Katholische Kirche - Erzbistum Berlin veröffentlicht komplettes Gutachten zu Missbrauch

Fr 18.06.21 | 12:41 Uhr
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Archivbild: Erzbischof Heiner Koch, Bischof des Erzbistums Berlin. (Quelle: dpa/B. Jutrczenka)
Audio: Inforadio | 18.06.2021 |Riccardo Westphal | Bild: dpa/B. Jutzczenka

Das Erzbistum Berlin hat sein Gutachten über sexualisierte Gewalt durch Geistliche vollständig veröffentlicht. Zum Abschluss wurde am Freitag auch der Teil ins Internet [erzbistumberlin.de] gestellt, der Fälle von 61 Geistlichen dokumentiert, die mindestens 121 Kinder und Jugendliche missbraucht haben sollen. Dabei wurden allerdings einige Namen geschwärzt, um die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen zu schützen.

In dem bereits im Januar veröffentlichten Teil mit zusammenfassenden Erkenntnissen und Empfehlungen kritisierten der Anwalt Peter-Andreas Brand und die Anwältin Sabine Wildfeuer, dass viele Missstände wie mangelnder Wille zur Aufklärung dazu beigetragen hätten, sexuellen Missbrauch von Minderjährigen zu begünstigen und dessen Bestrafung zu verhindern.

Vorschriften "bewusst oder fahrlässig" missachtet

So habe es eine "unordentliche und uneinheitliche Aktenführung" und mangelnde Kommunikation unter den Personalverantwortlichen gegeben. Auch hätten sie bei der Aufklärung von Missbrauch kirchenrechtliche Vorschriften oft "bewusst oder fahrlässig" missachtet worden.

Die Gutachter riefen dazu auf, verstärkt nach weiteren Betroffenen zu suchen. Neben den dokumentierten Missbrauchsfällen betonen die Gutachter desweiteren, dass sie nur begrenzt Rückschlüsse ziehen können auf strukturelle Organisationsmängel innerhalb des Erzbistums. Dies müsse in weiteren Untersuchungen beleuchtet werden, heißt es abschließend.

Zur Auswertung des bislang unveröffentlichten Teils setzte das Erzbistum bereits eine Kommission ein, die Einsicht in das komplette Missbrauchsgutachten erhielt und Empfehlungen zu möglichen Konsequenzen für Personalverantwortliche und Strukturen geben soll. Erste Ergebnisse will das Gremium noch vor der Sommerpause vorlegen und seine Arbeit zum Ende des Jahres 2021 abschließen.

Sendung: Inforadio, 18.06.2021, 11:20 Uhr

5 Kommentare

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  1. 4.

    Wenn ich die scheinheiligen Artikel der Kirchenvertreter lese bekomme ich einen dicken Hals. Nichts als Ausreden und Vorwände als Entschuldigung für den Missbrauch der Kinder. Die Beschuldigten wussten doch bei Eintritt in
    die Kirchenämter das die Enthaltsamkeit üben müssen. Anstatt bei sich selbst Hand anzulegen, vergingen sie sich an Kindern. Nun sind sie zu
    feige zu ihren Taten zu stehen und werden von den Verantwortlichen noch gedeckt. Jeden Kinderpornoring würde man sofort ausheben, aber hier traut sich keiner ran.

  2. 3.

    Heuchelei ist noch reichlich untertrieben ! Alles in Gottes Namen, aber anderen gnadenlos die Leviten lesen und Moral predigen !

  3. 2.

    Wäre Kirche nicht Kirche, würde man den Verein als "durch padophile Netzwerke unterwanderte Organisation" nennen. Nun lässt sich ja munter aufklären, nachdem in den meisten Fällen die Verjährungsfrist gegriffen hat.

  4. 1.

    Und die Dunkelziffer, dürfte vielmals höher sein. Diese Heuchelei seitens der Kirchen und auch von staatlicher Seite, ist kaum noch zu ertragen. Deutliche Worte, von den Verantwortlichen des Staates, an die Verantwortlichen der kath. Kirche, habe ich bis heute leider nicht vernommen. Welche rechtlichen Folgen, hat es für die Verantwortlichen, die vertuscht, verschwiegen und in vielen Fällen, die Täter gedeckt haben ? Ich befürchte, die werden Ihr feudales Leben weiter leben können, ohne Konsequenzen
    Der schäbige Umgang mit den Opfer, geht heute noch genauso weiter, wie all die letzten Jahre. Staatliche Stellen und Kirchliche, bilden da keine Ausnahme.
    Wenn nicht endlich den Opfer, eine ordentliche Entschädigung, von mindestens 250.000,00 € gezahlt wird, kann man nicht von einer befriedigte Lösung sprechen.
    Für ein verpfuschtes Leben, sicherlich nicht viel.

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