Schleusenneubau Kannenburg - Kein Geld, kein Wasser, kein Durchkommen

Die Templiner Segler sind in ihrem Revier gefangen. Um hoch in den Norden oder runter nach Berlin zu gelangen, brauchen sie die Kannenburger Schleuse. Doch die ist wegen Schäden geschlossen - und ein Start der Bauarbeiten nicht in Sicht. Von Riccardo Wittig
Eigentlich sollten an der Kannenburger Schleuse bei Templin (Uckermark) längst die Bauarbeiten laufen. Die alte Schleuse hatte irreparable Schäden an den Holzspundwänden der Schleusenkammer und war bereits Ende 2017 gesperrt worden. Ein Ersatzbau musste geplant werden. Doch dieser Ersatzneubau lässt seitdem auf sich warten.
Nur kleine Ausflugsrunden - Durchfahrt gesperrt
Seit der Schließung können die Boote und Schiffe auf den Seen rund um Templin nur noch kleine Ausflugsrunden drehen. Zwischen dem Großen Kuhwall See und dem Großen Lankensee kommen sie nicht weiter. "Die geschlossene Schleuse bedeutet für uns, dass wir in unserem Revier eingesperrt sind und - übertrieben gesagt - immer nur im Kreis fahren können", sagt Dietmar Bootz, Vorsitzender des Seglerclubs Templin e.V.
"Die Kannenburger Schleuse verbindet die Havel mit den Templiner Gewässern", erklärt Bootz. Von hier geht es hoch bis zur Müritz und nach Süden bis Berlin, Potsdam und weiter. Eigentlich sollte die Schleuse ab Frühjahr 2022 wieder ihren Dienst verrichten. Doch bisher gab es nur Baugrunduntersuchungen. Die für den Ersatzbau benötigten Baukosten von 8,5 Millionen Euro sind vom Bund noch nicht freigegeben. Die Schleuse bleibt noch auf unabsehbare Zeit für Boote eine Sackgasse.
Entwurfsplanung kurz vor dem Abschluss
"Hier spielen haushaltsrechtliche Vorgaben und Randbedingungen eine Rolle sowie die infolge der Coronapandemie bedingte Konzentration auf andere Projekte und Maßnahmen in der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung", heißt es von der Schifffahrtsbehörde Eberswalde. Die "Entwurfs- und Genehmigungsplanung" stehe kurz vor dem Abschluss.
Um den Neubau zu beschleunigen, hatte Templin 2018 die Planung selbst übernommen, denn der Stadt fehlen durch die Schließung rund 15.000 Gäste, die normalerweise über den Wasserweg kommen. Doch auch in kommunaler Hand gehe es bisher nicht so schnell, wie erhofft, sagt Templins Bürgermeister Detlef Tabbert (Die Linke): "Eine Saison ist definitiv verloren gegangen, aus verschiedenen Gründen. Es ist ärgerlich, gerade für die touristischen Anbieter ist es auch finanziell schmerzhaft, aber jetzt müssen wir gemeinsam zügig daran arbeiten."
Alle Hoffnungen lastet nun auf der Generaldirektion
Die Hoffnungen der Stadt liegen nun auf der Generaldirektion der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung in Magdeburg. "Zeitnah", so die Forderung, müssten von dort nun die Bundesmittel freigegeben werden. Die nötigen Unterlagen jedenfalls habe man dort vorgelegt.
Eine Ausschreibung für den Ersatzbau könnte dann frühstens nach der Sommerpause erfolgen und der Bau erst im Frühjahr 2022. Für die Templiner Bootsfreunde und Wassersportler bedeutet es bis dahin hohe Kosten, wenn sie mit ihren Booten in andere Regionen reisen möchten, erkläutert Segelclubchef Bootz: "Das würde heißen, das Boot müsste verladen werden, müsste dorthin transportiert werden, wo man es einsetzen kann." Hinzu kämen zusätzliche Liegeplätze. Alles hängt am Geld vom Bund. Sollte es nicht kommen, müssen auch in Zukunft die Templiner weiter ihre kleinen Runden drehen.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 18.07.2021, 19.30 Uhr