Missbrauch an Pflegekindern -
Die mit dem Berliner Sozialpädagogen Helmut Kentler verbundenen Vorwürfe pädophiler Straftaten an Pflegekindern werden nun bundesweit erforscht. Das beschloss am Donnerstag die Jugend- und Familienministerkonferenz, wie die Berliner Senatsverwaltung bekanntgab. Demnach sollen die Bundesländer eine bundesweite und unabhängige Untersuchung unterstützen.
Netzwerk auch nach Westdeutschland
Laut einer im Juni 2020 veröffentlichten Studie der Universität Hildesheim im Auftrag des Landes Berlin vermittelte der Psychologe und Sexualwissenschaftler Kentler (1928-2008) als "Experiment" Pflegekinder an pädophile Männer. Dies sei vom Ende der 1960er Jahre bis zum Anfang der 2000er Jahre der Fall gewesen.
Zudem sei es im Rahmen eines Netzwerks erfolgt, das über Berlin hinaus existiert habe. So habe es Verbindungen zu Jugendämtern im Westen Deutschlands sowie zu wissenschaftlichen Institutionen und Fachgesellschaften gegeben. Laut der Studie richteten das Landesjugendamt und die Bezirksjugendämter Berlins auch Pflegestellen in Westdeutschland bei alleinstehenden Männern ein, die pädophile Positionen akzeptiert, gestützt und praktiziert hätten.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) erklärte, dass sie deshalb ein weiteres Forschungsprojekt bei der Universität Hildesheim in Auftrag gegeben habe.
Berlin entschädigt zwei Opfer des "Kentler-Skandals"
Erst Ende April war bekannt geworden, dass zwei Pädophilie-Opfer der Berliner Kinder-und Jugendhilfe in den 1960er Jahren, für ihr Leid finanziell entschädigt werden. Das Land Berlin habe sich mit den beiden Betroffenen, die durch das Wirken des ehemaligen Professors für Sozialpädagogik, Helmut Kentler, massive sexualisierte Gewalt erlitten hätten, über substanzielle Leistungen geeinigt, hieß es am 27. April aus der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Beide Seiten hätten Stillschweigen über die Vereinbarung beschlossen.
Das Land Berlin übernehme damit die moralische Verantwortung unabhängig von der strafrechtlichen Verjährungsfrist, erklärte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).