Afrikanische Schweinepest - Jäger kritisieren Qualität der Wildschweinzäune
Wildschweinzäune ohne feste Verankerung im Boden und ohne Strom: Wirklich glücklich sind Brandenburger Jäher und Landwirte mit den bisher aufgestellten Sperren im Kampf gegen die Ausbreitung der Schweinepest nicht. Nun will das Land nachsteuern.
In Brandenburg häuft sich die Kritik an den Maßnahmen von Landkreisen und Landesregierung gegen die Ausbreitung der Schweinepest. Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des Brandenburger Landesjagdverbandes, bezeichnete die eilig aufgebauten Schutzzäune bei einem Besuch der Schweinepest-Kernzone als unzureichend.
In einem Video, das am Mittwoch auf Facebook veröffentlicht wurde, kritisiert Wellershoff, dass lange Abschnitte des von ihm begutachteten Zauns nicht unter Strom standen. Zudem seien die Zäune durchlässig und nicht stabil. "Ich bin von unseren Behörden dramatisch enttäuscht und fordere sofortige Nachbesserungen", sagte er.
Nonnemacher kritisiert Zaunbau durch Landkreise
Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Grüne) räumte auf Nachfrage des rbb Probleme ein. "Das ist natürlich völlig kontraproduktiv. Der Zaun muss funktionieren." Der Landesbetrieb Forst habe am Mittwoch mit dem Aufbau fester Zäune an der Neiße begonnen. Die Auftragsvergabe durch die Landkreise habe "nicht so richtig gut funktioniert", so Nonnemacher.
Mittlerweiler gibt es laut Bundesagrarministerium 29 bestätigte Fälle der Tierseuche bei Wildschweinen. Die Fundorte lagen alle innerhalb des gefährdeten Gebietes im Landkreis Spree-Neiße. Hausschweine in Deutschland seien demnach noch nicht betroffen gewesen.
Bauern warten auf verbesserte Zäune
"Wir warten ungeduldig auf den festen Zaun", sagte Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes,. Landwirte und Jäger hatten in den vergangenen Tagen nachdrücklich gefordert, beim Zaunbau mehr aufs Tempo zu drücken, um infizierte Wildschweine von Ställen fern zu halten.
Mobile Zäune werden als nicht ausreichend angesehen. Bei der nächsten Sitzung des Landeskrisenstabes am kommenden Freitag wollen die Verbände einen Katalog mit aus ihrer Sicht bislang unbeantworteten Fragen übergeben. "Es geht uns vorrangig um ein abgestimmtes Verhalten aller Beteiligten: von Land und den betroffenen Landkreisen", so Wendorff.
Hubschrauber, Wärmebildkameras, Drohnen, Hunde
Laut Nonnemacher werde auch über das Kerngebiet hinaus nach infizierten Kadavern gesucht. Solange weitere Funde auftreten, ändere sich nichts an der Lage. Derzeit sind in dem betroffenen Gebiet Hubschrauber mit Wärmebildkameras und Drohnen im Einsatz. Zudem sind geschulte Suchtrupps und Hundestaffeln aus Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz auf Kadaversuche unterwegs.
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) unterstützt einen geplanten festen Zaun zu Polen, warnt aber vor zu hohen Erwartungen. "Ein Zaun kann helfen", sagte sie. Er sei ein Baustein der Vorbeugung, aber keine Garantie. "Deshalb ist es so wichtig, dass die Länder weitere wirksame Maßnahmen ergreifen".
Für die Finanzierung und Sicherung von Zäunen seien die Länder zuständig - möglich, so Klöckner, sei auch eine solidarische Finanzierung durch die Gesamtheit der Länder gemäß einem bestehenden Schlüssel. Die für Menschen ungefährliche Tierseuche ist auch Thema beim Treffen der Länder-Agrarminister an diesem Donnerstag und Freitag im Saarland.
Neue technische Einsatzleitung in Eisenhüttenstadt
In Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) soll nun eine technische Einsatzleitung eingrichtet werden. Die Einsatzleitung soll im Auftrag des Krisenstabes Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der Tierseuche vor Ort umsetzen. Damit soll auch die Zusammenarbeit von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Polizei, Veterinären und Verbänden verbessert werden.