Lösungsansätze zum Klimawandel - Brandenburger Expeditionen in eine Welt von morgen

Di 13.10.20 | 06:03 Uhr | Von Attila Weidemann
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Archivbild: Mietfahrzeuge smart fortwo electric drive des Carsharing-Unternehmens car2go werden am 10.04.2014 in Berlin am Potsdamer Platz aufgeladen (Bild: dpa/Jens Kalaene)
Bild: dpa-Zentralbild

Das Klima unserer Erde verändert sich rasant und wir tragen einen riesigen Teil dazu bei. Während die einen Angst vor der Änderung ihrer Lebensweise haben, sind andere schon dabei, der Klimakrise ins Auge zu sehen und Lösungen zu entwickeln. Von Attila Weidemann

Corona lässt uns zuweilen vergessen, dass wir auch noch andere Sorgen haben. Ziemlich große sogar. Wenn ich in meiner Heimatstadt Werder auf die Obstgärten schaue, so wird mir bang. Jahr für Jahr sehe ich, wie die milden Winter und Frühjahre die Blüten rascher nach draußen treiben, ein Frost vielleicht die Ernte zunichte macht oder – was der kleinste Schaden wäre – das Baumblütenfest auch mal ohne Baumblüte sein lässt. Ist das einfach nur Wetter oder ist es schon der Klimawandel?

Das Klima unserer Erde verändert sich rasant und wir tragen einen riesigen Teil dazu bei. Den menschengemachten Klimawandel leugnen nur diejenigen, die es nicht besser wissen, die bewusst die Augen verschließen oder ein Geschäftsmodell daraus gemacht haben.

Wir sind alle Teil der Klimakrise

Unser Ausstoß von CO2 ist einer der Hauptgründe, weshalb es in unsere Atmosphäre immer molliger wird – und zuweilen gefährlicher. Extremniederschläge, Stürme, Dürren, Brände - um nur einige Folgen zu nennen. Nirgendwo in Deutschland brennen die Wälder häufiger als in Brandenburg. Das führen Wissenschaftler nicht nur, aber auch auf den Klimawandel zurück.

Pro Kopf verbrauchen wir in Deutschland mehr als zehn Tonnen CO2, rund fünfmal mehr als zum Beispiel Menschen in Indien. Zum Vergleich: Um das Klima nicht noch weiter zu belasten, gibt das Umweltbundesamt das Ziel von einer Tonne pro Kopf aus. Ich würde sagen, da liegt noch einiges vor uns. Wir müssen unser Verhalten ändern und die Technik, die wir benutzen. Meine alte Schwalbe in der Garage zu lassen, dürfte das geringste Problem sein. Das meiste C02 stoßen wir bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern aus, wie zum Beispiel mit der Braunkohle. Groß ist der Ausstoß aber auch in der Industrie, etwa bei der Stahlproduktion, beim Wohnen, Bauen und beim Verkehr. Was also tun? Um das Schlimmste zu verhindern, haben Klimaforscher, unter anderem vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, ein klares Ziel ausgegeben: Wenn wir eine immer rasantere Erderwärmung verhindern wollen, müssen wir uns am Riemen reißen und die globale Temperaturerwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf maximal 1,5 Grad bremsen.

Unterwegs zu den Klimawandlern

Die einen haben Angst vor Veränderung unserer Lebensweise; andere sind schon dabei, sie zu gestalten und der Klimakrise ins Auge zu sehen. Genau nach diesen Menschen und Firmen habe ich mit Kollegen in unserer Region gesucht – und auf meiner Tour mit der e-Schwalbe bemerkenswert viele gefunden.

Die Firma MeEnergy in Wildau beispielsweise, die in jahrelanger Entwicklungsarbeit eine autarke Elektro-Ladesäule erfunden hat. Sie lässt sich überall aufbauen und kann ein E-Auto innerhalb einer halben Stunde volltanken. Unabhängig vom Stromnetz. Es ist eine Idee, die helfen kann, das noch dünne Netz von Ladesäulen enger zu knüpfen.

Holzbau im Kommen

Beim Bauen gehört Zement zu den umweltschädlichsten Baustoffen, weil die Herstellung Unmengen an CO2 braucht. Für eine Tonne Zement fällt umgerechnet etwa eine Tonne Kohlendioxid an. Trotz dieser verheerenden Klima-Bilanz ist dieser Baustoff weltweit einer der gefragtesten. Dabei gibt es andere Baumaterialien wie Holz mit denen heute schon beeindruckend viel möglich ist – und das CO2-neutral. So erfreut sich die Firma MaxHaus in Ruhlsdorf wachsender Beliebtheit. Die Auftragsbücher für ihre energiesparenden Holzhäuser sind gut gefüllt. Damit mit Holz noch höher und größer gebaut werden kann, schreibt Brandenburg von Berlin ab und ändert gerade seine Bauordnung. An der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde entwickeln sie einen intelligenten Kleber, der Holzbauten nicht nur stabiler macht, sondern sogar warnt, wenn es Gefahrenstellen im Material gibt.

Wer übrigens erfahren möchte, wie klimaschonend und umweltfreundlich das eigene Haus gebaut ist, der kann auf der Seite https://www.oekobaudat.de selbst mal nachforschen. Auch auf der Seite des Umweltbundesamts gibt es dazu detaillierte Informationen [umweltbundesamt.de].

Speicherlösungen für erneuerbare Energie

Und wer noch nicht glauben möchte, dass sich erneuerbare Energie speichern lässt, um etwa Gebäude zu wärmen, der sollte einen Abstecher nach Nechlin in der Gemeinde Uckerland im Nordwesten Brandenburgs machen. Dort lassen sich 50 Haushalte von den Windrädern um das Dorf einheizen – mit einem riesigen Wasserspeicher. Beeindruckend: In der Gemeinde Uckerland sind neun Prozent der Fläche von Windrädern genutzt, weit über dem vom Land vorgegebenen Wert von zwei Prozent. Das ist nicht unumstritten dort, aber akzeptiert – auch weil die Bewohner davon profitieren zum Beispiel durch eben jene Wärmespeicher. Trotzdem zahlen sie hier wegen der Strom-Netzumlagen hohe Strompreise. Ein Webfehler der Energiewende, wie ich finde.

Ohne eigenes Auto in Brandenburg – geht doch

Autos gibt es in Brandenburg immer mehr: Mehr als 1,4 Millionen sind es derzeit. Bei mehr als 2,5 Millionen Einwohnern. Ziehen wir die halbe Million unter 18-Jährigen ohne Führerschein ab, wird deutlich wie groß die Autodichte in Brandenburg ist. Im Flächenland Brandenburg mit seinem ausgedünnten ÖPNV schaffst Du es ohne Auto nicht – heißt es immer wieder. Dass es aber auch ohne gehen kann, beweist der Kreis Barnim mit seinem Projekt BarShare. Hier teilt die Verwaltung ihre e-Wagen-Flotte mit den Kreisbewohnern. Etwas mehr als die Hälfte der Zeit werden die Autos von den Mitarbeitern genutzt, den Rest der Zeit können die Barnimer an verschiedenen Standorten zugreifen. Eine Idee, die viel Zuspruch bekommt, stark nachgefragt ist und dafür sorgt, dass Autos wirklich bewegt werden. Denn genau genommen ist Deutschland nicht das Land der Autofahrer, sondern der Autosteher. Die meiste Zeit lassen wir es eher stehen als irgendwo damit rumzufahren.

Die Region ist voller Lösungen und voller Klimawandler. Man muss nur danach suchen. Ein paar habe ich gefunden. Begegnungen, die Mut machen.

Die Serie "Attila und die Klimawandler" läuft am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag bei Brandenburg aktuell um 19.30 Uhr

Sendung: Brandenburgn Aktuell, 13.10.2020, 19:30 Uhr

Beitrag von Attila Weidemann

5 Kommentare

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  1. 5.

    Den menschengemachten Klimawandel leugnen nur diejenigen, die es nicht besser wissen, die bewusst die Augen verschließen oder ein Geschäftsmodell daraus gemacht haben.Siehe Tesla.Ja.24/7 Massenproduktion.Aber es werden ja neue Arbeitsplätze geschaffen.Bloß nicht die Städte jetzt Menschengerechter gestalten,Nein,Städte werden weiterhin Autogerecht gebaut.Neben Parkhäuser/Parkplätze,die den SUV angepasst werden,baut man noch zich tausende öffentliche Ladestationen auf.Wenn hier der ÖPNV ausgebaut wird,mit kürzeren Taktzeiten von Bus und Bahn,dann kommt man auch im Flächenland zügiger von A nach B.Wenn Parkhäuser und Parkplätze verschwinden,dann wäre auch wieder freier Platz für neue Läden,Kitas,Wohnungen ect.Aber auch Brandenburg ist doch stolz auf die Tesla-Fabrik,und Musk könne mit jeder Unterstützung rechnen, die er brauche.Da hat das Klima wohl keine Rolle gespielt.Es geht und ging ja hauptsächlich um die Arbeitsplätze.

  2. 4.

    Elektroautos sind nicht die Zukunft und gehen mit erheblicher Umweltschädigung einher. Diese Meinung vertritt sogar Harald Lesch...

  3. 3.

    "Die Firma MeEnergy in Wildau beispielsweise, die in jahrelanger Entwicklungsarbeit eine autarke Elektro-Ladesäule erfunden hat.
    ...
    Unabhängig vom Stromnetz." In Regionen ohne Stromnetz oder als temporäre Lösung aus besonderem Anlass mag das ja ganz nett sein. Notstromaggregate gibt es allerdings schon länger.

  4. 2.

    Einzelbeispiele ohne die Betrachtung der Gesamtlage und dann schon längst überholte Ziele: "Wenn wir eine immer rasantere Erderwärmung verhindern wollen, müssen wir uns am Riemen reißen und die globale Temperaturerwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf maximal 1,5 Grad bremsen."

  5. 1.

    50 Haushalte .....lächerlich. Was passiert denn dann mit der Versorgung der Energieintensiven Bereiche?
    Und die Regierung versucht jetzt im Schutz der Coronaepedemie eine Novelle des EEG durchzudrücken, wonach die "erneuerbare" Energie als Frage der nationalen Sicherheit eingestuft wird. Abgesehen, dass dadurch die Klagemöglichkeiten der Bürger fast unmöglich werden dürften (obwohl uns die "grünen" wieder vorgaukeln, dass dem nicht so ist...siehe Trittin mit seiner Kugel Eis)Wie will die Regierung Wind und Sonne dazu zwingen, auf die nationale Sicherheit zu achten.

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