Organisierte Kriminalität in Berlin - Ermittler entdecken immer mehr Ausbeutung auf Baustellen

Mo 19.04.21 | 16:32 Uhr
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Mitarbeiter des Zolls führen auf einer Baustelle eine Durchsuchung im Zusammenhang mit Bekämpfung von Schwarzarbeit durch. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Audio: Inforadio | 19.04.2021 | Christoph Reinhardt | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Berliner Ermittler sehen sich im Kampf gegen die organisierte Kriminalität zunehmend mit Menschenhandel konfrontiert. Immer häufiger würden Menschen illegal nach Deutschland gebracht und ohne Tarifbezahlung oder Festanstellung vor allem auf Baustellen ausgebeutet, sagte der Leiter der Berliner Staatsanwaltschaft, Jörg Raupach, am Montag.

Nach seinen Worten gibt es bei der Ausbeutung auf dem Arbeitsmarkt ähnliche Strukturen wie bei der Zwangsprostitution. Raupach nannte Stundenlöhne, die teilweise unter zwei Euro lägen. Betroffene müssten die Kosten für die Schleusung abarbeiten. Die Staatsanwaltschaft arbeite bei der Aufdeckung solcher Taten eng mit dem Zoll zusammen.

GdP: Es fehlt an Personal

Im Kampf gegen die oganisierte Kriminalität gelte es vor allem, sich bundesweit besser zu vernetzen, sagte Raupach. Er sprach von Dauerdelikten, bei denen es um viel Geld gehe. Zudem seien Täter sehr flexibel und die Ermittlungen seien aufwändig und langwierig.

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Norbert Cioma, sagte laut Mitteilung, es brauche mehr Personal und technische Kapazitäten, um Beweismittel schnell auswerten zu können.

Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) verwies in diesem Zusammenhang auf die Aufstockung des Justizapparats. Die Staatsanwaltschaft sei um mehr als 70 Stellen in der zu Ende gehenden Legislaturperiode aufgestockt worden. Derzeit gebe es 427 Stellen. Laut Behördenleiter Raupach klären allein 36 Staatsanwälte in vier Abteilungen im Bereich Organisierte Kriminalität auf.

Gerichtsentscheide lassen auf sich warten

Die Berliner Staatsanwaltschaft stellte nach Angaben der zuständigen Abteilungsleiterin Nina Thom im Jahr 2020 kriminelles Vermögen in Höhe von knapp 25 Millionen Euro sicher. Das sei gut ein Fünftel der Summe, deren Sicherung die Gerichte angeordnet hatte, sagte Thom. Das Problem bei der Abschöpfung sei, dass sich Erträge in Millionenhöhe gerade im Bereich der organisierten Kriminalität schnell feststellen ließen, aber nur ein kleiner Teil sich auch tatsächlich sicherstellen lasse.

Zu den 77 Immobilien, die im Sommer 2018 vorläufig gesichert wurden, erklärte Thom, die entsprechenden Ermittlungsverfahren kämen jetzt zum Ende. Die Grundstücke und Häuser, die einer arabischstämmigen Großfamilie zugerechnet werden, sollen mit Geld aus Straftaten erworben worden sein. Zwei Immobilien wurden bislang rechtskräftig dem Land Berlin zugesprochen. Wie lange es bei den übrigen Fällen bis zu endgültigen Gerichtsentscheiden dauert, "steht in den Sternen", so die Oberstaatsanwältin.

Sendung: Inforadio, 19.04.2021, 14:00 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Das ist doch gängige Praxis !
    Also mehr kontrollieren.

  2. 5.

    Wie beklagenswert ist doch immer wieder der Mangel an Satzzeichen und Großbuchstaben und die Ignoranz, deren Existenz zur Kenntnis zu nehmen!

  3. 4.

    Früher, vieleicht auch noch heute wurden die Facharbeiterloehne noch zusaetzlich vom Arbeitsamt gedrückt indemman praktisch nach 3 Monaten fast jede Arbeit annehmen mußte und nach einem Jahr sowieso.
    Egal was man vorher verdient hatte. Teilweise noch ni ht einmal im erlernten Berufen und somit Hilfsarbeiter.
    War richtig schön, nette Leute im Amt, sehr kompetent
    und zuvorkommend, natürlich alles sarkastisch gemeint. Hab mich damals selbständig gemacht und auch Leute
    eingestellt zu Tarif.

  4. 3.

    Wie wäre es, wenn der Bauherr, der seiner Aufsichtspflicht nicht nachkommt zu Verantwortung gezogen wird. Das mit den ausgelagerten Beschäftigten ist zu offensichtlich, aber dagen wird nichts unternommen und so funktioniert dieses Sytem ungehindert weiter und wird sogar noch gefördert.

  5. 2.

    Aus welchem Jahrzehnt stammt diese Meldung? Sind die Behörden endlich aus dem Winterschlaf erwacht? Seit den 90ern ist das Gang und Gebe, bloß heute kommen sie aus Richtung Osten und in den 90ern kamen sie aus Südosten und keinem hats interessiert! Selbst auf großen Bundesbaustellen gehörte die illegale Beschäftigung zum guten Ton, denn sonst hätte man ja nicht bei der Ausschreibung gewonnen, wenn man mit Tariflöhnen kalkuliert hätte! Da waren die Subunternhmer, Unternehmer vom Subunternhmer!

  6. 1.

    ist doch schon alter hut
    das es auf Baustellen so geht
    so wurde auch der potsdammer platz auch so gebaut
    mail of berlin usw

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