. Nowotny ist Diplompsychologin am Kinderschutz-Zentrum Berlin. Die beiden Kinderschützer haben am Mittwoch ihre Arbeit zur Unterstützung der Aufklärung der Berliner Ballettschul-Affäre aufgenommen und sich zum Auftakt der Presse vorgestellt.
"Niemand ist für uns anonym", resümierten die Psychologin und der Pädagoge ihre ersten Gespräche mit rund 60 Personen, die von den Vorgängen an der Ballettschule betroffen sind. Dabei geht es um Schülerinnen und Schüler, deren Eltern, Lehrkräfte und Angestellte. Zu den Inhalten der Gespräche wollten Nowotny und Kröhnert nichts sagen. Sie betonten jedoch, jeder Person, die sich an sie wendet, Glauben zu schenken. Allerdings herrsche an der Schule viel Angst und Druck, die Situation sei "atmosphärisch kompliziert".
Entscheidende Frage nach der Kindeswohlgefährdung
Die entscheidende Frage, die die beiden Kinderschützer klären wollen, ist die nach der Kindeswohlgefährdung. Über ihre Erkenntnisse wollen sie in regelmäßigen Abständen und anonymisiert der Experten-Kommission berichten, die Bildungssenatorin Scheeres zur Untersuchung der Vorgänge an der Ballettschule eingerichtet hat. Alle zwei Monate solle nun ein Zwischenbericht erstellt werden, mit einer Schluss-Auswertung ist frühestens in fünf Monaten zu rechnen. Zur Frage der Zusammenarbeit sagten Nowotny und Kröhnert: "Die Kommission braucht uns, und wir brauchen die Kommission."
Kein Stein wird auf dem anderen bleiben
Die Affäre hat sich inzwischen ausgeweitet. Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie wird eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragen, das Finanzgebaren an der Schule zu untersuchen. Der Auftrag könnte nach erfolgter Ausschreibung am Donnerstag vergeben werden.
Fragen nach der Organisationsform und dem Budget des an die Ballettschule angegliederten Jugendballets konnte die Senatsverwaltung bis heute nicht beantworten. Im Haushaltsplan ist ein entsprechender Etat nicht zu finden. Auch andere wirtschaftliche Aktivitäten der seit einigen Tagen beurlaubten Schulleitung stehen auf dem Prüfstand. Es werde kein Stein auf dem anderen bleiben, hieß es in Senatskreisen.
Sendung: Kulturradio, 27.02.2020