35-Jähriger stellte sich in Potsdam - Tatverdacht gegen mutmaßlichen DHL-Erpresser bestätigt

Ende 2017 und Anfang 2018 verschickt ein Unbekannter in Brandenburg und Berlin mehrere explosive Pakete - und erpresst den Paketdienstleister DHL. Am Mittwoch stellt sich der Mann. Bei ihm handelt es sich tatsächlich um den mutmaßlichen Täter.
Der Mann, der sich am Mittwoch der Polizei gestellt hat, ist offenbar tatsächlich der DHL-Erpresser, nach dem die Brandenburger Behörden jahrelang gesucht haben. Die Staatsanwaltschaft in Potsdam vermeldete am Donnerstagnachmittag einen "Ermittlungserfolg".
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich demnach um einen 35-jährigen Brandenburger, der bereits polizeibekannt sei. Er habe bei der Vernehmung gestanden, "insgesamt zehn Erpressungen mit dem Ziel der Erlangung von Geldbeträgen in Millionenhöhe in Form von Bitcoins verantwortlich zu sein", heißt es in der Mitteilung. Darunter sei auch die mit einer Paketbombe verübte Tat auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt am 1. Dezember 2017. Damals konnte der an eine Apotheke gelieferte Sprengsatz entschärft werden.
Die Aussagen seien überprüft worden, der Tatverdacht habe sich bestätigt, so die Staatsanwaltschaft. Bereits am Mittwoch sei die Wohnung des Mannes durchsucht worden, dabei seien Beweismittel und Unterlagen sichergestellt worden, darunter ein PC, ein Smartphone, eine Sturmhaube, eine Schreckschusswaffe mit Munition und auch eine rote Mund-Nasen-Bedeckung.
Haftbefehl außer Vollzug gesetzt
Gegen den Beschuldigten sei bereits am Mittwoch Haftbefehl wegen des Vorwurfs der versuchten räuberischen Erpressung erlassen worden. Doch der wurde "angesichts der persönlichen Verhältnisse des Beschuldigten und aufgrund der Tatsache, dass er sich den Ermittlungsbehörden selbst gestellt hat" gegen strenge Auflagen außer Vollzug gesetzt. Damit kann er vorerst auf freiem Fuß bleiben. Er habe "engmaschige Meldeauflagen" erhalten, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Man sei davon ausgegangen, dass das dem Fluchtanreiz entgegen wirke.
"Die Klärung dieses Falls ist ein großer Erfolg für unsere Behörden und für die Sicherheit der Menschen in der Region", so der Leitende Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann. Akribische Ermittlungsarbeit, öffentlicher Fahndungsdruck und "die ausgezeichnete Zusammenarbeit der beteiligten Behörden" hätten dabei geholfen, diesen Fall zu lösen.
Polizei hatte mit Fahndungsbildern nach dem Mann gesucht
Am 1. Dezember 2017 war in einer Apotheke am Rande des Potsdamer Weihnachtsmarkts eine Paketbombe entdeckt worden, in der sich eine Sprengvorrichtung und Nägel sowie ein Schreiben befanden, in dem von dem Dienstleister eine Millionensumme in Bitcoins gefordert wurde. Verletzt wurde niemand. Bereits Anfang November 2017 war eine explosive Sendung im Postzentrum Frankfurt (Oder) eingegangen. Im Januar 2018 war eine Briefsendung mit explosivem Inhalt in einer Commerzbank-Filiale in Berlin-Steglitz eingegangen, Ende März 2018 dann noch ein explosives Paket bei der Handwerkskammer in Berlin-Kreuzberg, so die Staatsanwaltschaft weiter.
Das Landeskriminalamt ermittelte seitdem wegen des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion sowie der schweren räuberischen Erpressung. Intensiv wurde nach dem Erpresser gesucht. Die Polizei hatte im April ein Bild aus einer Überwachungskamera veröffentlicht. Ob der Mann, der sich nun meldete, dem auf dem Foto ähnelt, blieb zunächst offen.
Sendung: Brandenburg aktuell, 27.05.2021, 19:30 Uhr