ÖPNV in Berlin - Fahrgäste der BVG-Busse können wieder vorne einsteigen

Die Busse der BVG in Berlin öffnen seit Montag auch wieder ihre vorderen Türen. Wegen der Corona-Pandemie durften Fahrgäste seit März 2020 nur hinten einsteigen. Tickets werden beim Fahrer nur noch bargeldlos verkauft, was auch zu Kritik führt.
Bei den Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) öffnen seit Montag wieder die vorderen Türen. Zugleich startet ein Pilotversuch zum kontaktlosen Ticketkauf, wie die BVG mitteilte. Dieser Entscheidung seien Aerosolmessungen am Fahrerarbeitsplatz vorausgegangen.
Ursprünglich wollte die BVG den Vordereinstieg in Bussen im Rahmen des Pilotversuches bereits im Mai zulassen, doch Busfahrerinnen und Busfahrer protestierten erfolgreich gegen die Pläne und forderten weitere Messungen. Diese seien nun nachgeholt worden und unauffällig gewesen, man habe sich gemeinsam zur Öffnung der Vordertüren entschlossen, hieß es in der BVG-Mitteilung vom Donnerstag. Die meisten Busse seien mit Trennscheiben zwischen Fahrerkabine und Gästen ausgestattet.
Bargeld nicht akzeptiert
Trotz offener Vordertür können Fahrgäste mit gültigem Ticket - anders als vor der Corona-Pandemie - aber auch weiter hinten einsteigen, teilten die Verkehrsbetriebe weiter mit. Das sei nötig, um eine gute Durchlüftung der Fahrzeuge und einen Fahrgastwechsel mit möglichst viel Abstand zu gewährleisten.
Der Pilotversuch zum kontaktlosen Ticketkauf bedeutet: Fahrscheine können beim Fahrer oder der Fahrerin ausschließlich bargeldlos bezahlt werden. Akzeptiert werden Girokarte (EC-Karte), Kreditkarte und Smartphone-Technologien wie Apple- oder Google-Pay. Als weitere Bezahlmöglichkeit plant die BVG eine Guthabenkarte, die individuell mit Geldbeträgen aufgeladen werden kann.
BVG: Corona-Schutz und Zeitersparnis, Kritik vom IGEB
Mit dieser Bezahlart solle der Kontakt zwischen dem Fahrpersonal und den Fahrgästen kürzer und weniger nah werden, hieß es. Neben dem epidemiologischen Effekt hoffe man auf eine Zeitersparnis: Der Bus könne zügiger wieder abfahren. Wie groß ein möglicher Effekt auf die Pünktlichkeit im Alltag ist, müsse der Pilotversuch erst zeigen. Für die dauerhafte Einführung des kontaktlosen Vertriebs im Bus werde die BVG einen Tarifantrag bei der Tarifgenehmigungsbehörde stellen.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB hat die Abschaffung der Barzahlung im Bus kritisiert. Es gebe Menschen, die aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen oder wegen ihres Alters nicht mit Karte oder Smartphone, sondern nur bar zahlen könnten, so der Verband. Die BVG glaube offensichtlich, auf diese Kunden verzichten zu können. Der IGEB bezweifelt außerdem, dass es eine Zeitersparnis geben wird, da viele Verzögerungen durch Fragen an den Fahrer zurückzuführen seien.
Seit März 2020 erste Tür geschlossen
Die Berliner Verkehrsbetriebe hatten gleich zu Beginn der Pandemie im März 2020 zum Schutz von Fahrpersonal und Fahrgästen den Ticketverkauf im Bus eingestellt, die erste Tür geschlossen und den Fahrerbereich zunächst provisorisch mit Folien abgetrennt. Seitdem, so das Unternehmen, sollen rund 1.400 Busse mit Trennscheiben für den Fahrerarbeitsplatz ausgerüstet worden sein. Dafür habe man rund 2,1 Millionen Euro investiert.
Sendung: Abendschau, 08.07.2021, 19:30 Uhr