Empfehlung des Senats -

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen in allen zukünftigen Kampagnen auf den Begriff "Schwarzfahren" verzichten. Die BVG setze die Empfehlung aus dem "Diversity Programm" des Berliner Senats vom September 2020 um, sagte BVG-Sprecherin Petra Nelken im Gespräch mit rbbl24.
"Gestrichen werden muss dieser Begriff allerdings nirgendwo, weil er ohnehin nur einmal 2017 bei einer Plakataktion verwendet wurde", erklärte Nelken. "In offiziellen Schreiben und Kampagnen ist von 'Fahren ohne Fahrschein' die Rede."
Initiative Schwarzer Menschen begrüßt BVG-Zusage
Die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland Bund (ISD) lobte die Ankündigung der BVG, auch in Zukunft nicht von "Schwarzfahren" zu sprechen. "Es ist begrüßenswert, denn der Begriff hat für schwarze Menschen einen negativen Anklang", sagte der Sprecher der Initiative, Tahir Della am Freitag. "Es wird damit assoziiert, dass Schwarzes für etwas Negatives steht.
Abgesehen von den Berliner Verkehrsbetrieben hat auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zuvor der "Bild"-Zeitung bestätigt, Fahren ohne gültigen Fahrschein nicht mehr als Schwarzfahren zu bezeichnen. Der Begriff kommt in diesem Fall allerdings nicht von der Farbe, sondern vom jiddischen Wort shvarts, das arm heißt.
Sprache im Hinblick auf ihre Wirkung überprüfen
ISD-Sprecher Della sagte der Nachrichtenagentur AFP am Freitag, es sei bei vielen Begriffen so, dass diese ursprünglich anders angelegt waren. Sprache verändere sich aber. "Auch wenn Schwarzfahren überhaupt nicht rassistisch angelegt war, ist trotzdem die Wirkung bei Betroffenen, dass schwarz für etwas Negatives steht, für Kriminalität etwa oder Illegalität."
Deshalb sei es sinnvoll, den Begriff nicht mehr zu nutzen. Es sei auch sinnvoll, Sprache mit Blick auf ihre aktuelle Wirkung auf den Prüfstand zu stellen und immer wieder neu die Wirkung zu überprüfen. Della forderte, auch explizit schwarze Menschen anzuhören, wie sie entsprechende Bezeichnungen wahrnehmen.
Sendung: Inforadio, 09.07.2021, 09:46 Uhr