Rauchsäule über der Kyritz-Ruppiner Heide - Die Heide brennt für den Naturschutz
Schon von Weitem ist derzeit eine Rauchsäule über der Kyritz-Ruppiner Heide im Norden Brandenburgs zu sehen. Teile der Heidelandschaft, werden wieder gezielt in Brand steckt, um die Landschaft dauerhaft zu erhalten. Von Björn Haase-Wendt
Knisternd ziehen die Flammen über den Boden in der Kyritz-Ruppiner Heide und vernichten Büsche, kleinere Bäume und das Heidekraut. Aber das Feuer ist kein bedrohlicher Waldbrand, sondern wurde gezielt gelegt. Es sei das sogenannte Flämmen, erklärt Rainer Entrup vom Bundesforstbetrieb Westbrandenburg: "Wir haben hier die Aufgabe, die Heide zu pflegen und dauerhaft zu erhalten." Dazu muss die Heidelandschaft im Norden Brandenburgs – zwischen Wittstock und Rheinsberg – im Abstand zwischen 15 und 18 Jahren verjüngt werden.
Das heißt: Die Oberfläche der Heidelandschaft wird gezielt abgebrannt. Mitarbeiter des Bundesforstes sind dazu mit sogenannten Tropfkannen unterwegs. Darin befindet sich ein Benzingemisch, das brennend auf den Boden tropft und so die Heide entzündet.
Mehr Sicherheit für die Sprengungen
Zum Auftakt wurde ein gut 40 Hektar großer Bereich rund um einen eingerichteten Sprengplatz nahe der Ortschaft Rossow geflämmt. Damit soll der Schutzbereich vergrößert werden. Denn die Kyritz-Ruppiner Heide wurde jahrzehntelang von der Sowjetarmee genutzt, um Bomben- und Raketenabwürfe zu üben. Nach dem endgültigen Aus des sogenannten Bombodroms kümmert sich der Bundesforst im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gemeinsam mit Kampfmittelexperten um die Suche und Beseitigung der Streubomben und weiterer Munition, die dann direkt vor Ort unschädlich gemacht werden.
Bisher gut 4.000 Bombenfunde
Bisher wurden auf der gut 1.100 Hektar großen Verdachtsfläche mehr als 4.000 Bomben und weitere Munition gefunden. "Hier finden fast jede Woche Sprengungen statt. Wenn heiße Splitter aus den Sprengungen in die Heide fallen, dann können wir das Feuer eventuell nicht kontrollieren", erklärt Rainer Entrup. Deshalb müsse die Brandgefahr reduziert werden, die Heide und also kontrolliert abgebrannt werden. Auch sei das Heidekraut bei der Kampfmittelsuche per Sonden ein Problem.
Heide soll erhalten bleiben
Es geht aber auch um den Naturschutz. Denn mit dem Ende der Nutzung durch das Militär droht die entstandene Heidelandschaft zu verschwinden. Bäume breiten sich weiter aus, innerhalb kürzester Zeit entsteht ein Wald. "Die Heidepflanze kann unter diesen Bäumen, wie Kiefern und Birken, aber nicht existieren", sagt Rainer Entrup vom Bundesforst. Seit gut acht Jahren wird auch deshalb die Kyritz-Ruppiner Heide in regelmäßigen Abständen geflämmt. Büsche, das Heidekraut und kleinere Bäume brennen ab.
In wenigen Monaten kommt das Heidekraut zurück und bietet neuen frischen Lebensraum. "Wenn das Jahr normal und die Wasserversorgung ordentlich ist, dann haben wir im September schon wieder blühende Heide auf den Flächen", so der Forstexperte. Besonders für spezialisierte Tierarten ist der Lebensraum wichtig, die auf anderen Flächen kaum noch vorkommen. So gibt es zum Beispiel besondere Wildbienen, die sich nur in der Heide finden lassen, sagt Nora Künkler von der Heinz-Sielmann-Stiftung: "Die sammeln nur den Pollen und Nektar am Heidekraut. Man merkt wenn die Heide weg ist, sind die Tierarten auch weg."
Keine Gefahr für die Tiere
Tiere werden durch das Flämmen aber nicht gefährdet. Denn der Zeitpunkt ist genau gewählt. Die Luftfeuchtigkeit muss gering sein, das Wetter trocken und die Nacht aber noch kalt genug – ein leichter Bodenfrost ist optimal. So bleiben zum Beispiel Schlangen und Echsen in ihrem Winterschlaf im Boden. Das Feuer, das in Schrittgeschwindigkeit, über den Boden zieht und nicht in die Tiefe geht, kann ihnen also nichts anhaben. Daneben wurden die Flächen bereits über Monate umfangreich für das Flämmen vorbereitet. So gab es oberflächliche Suche nach Bomben und Munition, außerdem wurden Schutzstreifen gezogen, damit das Feuer nicht auf andere Teile der Heide übergreifen kann.
Information an die Leitstellen
Außerdem sind Brandwachen vor Ort, die das Feuer im Blick haben, und es stehen Wassertanks bereit, damit im Ernstfall die Brandbekämpfung zügig gestartet werden kann. Auch werden Leitstellen der Feuerwehr und der Polizei, sowie umliegende Ordnungsämter informiert. Denn immer wieder kam es in der Vergangenheit vor, dass besorgte Autofahrer oder auch Piloten von Flugzeugen die Brände gemeldet haben.
In den kommenden Tagen soll das Flämmen in der Kyritz-Ruppiner Heide fortgesetzt werden – auf einer Fläche von gut 200 Hektar. Betroffen sind dann auch Bereiche rund um die freigegebenen Wanderwege und den beliebten Aussichtsturm. "Da wird es zu kurzzeitigen Sperrungen für Wanderer kommen, aber zum Wochenende ist das alles fertig", sagt Rainer Entrup.
Sendung: Antenne Brandenburg, 25.02.2021, 15:40 Uhr