Abschnitt gesperrt - Friedrichstraße wird ab August einige Monate autofrei sein

Mi 27.05.20 | 16:36 Uhr
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Archivbild: Menschen genießen auf Sitzmöbeln mitten auf der Friedrichstraße die Abwesenheit der Autos. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Bild: dpa/Annette Riedl

Der schon seit längerem diskutierte Plan, Teile der Berliner Friedrichstraße zeitweise für Autos zu sperren, soll nunmehr im August umgesetzt werden. Derzeit laufe die Endabstimmung zum Starttermin, "der im Sommer noch vor dem Ende der Ferien liegen soll", sagte ein Sprecher der Verkehrsverwaltung am Mittwoch auf dpa-Nachfrage. Wegen der Corona-Pandemie und damit verbundenen neuen Fragen etwa zur Straßenraumgestaltung hätten sich die Vorbereitungen verzögert.

Frühere Pläne sahen vor, dass die auch ohne Corona zuletzt kriselnde Einkaufsmeile für sechs Monate zwischen Leipziger Straße und Französischer Straße autofrei werden sollte. Nun könnte es auf etwa fünf Monate hinauslaufen. Vorgesehen ist auch ein verkehrsberuhigter Bereich am Checkpoint Charlie.

Das Experiment soll laut Verkehrsverwaltung die Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer erhöhen. Es könnte Ausgangspunkt sein für weitergehende Lösungen in Richtung autofreie Stadt. Bei Anrainern, vor allem Geschäften, stößt das Vorhaben teils auf Zustimmung, teils auf Ablehnung. Offen ist, welche Auswirkungen es auf die Umsätze hat.

FDP kritisiert Konzept

Henner Schmidt, infrastrukturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, erklärte in einer Mitteilung, dass beim Thema Fußgängerzone in der Friedrichstraße eine breite Unterstützung der Händler fehle. "In der durch die Corona-Krise ausgelösten schwierigen Lage des Einzelhandels sollte deshalb von der geplanten versuchsweisen Sperrung der Friedrichstraße im Sommer abgesehen werden, um den Einzelhandel dort nicht weiter zu belasten." Auch fehle ein Umfahrungskonzept für den Ost-West-Autoverkehr und den Radverkehr.

Die Verkehrsverwaltung kündigte Gespräche über die Umsetzung mit allen Beteiligten und dem Bezirk Mitte an. "Dabei soll zusammen mit anliegenden Gewerbetreibenden und Immobilienbesitzern geprüft werden, welche ergänzenden Maßnahmen die wirtschaftliche Situation der Anrainer verbessern können."

Sendung: Abendschau, 27.05.2020, 19:30 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Nix da autofreie Stadt! … Das ist doch hier nicht das Viehzüchter-Seefahrt-Kopenhagen, oder das Matjes-Käse-Blumen-Gemüse-Amsterdam. Diese haben (z.B.) diese volkswirtschaftlichen Güter und damit verbundenen Interessen. Das hier ist Berlin!

    Also die Hauptstadt eines Landes, das einen sehr großen Teil seines Wohlstands, seiner Kreditwürdigkeit, seiner Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeit, seiner Gesundheit und damit auch seines Friedens seit Jahrzehnten mit der Konstruktion, dem Bau und der Verwendung von weitgehend umweltverträglichen und energieeffizienten E-, Benzin-, Diesel- , Gas-, Egal-KRAFT-Fahrzeugen erwirtschaftet … Reißt nicht ständig an einer der stärksten Wurzeln aus dem dieses Land und damit wir ALLE gut leben.

    Der geneigten Leser werfe dazu u.a. gerne einen Blick in die Außenhandelsstatsitik 2019. Dort unter GP19-29.

  2. 18.
    Antwort auf [Julius] vom 28.05.2020 um 13:56

    Die Zeit, in der die Vielzahl der Schornsteine mit Wohlstand und die Anzahl der Autofahrspuren mit Freiheit gleichgesetzt wurde, ist unwiderbringlich vorbei. Das Eine hat zu unermesslichen Krankheiten und zur Verwüstung städtischen Grüns beigetragen, das Andere zum Verlärmen der Stadt und zum Verschwinden von Urbanität mit der Folge massiver Stadtflucht.

    Auf dem Höhepunkt einer derartige Entwicklung zählte bspw. die Hamburger Altstadt - das ist das Gebiet östlich vom Baumwall bis hin zum Hauptbahnhof - 700 Einwohner.

    Mit dem höheren Stellenwert für AufentHALTsqualität beginnt die Urbanität zurückzukehren. Da sind wir als Gesellschaft jetzt prozesshaft mittendrin. Jede/r kann es sehen, hören und empfinden. Wer denn will - anstatt sich nur, pardon, an abstrakten Größen- und Vorzeigephantasien zu berauschen. Das haben autoritäre Regime stets besser gekonnt als demokratische.

  3. 17.
    Antwort auf [Julius] vom 28.05.2020 um 13:56

    Nun schütten Sie mal nicht gleich das Kind mit dem Bade aus, Julius. Im Übrigigen muss hier nicht permanent auf "kleine" Städte wie Amsterdam oder Kopenhagen verwiesen werden, auch London oder Paris und sogar New York planen z. T. große Bereiche der Innenstädte "Autofrei" zu machen.

  4. 16.

    Sie sollten spaßeshalber mal der Wilmersdorfer Str. oder der Altstadt Spandau einen Besuch abstatten.Dazu muß man sich nicht in der "Welt" umschauen.Wie ist das da jetzt wunderschön.

  5. 15.

    Volle Zustimmung, es werden alle Schikimickiläden schliessen und Dönerläden sowie ähnliche Bedürfnisgeschäfte öffnen.

  6. 14.

    Das wird nichts daran ändern das die Friedrichstraße ein Reinfall erster Güte bleibt.
    Für die ansässigen Einzelhändler schon gar nicht.

  7. 13.

    Kann man Ausgangssperren Befürworter und Auto Extremisten in einen Topf werfen, scheinbar ja, siehe Paula W.

  8. 12.

    „Die Grünen sollen endlich auf die Dörfer ziehen“ Bloß nicht!!! Wir brauchen diese „Spinner“ auch nicht.

  9. 11.

    Deutschlands Dörfer sind ja weltweit dafür bekannt, dass man vorzüglich ohne Auto leben kann.

  10. 10.

    Es gab nach dem Mauerfall viele kluge, weitsichtige und beeindruckende Konzepte für die Friedrichstraße.
    Es gab auch viele kluge, weitsichtige und beeindruckende Köpfe in der Wirtschaft und der Politik, die eine Konkurenz zum Ku' damm zuverhindern wußten!
    Erinnert Ihr euch?

  11. 9.

    Das Konzept Fußgängerzone ist spätestens seit den 1990igern stadt- und quartierplanerisch ein einziger Misserfolg und ist deshalb mausetot, toter geht es gar nicht. Landesweit. Der Ladenschluss spätestens macht diese Orte unerträglich. Denn danach traut man sich da gar nicht mehr hin oder hindurch. Und die wertvolle Straße wird nutzlos. Beispiele in Berlin: Tegel-Center, Wilmersdorfer Straße. Die Schloßstraße in Steglitz dagegen bleibt etwas lebendig(er), angenehmer, sicherer, eingebundener.

  12. 8.

    Die Friedrichstraße wurde nach dem Mauerfall leider nicht behutsam saniert. Scheußlich, was da neu (zu)gebaut wurde bis auf wenige Ausnahmen. Das bunte Treiben wurde weitgehend verdrängt. Nutze ich nur noch zum Transit oder beim Umsteigen. Selten, um historische Orte zu zeigen, die mensch kaum noch spürt. Am ehesten erinnert noch der verschachtelte Bahnhof an das, was da früher mal war ;)

  13. 7.

    Sorry, aber ausser das noch mehr Geschäfte schliessen müssen, wird nicht passieren. Diese grüne Spinnerei passt einfach nicht in eine Grossstadt. Die Grünen sollen endlich auf die Dörfer ziehen.

  14. 6.

    Die Friedrichstr. krankte schon vor Corona,diese Aktion erweist dem Einzelhandel dort einen Bärendienst. Die Klientel,die dort kauft fährt mit dem Auto dort hin und
    wird sich dann eben anders orientieren.
    Die Kunden,die dann noch bleiben,werden nicht viel weiterhelfen.

  15. 5.

    Strengen Sie mal etwas ihre Phantasie an, dann werden Sie vielleicht erkennen, dass dort nicht nur Autos verschwinden, sondern auch neue Dinge hinzukommen. Das ist dann alles andere als blanker Asphalt. Schauen Sie sich mal in der Welt um und lassen Sie sich von anderen Fußgängerzonen inspirieren. Dort funktioniert im Übrigen meistens auch der Einzelhandel ganz gut.

  16. 4.

    Manch andere fahren sogar in die Mall, weil die fußkrank sind - und damit meine ich nicht die Rollstuhlfahrer.

  17. 3.

    Mag ja sein das es ein Fortschritt ist, nur für wen? Für den am Boden liegenden Einzelhandel in einer zubetonierten Straße ohne Grün? Wer kommt auf solche absurden Ideen? Da fahren die Leute weiter in die Mall und fertig. Hat dann für die Geschäftsleute in der Friedrichstraße unheimlich was gebracht. Ein par Grüne Spinner sitzen auf der Straße und freuen sich das der Autoverkehr weg ist, hilft bloß keinem Einzelhändler weiter, weil die dort garantiert nicht einkaufen gehen.

  18. 2.

    Das wird auch ohne Autos keine Flaniermeile. Viel zu eng und zugepflastert. Die Geschäfte sind auch nicht aufregend, nur teuer.
    Verkehrsberuhigung ist ok, aber sie muss auch Sinn machen. Diese Maßnahme führt nur zu zugestauten Umfahrungsstraßen. Belastet also die Umwelt mehr als es nutzen wird.
    Einfach nur Aktionismus von RRG.

  19. 1.

    Das ist ein Fortschritt in die richtige Richtung. Die Leute aus der FDP sind wohl fast die einzigen, die mit der Karre direkt vorm Laden in der Friedrichsstrasse halten um mal schnell was zu kaufen.

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