Berlin-Neukölln - Warum die Oderstraße zum Paradies für Dauercamper wird
Die Oderstraße neben dem Tempelhofer Feld ist zum Ort für Camper geworden: Wohnungslose und Touristen haben hier ihre Wohnmobile stehen. Eigentlich ist längeres Campen dort nicht legal - aber die Besucher werden geduldet.
Letzten Herbst hat Jochen seine Wohnung gekündigt - sie wurde ihm zu teuer. Seitdem lebt der ehemalige Kraftfahrer im Wohnmobil in der Neuköllner Oderstraße, direkt am Tempelhofer Feld. Für ihn der optimale Standort: "Es ist alles da, Sanitäranlagen sind da und es gibt Möglichkeiten, seinen Müll loszuwerden. Das kann man ja sonst in der Stadt nicht."
Auf Camping-Apps empfohlen
An den Sanitäranlagen auf dem Tempelhofer Feld holt sich der 68-Jährige regelmäßig Wasser. "Ich könnte mir das natürlich auch hier am Späti holen. Aber für einen Kaffee oder so ist mir das zu albern."
Auch für Andere ist die Oderstraße ein attraktiver Stellplatz. Dauerbewohner und Touristen drängeln sich hier am Zaun entlang des Tempelhofer Feldes. In letzter Zeit sind es immer mehr geworden. Die Oderstraße wird auch auf vielen Camping-Apps empfohlen - als kostenloser Stellplatz mitten in der Stadt.
Nicht legal, aber geduldet
Die Anwohner sind geteilter Meinung über die Camper. Einige sind gelassen und stören sich nicht an ihnen, solange sie keinen Dreck oder Krawall machen. Andere beschweren sich über blockierte Parkplätze oder wollen die Camper grundsätzlich nicht vor ihrer Haustür haben.
Eine Nacht in einem Wohnmobil an einem Standort zu übernachten ist legal, längeres Campen aber nicht. Doch in Neukölln nehmen sie es damit offenbar nicht so genau. Zumindest Jochen hat die Erfahrung gemacht, vom Ordungsamt geduldet zu werden. "Die halten die Füße still."
Sendung: zibb, 10.07.2020, 18.30 Uhr