Tief "Xero" bringt Unwetter - Mehr als 180 Liter Niederschlag in 24 Stunden in der Uckermark
Tief "Xero" beschert Berlin und Brandenburg vollgelaufene Keller und umgeknickte Bäume. Noch am Donnerstag soll sich die Wetterlage jedoch beruhigen. Für einige Regionen gelten dennoch Unwetterwarnungen. Besonders die Uckermark erlebte seltene Regenmengen.
Nach Unwetter und Dauerregen beruhigt sich die Wetterlage allmählich, für den Norden Brandenburgs bestehen jedoch noch Unwetterwarnungen.
Das Gewittertief "Xero", das in den vergangenen Tagen zu Überflutungen und Überschwemmungen führte, verabschiedet sich nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) noch am Donnerstag über die Ostsee aus Deutschland. Vor allem in manchen Regionen Schleswig-Holsteins und in Brandenburg löste das Tief aber noch einmal Gewitter und Starkregen aus.
Schwerpunkt der Starkregenfälle war in der Nacht auf Donnerstag und am Donnerstagmorgen der Nordosten Brandenburgs, wie der Meteorologe Ronny Büttner vom Wetterdienst "Wetterwelt" im Inforadio des rbb sagte: "In der Uckermark sind binnen sechs Stunden punktuell über 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, das war deutlich mehr als normalerweise im ganzen Monat."
Mehr 180 Liter Niederschlag in 24 Stunden
Die Lage in der Uckermark sei "angespannt", sagte ein Sprecher der Regionalleitstelle Nordost am Donnerstag. Tote oder Verletzte habe es zwar nicht gegeben. Neben voll gelaufenen Gebäuden und umgestürzten Bäumen habe man aber mit Erdrutsch- sowie extremer Aquaplaning-Gefahr im Straßenbereich zu kämpfen. So sei auf der Autobahn 20 im Bereich Kreuz Uckermark am Morgen die Straßenböschung abgerutscht, sagte der Sprecher.
In Prenzlau und Boitzenburg standen Straßen unter Wasser. Keller liefen voll und Bäume stürzten um. Nach rbb-Informationen sind in der Region innerhalb von 24 Stunden mehr 180 Liter Regen pro Quadratmeter niedergegangen. In Hohenreinkendorf nördlich von Schwedt wurden sogar 184 Liter gemessen - das ist mehr als ein Drittel der langjährigen durchschnittlichen Jahresmenge an Regen - zu viel für die Kanalisation.
Die Prenzlauer Anlagen seien nur für bis zu 25 Liter pro Quadratmeter ausgelegt, erklärte der stellvertretende Bürgermeister Marek Wöller-Beetz. "Eine Kanalisation zu bauen, die diese Regenmengen aufnimmt, wäre unbezahlbar", sagte er und fügte hinzu, dass es daher schwer sei, solche "Großwetter-Schadensereignisse" zu bändigen.
Auch viele öffentliche Einrichtung Prenzlaus waren betroffen. In einer Kita stand das Wasser 20 Zentimeter hoch. Am Uckerstadion stürzte durch Hangrütsche an einer Böschung ein Flutlichtmast ein. "Die Schäden im gesamten Stadtgebiet gehen in mehrere Hunderttausend Euro", schätze Wöller-Beetz Bilanz.
Starkregen im Norden Brandenburgs
Ähnlich war die Lage im Nachbarlandkreis Oberhavel: Hier rutschte die Straßenböschung am frühen Morgen auf dem nördlichen Berliner Ring (A10) in Richtung Dreieck Barnim zwischen Birkenwerder und Mühlenbeck ab. Wie das Lagezentrum der Polizei Brandenburg mitteilte, war der rechte Fahrstreifen zeitweilig gesperrt.
Im Laufe des Tages ziehe die Regenfront weiter südlich über das mittlere Brandenburg, Berlin bis zur Lausitz. "Das Regenband zieht in Richtung Süden weiter und schwächt sich im Laufe des Donnerstags ab", so Büttner. Ab Freitag beruhige sich dann die Wetterlage und auch die Sonne habe am Wochenende in Berlin und Brandenburg wieder eine Chance.

Subtropische Luft führt zu Dauerregen
Am Sonntag ziehe dann aber von Frankreich her ein neues Gewitterband nach Deutschland. "Stabiles Sommerwetter haben wir nach dem Wochenende am ehesten noch in Ostbrandenburg und an der Ostsee", sagte Meteorologe Büttner weiter.
Grund für den Dauerregen sei die "quietschfeuchte subtropische Luft", die sich in den vergangenen Tagen aufgestaut habe. "Jetzt hat ein Höhentief die Kontrolle übernommen, an dessen Rand kleinere Bodentiefs mitwandern, mit niederschlagsergiebigen Prozessen. Diese Front über Norddeutschland kann sich kaum verlagern, deshalb regnet es dort weiter und weiter. In Nordbrandenburg wird es noch ein paar intensive Regenstunden geben", so Büttner weiter.
Ob die intensiven Regenschauer den trockenen Waldböden in Brandenburg die erhoffte Entlastung bringen, müsse man derweil abwarten: "Die Natur schluckt das Wasser auf, das Wasser weiß gar nicht, wohin mit sich, der Boden kann diese Mengen nicht aufnehmen." Es komme zu einem Überschuss und mitunter zu Überflutungen.
Sendung: Inforadio, 01.07.2021, 8 Uhr