Streit um höhere Preise - Studierende wollen Semesterticket an Rundem Tisch retten

Di 24.11.20 | 16:02 Uhr | Von Georg-Stefan Russew
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Studierenden-Vertreter Weingärtner aus Berlin und Kolbe aus Brandenburg
Audio: Antenne Brandenburg | 24.11.2020 | Matthias Weingärtner | Bild: Georg-Stefan Russew/rbb

Studierende aus Berlin und Brandenburg versuchen jetzt per Rundem Tisch, Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund (VBB) zu bekommen. Noch immer wird um ein neues Semesterticket gerungen. Von Georg-Stefan Russew

Mit möglichst breiter Unterstützung aus der Politik versuchen Studierende die Verhandlungen über ein neues Semesterticket mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wiederzubeleben. Für Freitag haben die Hochschüler zu einem digitalen Runden Tisch eingeladen.

"Die Situation ist im Moment sehr verfahren", sagte Matthias Weingärtner, Sprecher und Verhandlungsführer der Berliner Studierenden, dem rbb. Es bestehe praktisch Funkstille, nachdem die Studentenschaft ein VBB-Vertragsangebot mit einer Preiserhöhung abgelehnt hatte.

Die Studierenden hatten Mitte November eine Frist des VBB verstreichen lassen, in der sie sich entscheiden sollten, ob sie einer Brückenlösung des Verbands zustimmen. Das Paket beinhaltete eine Preissteigerung um zehn beziehungsweise zwölf Euro und sollte über ein Jahr laufen.

Zwischenlösung verpuffte

"Dies war als Zwischenlösung gedacht", erklärte VBB-Sprecher Joachim Radünz. Damit wollte der Verband Zeit gewinnen, um den Studierenden ab dem Jahr 2022 ein verbessertes Angebot vorzulegen, argumentiert er. Aktuell stünden alle Seiten unter Druck, denn die Immatrikulations- und Rückmeldeprozesse der einzelnen Hochschulen müssten vorbereitet, Tickets gedruckt werden. Mit dem Einjahresangebot hätte man die Lage entspannen können, ist sich VBB-Sprecher Radünz sicher.

Doch über diese Brücke wollten die Vertreter der 210.000 Studierenden in der Region nicht gehen. Sie wollen eine längerfristige Lösung als den Einjahresvertrag, "da dieser zum einen immer noch steigende Preise beinhaltet und zum anderen nicht garantiert ist, dass nach dem Jahr keine signifikanten Preiserhöhungen kommen", erklärt Svea Kühl, Studierendensprecherin der Frankfurter Europauniversität Viadrina.

Die Preise müssten auf dem Niveau des aktuellen Wintersemesters 2020/21 eingefroren werden, so Kühl. Doch der VBB lehnte das kategorisch ab. Auch ein Appell in Form eines offenen Briefes der Studentenschaft änderte nichts an der Haltung des VBB.

Runder Tisch als Schlichtungsgremium

Daher setzen die Hochschüler jetzt auf den Runden Tisch, multilaterale Gespräche und die Vermittlung von politischen Vertretern. "Wir brauchen wieder einen tragfähigen Gesprächskanal, damit das Semesterticket gerettet wird", betonte Weingärtner.

Berliner Verkehrssenatorin hegt Sympathien für Studenten

Und das Konzept scheint zu fruchten. Die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) erklärte vergangenen Donnerstag in einer Fragestunde des Abgeordnetenhauses: "Ich selbst habe große Sympathien für das, was die Studierenden hier von uns wollen."

Es seien jedoch sehr komplexe Verhandlungen mit sehr vielen Partnern. Wenn es hier zu einer Veränderung kommen sollte, so Günther, dann müsse klar sein, "dass wir Geld zuschießen". Da müsse im Nachtragshaushalt noch einmal nachgebessert werden, und: "Da sind wir augenblicklich in Gesprächen." Alleine könne Berlin ohne Brandenburg aber nicht entscheiden. Günther sei jedoch guter Hoffnung, dass gute Lösungen gefunden würden.

Der Runde Tisch wird am Freitag nun digital per Videokonferenz mit Politikern, Verbandsvertretern und Studenten abgehalten. Weingärtner hofft darauf, dass in den kommenden 14 Tagen eine tragfähige Lösung mit dem VBB zustande kommt.

Derzeit liegen die Semesterticket-Preise je nach Standort der Hochschule zwischen 280 und 387 Euro. Langfristig peilen die Studierenden ein 365-Euro-Ticket an. Hierfür müsste die Studentenschaft jedoch mit den Ländern Berlin und Brandenburg verhandeln, die dieses Ticket dann entsprechend bezuschussen müssten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.11.2020, 16:00 Uhr

Beitrag von Georg-Stefan Russew

6 Kommentare

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  1. 6.

    Das ist auch gut, daß der ÖPNV Steuerzuschüsse bekomnmt. Denn er ist umweltfreundlicher, platzsparender (bei großen Verkehrsmengen), sicherer, klimafreundlicher. Wenn er nicht wäre, würde der MIV überlastet zusammenbrechen. Auch der MIV trägt seine Kosten nicht, sondern wird von der Allgemeinheit subventioniert, indem sie seine Umweltbelastung erträgt Lärm, Schadstoffe, Flächenverbrauch, Gefährdungen usw.). Ohne MIV könnte man auch die Verkehrspolizei enorm reduzieren.

  2. 5.

    Schon wieder dieser Unsinn: Die Kosten des PKW Verkehrs tragen die PKW Fahrer nur zu 50%, die restlichen 50% werden der Allgemeinheit aufgebrummt. Autofahren wird also ebenso "subventioniert" und das nicht zu knapp.

  3. 4.

    Wer nutzt denn sein Ticket aktuell überhaupt noch? Die letzten beiden Semester waren reine Online-Semester. Meine Frau hat ihr Semesterticket im aktuellen Semester bisher genau einmal benutzt. Mir persönlich sind die 10eur mehr zwar ziemlich egal, aber ich kann verstehen wenn da viele Studenten eine Preiserhöhung aktuell nicht einsehen.

  4. 3.

    Hallo geht's noch???? Mein Kind hat erfolgreich studiert und wissen sie wie er das schaffte? Nur durch die Unterstützung seiner Eltern und das waren für uns starke Einschränkungen. Wir haben das sehr gerne gemacht, aber es ist für einen Studenten eben nicht so einfach durch die Zeit zu kommen!!

  5. 2.

    Studierende sollte Vollpreis bezahlen, sie haben ja schließlich keine Pkw-Kosten.

  6. 1.

    Und deswegen ist ÖPNV billiger (auch wenn es nicht immer stimmt)als Auto, weil niemand den wahren Preis bezahlt. Ohne Zuschüsse, Subventionen und Gefälligkeiten, würde heute niemand mehr wissen, was BVG überhaupt ist.

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