Von Brandenburg nach Kap Finisterre - Warum ein Paar mit zwei Ziegen nach Spanien wandert
Seit vier Wochen sind sie unterwegs, mehr als 2.500 Kilometer liegen noch vor ihnen: Christine, ihr Freund Marlon und die zwei Packziegen Bonnie und Carou wollen von Finowfurt bis ans "Ende der Welt" – und zwar zu Fuß. Von Anna Beeck
Carou und ihre ein bisschen ältere Zwillings-Ziege Bonnie zupfen noch etwas Proviant. Dann werden die Tiere wieder gesattelt und beladen: Küchenausrüstung, Hängematten, Tarps und Reiseapotheke. 15 Kilo schaffen die Packziegen zusammen. Den Rest müssen Christine (32) und ihr Freund Marlon (43) selbst tragen.
Die beiden haben in Eberswalde Landwirtschaft studiert, seit zwei Jahren sind sie ein Paar. Vor einem knappen Monat haben sie sich auf den Weg gemacht, um Höfe und Gemeinschaften kennenzulernen, und ein neues zu Hause für sich und ihre zwei Ziegen zu finden: von Finowfurt über Wustermark, vorbei an Potsdam, Beelitz und weiter nach Sachsen-Anhalt, quer durch Deutschland und Europa bis zum Kap Finisterre in Spanien – und danach wieder zurück nach Brandenburg.
"Die vertrauen mir schon sehr"
Wochenlang haben sie mit den Tieren trainiert, sind über Straßen und Brücken gewandert, vorbei an Pferden und Hunden. Bonnie und Carou sind bei Christine aufgewachsen und folgen ihr auf Schritt und Tritt: "Die vertrauen mir schon sehr und gehen mir auch blind in jeder blöden Situation hinterher", sagt sie. 15 bis 20 Kilometer bewegt sich der Tross an einem Tag. Da sie nur zu Fuß und auf Hufen unterwegs sind, laufen sie zumeist auf den gut erschlossenen Jakobswegen.
Beide wissen, dass ihre Ersparnisse nicht ewig halten werden. Noch etwa zwei Monate, sagt Christine, können sie davon leben. Danach wollen sie auf ihrem Weg für Kost und Logis in der Landwirtschaft arbeiten. Hotels oder öffentliche Verkehrsmittel sind wegen der Ziegen ohnehin tabu. Das schont zwar den Geldbeutel, aber nicht unbedingt die Nerven, erzählen sie. Gleich am ersten Tag hätten die Ziegen bei strömendem Regen das Zelt zerrissen.
Eile haben sie keine
Aber mit Nähzeug und dem nötigen Geschick konnte Christine das Zelt reparieren. Das Wetter und solch kleine Zwischenfälle halten die Wanderer auf. Doch Eile haben sie keine. Stattdessen lernen sie die kleinen Dinge auf ihrem Weg mehr und mehr zu schätzen, erzählen sie. So hätten sie in den letzten Tagen Orte und Dinge entdeckt, die sie die letzten Jahre schlichtweg übersehen haben.
Bis August wollen sie die Grenze zu Frankreich erreichen und, wenn die Corona-Maßnahmen es zulassen, auch passieren. Ob sie das "Ende der Welt", Kap Finisterre in Spanien, jemals erreichen – das lassen die beiden vorerst offen.
Sendung: zibb, 28.05.2020, 19 Uhr