Interview | Berliner Tafel - "Wir tauschen haltbaren Trödel gegen haltbare Lebensmittel"

Sa 24.10.20 | 10:11 Uhr
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Symbolbild: Tafel der Martin-Luther-Gemeinde in Berlin Neukölln verteilt Lebensmittel an Bedürftige unter freien Himmel (Quelle: dpa/Vorwerk)
Audio: rbb 88.8 | 23.10.2020 | Tafel-Mitbegründerin Sabine Werth im Gespräch | Bild: dpa/Vorwerk

Die Berliner Tafel bekommt immer weniger Lebensmittelspenden. Deshalb setzt der Verein jetzt auf ein neues Konzept: Trödel gegen Lebensmittel, und zwar in einem neuen Laden in Charlottenburg. Sabine Werth erklärt im Interview, wie das genau funktioniert.

Immer wieder bekommt die Berliner Tafel hochwertige Dinge geschenkt - aus Nachlassen, oder einfach so. Gleichzeitig lassen die Lebensmittelspenden gerade nach. Also werden jetzt Sachen gegen Lebensmittel getauscht - in einem neuen Laden in Berlin-Charlottenburg. Offizielle Eröffnung ist am Samstagmittag.

rbb: Frau Werth, warum dieser Tausch - könnten die Dinge, die bei Ihnen im Geschäft hinterlassen werden, nicht auch einfach verkauft werden?

Sabine Werth: Die könnten natürlich verkauft werden, aber das würde unserem wirtschaftlichen Zweckbetrieb zugeschlagen, und wir müssten darauf Steuern zahlen. Außerdem –
und das ist das Wesentliche an der Sache – haben wir im Augenblick viel zu wenig Lebensmittel. Von daher haben wir gedacht: Das ist eine gute Idee. Wir tauschen haltbaren Trödel gegen haltbare Lebensmittel. Und dann haben alle was davon. Wir sind natürlich Geldspenden gegenüber trotzdem offen – aber das sind dann Spenden.

Was sind das für Gegenstände, die bei Ihnen zum Tausch stehen?

Das sind die üblichen Rumsteherchen, die wir alle zuhause haben, die wir beim Staubwischen hassen wie die Pest, aber aus irgendeinem Grund daran hängen, weil es Erbstücke sind oder sonstwas. Die haben wir durch einige Haushaltsauflösungen bekommen. Oder die Leute haben uns das einfach vorbeigebracht und gesagt: Hier, vielleicht habt ihr einen guten Zweck.

Wir waren früher öfter mal auf Trödelmärkten. Aber unsere Ehrenamtlichen sind dafür inzwischen einfach ein bisschen zu alt geworden. Aber in so einem Laden zu sitzen, Trödel zu beaufsichtigen und gegen Lebensmittel abzugeben, das ist natürlich eine schöne Sache. Und wir haben diesen Laden jetzt für drei Jahre kostenlos bekommen - das ist eine geniale Situation.

Wenn ich bei Ihnen eine schicke Blumenvase sehe, die jemand ausrangiert hat, wie mache ich das? Sollte ich mich mit reichlich Lebensmitteln eindecken, wenn ich in Ihren Laden kommen?

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Die eine ist: Sie schauen sich erst einmal um und sagen dann: Oh ja, da ist was, was mich interessiert. Dann fangen wir an zu feilschen wie verrückt: Wie viele Lebensmittel stehen für dieses Trödelteilchen? Dann besorgen Sie die Lebensmittel, oder aber Sie tun einfach das entsprechende Geld in unsere Spendendose - diese Variante besteht natürlich auch immer.

Es ist auch möglich, sich einfach im Supermarkt Gutscheine für einen Einkauf geben zu lassen und dann bei uns im Laden vorbeizuschauen und zu sagen okay, ich habe hier einen ein Gutschein über 50 Euro. Jetzt gucke ich mal, was ich dafür Schönes finde.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Uwe Hessenmüller, rbb 88,8. Dieser Beitrag ist redaktionell bearbeitet. Das Originalgespräch können Sie mit Klick auf das Audiosymbol im Header des Artikels nachhören.

2 Kommentare

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  1. 1.

    Kluge und nachhaltige Idee. Danke !!!

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