"Columbia-Haus" in Tempelhof - Schriftzug soll an Berliner Konzentrationslager erinnern

Fr 06.11.20 | 21:10 Uhr
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Ein 42 Meter langer Schriftzug "Nicht mehr zu sehen" soll vor dem einstigen Flughafen Tempelhof an das einzige KZ Berlins im Zweiten Weltkrieg erinnern (Quelle: Martin Bennis und Weidner Händle Atelier)
Bild: Martin Bennis und Weidner Händle Atelier

Ein von weitem sichtbarer Schriftzug am Tempelhofer Flughafengebäude soll künftig an das einzige offizielle NS-Konzentrationslager in Berlin, das "Columbia-Haus", erinnern. Die Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors, Andrea Riedle, präsentierte am Freitag in Berlin gemeinsam mit der Tempelhof Projekt GmbH den Siegerentwurf eines Gestaltungswettbewerbs des "Erinnerungsortes KZ Columbia".

Demnach soll voraussichtlich ab Sommer 2021 der Spruch "nicht mehr zu sehen" in Form einer knapp 42 Meter langen und etwa drei Meter hohen Buchstabenfolge am ehemaligen Standort des KZ Columbia zu sehen sein. Das aus gebrochenen Ziegelsteinen gebildete Spruchband soll auf der Böschung entlang der Südseite des Columbiadamms und vor dem Ostflügel des Flughafengebäudes errichtet werden. Der Entwurf stammt von Martin Bennis und Weidner Händle Atelier. Die Gesamtkosten sollen bei 95.000 Euro liegen.

8.000 Männer inhaftiert

Das ehemalige sogenannte Columbia-Haus war von 1933 an zunächst ein Gefängnis der Geheimen Staatspolizei Gestapo. Von 1934 bis 1936 diente es als "Konzentrationslager Columbia" der Schutzstaffel (SS). Insgesamt waren etwa 8.000 Männer dort inhaftiert. Wegen des Baus des Flughafens Tempelhof wurde das KZ aufgelöst und die Gefangenen ins KZ Sachsenhausen in Oranienburg gebracht.

Topograhie-des-Terrors-Direktorin Riedle sprach von einem besonderen Ort innerhalb der Berliner Haftanstalten. Die Wichtigkeit des Ortes werde bisher nicht deutlich.

Die zunächst temporär gedachte Gestaltung ist für zwei bis zehn Jahre konzipiert. Jutta Hein-Wenzler, Geschäftsführerin des Tempelhof Projekt GmbH, begründete das mit den möglicherweise sehr umfangreichen Sanierungsarbeiten, die am rund 80 Jahre alten Flughafengebäude in den kommenden Jahren anstehen.

Sendung: Abendschau, 06.11.2020, 19:30 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    95 Riesen für ein paar Ziegelsteine die nur 2-10 Jahre dort verweilen. Das scheint mir doch etwas teuer. Und warum eigentlich müssen solche Werke immer so ins Geld gehen? Verdient der "Künstler" so viel? Warum kann man nicht für sowas einen Wettbewerb ausschreiben? Da es zur Geschichte gehört, eignen sich doch auch Ideen von Schulklassen dafür. Die Klasse bzw.Schule mit dem Siegerentwurf hätte das ehrenamtlich unter Fachkundiger Aufsicht aufbauen können.
    Das Material, sofern nicht gespendet, kann man auch kostengünstiger bekommen.

  2. 5.

    Schade um die 95.000 € wenn es denn dabei bleibt. Hat Berlin nichts Wichtigeres zu erstellen? Es gibt hier in Berlin so viele Mahnmale und irgendwann muss auch mal gut sein. Wir haben mittlerweile verstanden, dass wir den Krieg verloren haben und die Bösen sind. Und die Bundesrepublik zahlt ja auch immer noch fleißig, auch wenn es andere Namen hat. Die Denkmalpfleger kommen ja so schon nicht hinterher.

  3. 4.

    Ich finde, dass das Geld gespart oder an anderer Stelle besser eingesetzt werden kann. Haben wir nicht schon genug Mahnmale in der Stadt? Man sollte nach vorne blicken und nicht zurück.

  4. 3.

    Im Laufe der Jahrzehnte ändern sich auch Lehrpläne

  5. 2.

    Kann man das "Denkmal" nicht durch einen nicht sichtbaren Text "nicht mehr zu sehen" darstellen?
    Das ist günstiger in Bau und Unterhaltung und erfüllt optisch und geschichtlich den gleichen Zweck!

  6. 1.

    Platter und einfallsloser geht es wohl nicht. In der Schule hatte man mich mal gelehrt, dass sich ein Denk-/Mahn-/Ehrenmal aus sich selbst heraus erschließen soll. Verzeihung, aber dagegen sind ein paar Worte in der Wiese nur ein trauriger Versuch, irgendwie originell zu sein. Und in Berlin kann man sich locker vorstellen, wie das Ganze nach kurzer Zeit aussehen wird - mit und ohne Vandalismus.

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