Algenwachstum - Zu viel Phosphat trübt die Sicht im Stechlinsee

Mi 02.12.20 | 06:20 Uhr | Von Matthias Finger
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Brandenburg, Neuglobsow: Blick über den herbstlichen Stechlinsee. (Quelle: dpa/Pleul)
Video: zibb | 26.11.2020 | Matthias Finger | Bild: dpa/Pleul

Im Stechlinsee hat sich in den letzten Jahren das Wasser verändert: Wegen des hohen Phosphatgehalts wachsen immer mehr Algen. Zu den Ursachen gibt es unterschiedliche Meinungen - wie auch zu der Frage, wie das Wasser wieder klar werden soll.

Der Stechlin soll krank sein: Die Sicht sei nicht mehr so gut wie früher. Dabei scheint das Wasser sauber zu sein. Doch der Schein trügt: "Der See war wirklich noch sehr viel klarer vor einigen Jahren", sagt Daniel Wortmann, der seit 2008 im See taucht.

Extra ausgebildete Naturschutztaucher überprüfen den Zustand des Sees in Neuglobsow (Oberhavel) seit 2008. Damals begann der NABU Gransee e.V. zusammen mit mehreren Tauchsportvereinen die Untersuchung von Seen in der Region. Die Taucher sammeln Pflanzen ein und überprüfen, welche Arten vorhanden sind und in welcher Wassertiefe diese wachsen. "Je tiefer die Pflanzen wachsen, desto besser für den See", sagt Wortmann.

Sind es die Karpfen - oder der Klimawandel?

Mit 50 Kilo Ausrüstung geht es hinein. Im Untersuchungsgebiet werden kleine Proben genommen: Armleuchteralgen sind ein gutes Zeichen. Manch wuchernde Pflanze hingegen zeigt, dass es ein Problem gibt: zu viel Phosphat. Normalerweise wird es ist im Schlamm gebunden. Doch seit Jahren löst es sich und sorgt für Algenwachstum. Der macht das Wasser trüb und verbraucht Sauerstoff. Für die Taucher sind vor allem eingesetzte Karpfen dafür verantwortlich. Sie wühlen den Boden auf. Wissenschaftler glauben eher: Der Klimawandel und peitschender Starkregen könnten Auslöser sein. Auch sie sind alarmiert: In tieferen Schichten gibt es echte Probleme.

"Jetzt haben wir keinen Sauerstoff mehr da unten", schildert Thomas Gonsiorczyk vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die Lage. "Wir haben Schwefelwasserstoff-Bildung. Das ist das Gas, das nach faulen Eiern stinkt. Dort können keine höheren Lebewesen mehr leben."

Aluminium als chemische Keule

Eine mögliche Lösung wäre, das Phosphat im See mit Aluminium zu binden. "Wir haben etwa viereinhalb Tonnen Phosphor zuviel in dem See - dann müsste das ungefähr auch die Menge an Aluminium sein", gibt Thomas Gonsiorczyk zu Bedenken.

Tonnen von Aluminium, um den Stechlinsee zu retten? An anderen Seen wurde das wohl schon ausprobiert. Für die Naturschutztaucher jedoch ist die chemische Keule die schlechteste Option: "Die führt natürlich dann dazu, wenn sie flächendeckend im See verteilt wird, dass da der See insgesamt an Nährstoffen verliert und damit auch ein toter See wird, weil dann weder Fische noch Pflanzen noch Nährstoffe finden können", sagt Tauchlehrer Andre Petersen.

Naturschützer für ökologische Lösung

Deshalb setzen die Naturschutztaucher lieber auf eine nachhaltige ökologische Lösung - in Zusammenarbeit mit den Anglern am See: "Projekte haben gezeigt, wo die Karpfen minimiert wurden, dass der See sich dann doch ein bisschen gefangen hat und die einzelnen Pflanzen dann doch sehr schön wieder gewachsen sind."

Die Naturschutztaucher hoffen, dass ihre Stimme gehört wird. Damit sich der See erholt und seine Schönheit noch lange erhalten bleibt.

Sendung: Brandenburg aktuell, 01.12.2020, 19.30 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Karpfen sind keine einheimischen Fische. Sie gehören definitv nicht in den Stechlinsee. Und man kann nicht alles auf den Klimawandel schieben. Holt die Karpfen da raus, um den schönsten Brandenburger See zu retten!

  2. 1.

    Mit welchen Anglern will man sich dort kurzschliessen? Wer sorgt für den Besatz im Stechlinsee? @rbb bitte klarstellen es ist kein DAV Gewässer, verantwortlich der fischer vor Ort.

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