Schwerpunktkontrollen - Berliner Polizei: Radfahrer missachten vor allem rote Ampeln
Eine Woche lang will die Berliner Polizei bei Radfahrenden besonders genau hinschauen. Am Montag hat die Aktion begonnen. Auf welche Verstöße die Beamten dabei bislang gestoßen sind, fasst der zuständige Fachstabsleiter im rbb zusammen.
Seit Montag kontrolliert die Berliner Polizei verstärkt Radfahrende in der Stadt durch – am häufigsten wurden dabei bisher Rotlichtverstöße festgestellt. Dieses Zwischenfazit zog Frank Schattling, Leiter des Fachstabs Verkehr bei der Berliner Polizei, am Dienstagmorgen im rbb-Programm Radioeins.
"Rotlicht als Empfehlung"
"Viele sehen in einer roten Ampel offenbar nur eine Empfehlung, auch an großen unübersichtlichen Kreuzungen", so Schattling. "Beispielsweise am Großen Stern, aber auch an anderen Kreuzungen, bei denen auch noch die Tram dazukommt, da sollten sich wirklich alle an die Regeln halten", betont der Verkehrsexperte. Zunächst würden die Betroffenen angesprochen, meist entwickle sich dabei "ein nettes Gespräch", die meisten seien einsichtig. In manchen Fällen werde aber auch ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.
Wird eine rote Ampel von Radfahrenden missachtet, droht laut aktuellem Bußgeldkatalog ein Punkt in Flensburg sowie ein Bußgeld von 60 Euro. Wird durch den Rotlichtverstoß der Verkehr gefährdet, erhöht sich das Bußgeld auf 100 Euro, bei Gefährdung mit Unfallfolge oder Sachbeschädigung auf 120 Euro. Leuchtete die Ampel beim Verstoß schon länger als eine Sekunde rot, dann steigen die jeweiligen Bußgelder auf 100, 160 und 180 Euro.
Technische Manipulationen an E-Bikes
Ein weiterer Schwerpunkt der Fahrradkontrollen sind die technische Ausstattung, wie Schattling auf Radioeins weiter erklärte. "Es geht um Bremsen, um die Beleuchtung, aber auch um mögliche Manipulationen bei E-Bikes und E-Scootern", so der Polizist. Immer wieder würden auch diese Fahrzeuge "frisiert": "Unsere Experten merken schnell, ob da irgendwas gemacht wurde, ob es ein extra Kabel gibt oder eine Schraube gelöst wurde, um an Platinen zu kommen", erklärt Schattling.
Grundsätzlich wolle man mit den Schwerpunktkontrollen den Kontrolldruck auf Radfahrer erhöhen, "auch weil eben bei vielen Radfahrenden die Selbstreflektion eine etwas andere ist als bei Autofahrenden." Im vergangenen Jahr seien 17 Radfahrende bei Unfällen in Berlin ums Leben gekommen, teilweise auch durch Eigenverschulden. "Wir versuchen, mit den Kontrollen, das Gemeinsame zu produzieren, das gegenseitige Verständnis", betont Schattling.
Bislang 18 Unfallopfer in diesem Jahr
Die Berliner Polizei will eine Woche lang intensiv auf Fahrräder im Straßenverkehr achten. Bei den Kontrollen soll auch die Fahrradstaffel der Polizei dabei sein.
Bei Unfällen auf Berlins Straßen sind in diesem Jahr bereits sechs Radfahrerinnen und Radfahrer, sieben Fußgänger sowie fünf Autoinsassen gestorben.
Sendung: Abendschau, 27. Juli 2021, 19:30 Uhr
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