Landkreis Spree-Neiße - Erster Verdachtsfall von Afrikanischer Schweinepest in Brandenburg
Die Afrikanische Schweinepest ist offenbar in Deutschland angekommen. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium wurde ein totes Wildschwein im Spree-Neiße-Kreis positiv getestet. Ein zweites Testergebnis zur Bestätigung steht noch aus.
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In Brandenburg gibt es einen amtlichen Verdachtsfall der Afrikanischen Schweinepest (kurz ASP). Das Landeslabor Berlin-Brandenburg habe den Verdacht bei einem Wildschwein-Kadaver festgestellt, der wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze im Spree-Neiße-Kreis gefunden wurde, teilte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft am Mittwoch mit.
Daraufhin sei eine Probe des toten Tieres an das Friedrich-Loeffler-Insitut (FLI) geschickt worden, wo sie virologisch untersucht werden, hieß es. Das FLI ist das nationale Referenzlabor. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) werde am Donnerstag über das Ergebnis informieren. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre dies der erste Fall der Tierseuche in Deutschland.
Ausbruch kann massive wirtschaftliche Folgen haben
Die Krankheit ist für den Menschen ungefährlich, verläuft bei Wild- oder Hausschweinen jedoch in den allermeisten Fällen tödlich. In den vergangenen Jahren mussten mehrfach osteuropäische Mastbetriebe ihre gesamten Schweinebestände töten, nachdem das Virus in Ställen festgestellt worden war.
Ein Ausbruch kann massive wirtschaftliche Folgen für Schweinehalter haben: Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums könnten Exporte in Nicht-EU-Staaten, vor allem nach Asien, weitgehend wegfallen. Für den Export nach China beispielsweise muss bislang zertifiziert werden, dass Deutschland ASP-frei ist. Der Handel innerhalb der EU kann jedoch aufrechterhalten werden. Nur für Betriebe in der Umgebung des Fundorts gibt es Einschränkungen.
In Brandenburg wurden nach Angaben des Landesbauernverbands vom November 2019 rund 750.000 Schweine in etwa 170 Betrieben gehalten. Aus Brandenburg werden Ferkel insbesondere in andere Bundesländer und EU-Staaten exportiert.
Erste Schutzmaßnahmen werden vorbereitet
Der Sprecher des Verbraucherschutzministeriums Brandenburg, Gabriel Hesse, sagte der dpa: "Wir haben heute einen amtlichen Verdachtsfall für Afrikanische Schweinepest festgestellt." Erst wenn das nationale Referenzlabor den Verdacht ebenfalls bestätige, könne von einem Ausbruch gesprochen werden. Das Landeskrisenzentrum und die kommunalen Krisenzentren seien aktiviert. Erste Maßnahmen zum Schutz würden vorbereitet.
Während im März der westlichste Fundort eines an Schweinepest gestorbenen Wildschweins in Polen etwas mehr als zehn Kilometer von der deutschen Grenze gelegen habe, lag der Schwerpunkt des Infektionsgeschehens im August laut Bundesagrarministerium wieder weiter östlich. Brandenburg hatte wegen der grenznahen Fälle in den beiden Landkreisen Oder-Spree und Spree-Neiße sowie in der Stadt Frankfurt (Oder) einen 120 Kilometer langen mobilen Elektroschutzzaun errichtet. Er sollte an der Grenze zu Polen vor wandernden Wildschweinen schützen.
Für Menschen ungefährlich, bei Schweinen fast immer tödlich
Neun von zehn infizierten Schweinen sterben statistisch an der Viruserkrankung. Es gibt weder eine Impfung noch Behandlungsmöglichkeiten. Hat sich ein Tier infiziert, kann es bis zu zwei Wochen dauern bis die Krankheit ausbricht.
In dieser Zeit wäre in einer Schlachterei ohne Labortests kaum feststellbar, ob ein Tier betroffen ist. Allerdings ist das Virus nicht ganz so einfach zu übertragen, wie etwa die ihr verwandte Europäische Schweinepest, bei der eine Tröpfcheninfektion zur Übertragung ausreicht. Die Afrikanische Schweinepest wird hauptsächlich durch Blut übertragen - und zwar nur von Tier zu Tier. Die Viren können aber auch lange Zeit in ungekochter Wurst überleben, weswegen seit Jahren davor gewarnt wird, Essen an Straßen oder in Wäldern achtlos wegzuwerfen.
Sendung: rbb24, 09.09.2020, 21:45 Uhr