In Bombennacht aus Zoo ausgebrochen - Berliner Alligator stirbt mit 84 Jahren in Moskau

Sa 23.05.20 | 16:52 Uhr
  6
Symbolbild: Ein Alligator im Zoo (Quelle: www.imago-images.de)
Bild: www.imago-images.de

Der Moskauer Zoo trauert um seinen Alligator Saturn, der im Zweiten Weltkrieg aus dem Berliner Zoo ausgebrochen war und danach nach Russland gebracht wurde. Das Tier sei etwa 84 Jahre alt geworden und an Altersschwäche gestorben, teilte der russische Zoo am Samstag mit. "Das ist ein äußerst beachtliches Alter." In freier Wildbahn betrage die Lebenserwartung nur zwischen 30 und 50 Jahren. "Saturn hatte ein langes und abwechslungsreiches Leben", hieß es.

In den USA geboren, 1946 nach Moskau transportiert

Das 3,50 Meter lange Tier wurde den Angaben zufolge um 1936 im US-Staat Mississippi geboren. Dort wurde er eingefangen und anschließend nach Berlin in den Zoologischen Garten gebracht. Der Alligator habe in der Bombennacht vom 23. November 1943 aus dem Zoo ausbrechen können. Er sei erst drei Jahre später zufällig von britischen Soldaten entdeckt worden. Wie er diese Zeit verbracht habe, sei ein Rätsel.

Im Juli 1946 wurde er nach Moskau transportiert. Danach sei der Mythos geboren, dass der Alligator Adolf Hitler gehört haben könnte, schrieb der Zoo weiter. Darüber wurde auch vielfach in Deutschland spekuliert. Dokumente, die das belegen könnten, gibt es demnach aber nicht. Der Moskauer Zoo sagte dazu: "Auch wenn er rein theoretisch jemandem gehörte - Tiere sind nicht in Krieg und Politik verwickelt." Es sei eine Ehre gewesen, Saturn 74 Jahre lang zu halten.

6 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 6.

    Werter Herr,
    Sie beschmutzen die Leistung all jener, die den Berliner Zoo nach den Verwüstungen und enormen Verlusten des Zweiten Weltkriegs retteten, an der Spitze die damalige Direktorin Katharina Heinroth, ohne deren großen persönlichen Einsatz es den Zoo vermutlich längst nicht mehr gäbe. Will meinen: Wäre der Alligator in den Berliner Zoo zurückgebracht worden, wäre er natürlich nicht im Kochtopf gelandet.

    Interessant wäre mal zu erfahren, wie das von britischen Soldaten entdeckte Tier, das aus dem nun im britischen Sektor gelegenen Zoo entkommen war, in Moskau landete. Wollten ihn die Briten nicht? Gab es im Berliner Zoo keine angemessene Unterbringungsmöglichkeit? Galt es, in Moskau einen Kriegsverlust auszugleichen?

  2. 5.

    Lieber Lothar, in den meisten zoologischen Einrichtungen führen die Tiere ein angenehmes Leben und diese Einrichtungen sind wichtig für die Arterhaltung. Was Saturn nach dem Ausbruch aus dem Berliner Zoo bis zu seinem auffinden gemacht hat und wo er war würde mich eigentlich brennend interessieren, aber wie Paula schon geschrieben hat, wir können uns leider nicht mit ihnen verständigen.
    So hat Saturn nach einem langen Leben seine Geschichte mitgenommen....

  3. 4.

    Liebe Heike. Das beweist auch wiedereinmal, wie es den Tieren in gut gepflegten Zoos eigentlich geht. Ich mußte u.a. beim lesen auch an das Nilpferd Knautschke denken. LG.

  4. 3.

    Was für ein bewegtes,langes Leben.
    Ich finde es immer sehr schade, dass Tiere nicht erzählen können. Jedenfalls nicht für uns verständlich.

  5. 2.

    Wieder eine Nachricht Die in Corona Zeiten das Herz erreicht.
    84 Jahre ist ein stolzes Alter....Hiltler hin oder her.

  6. 1.

    Eine schöne Geschichte! Das kann einem doch richtig freuen, dass ein Tier zu Zeiten der Entbehrungen trotzdem ein Zuhause gefunden hat, wo es artengerecht versorgt wurde. In Berlin wäre es wahrscheinlich in den Kochtopf gelandet.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Symbolbild: Neuhardenberg (Brandenburg) - Ein Mitarbeiter einer Gartenbaufirma richtet im Schlosspark im brandenburgischen Neuhardenberg mit letzten Handgriffen ein riesiges Osterei. (Quelle: dpa/Pleul)
dpa/Pleul

Osterfeierrituale - Erst Stock im Feuer, dann Ei im Gras

Es wird gebrannt, gebadet und hinter rollenden Eiern hergelaufen - all das findet bei vielen in Berlin und Brandenburg ganz ohne Kerzen und wie selbstverständlich ohne Gebet und Andacht statt. Einfach nur Ostern eben. Von Stefan Ruwoldt