Auch alte Eichen gefällt - Umweltschützer kritisieren Baumfällungen am Schlachtensee

Do 05.08.21 | 17:33 Uhr
  10
Eichen am Schlachtensee gefällt (Quelle: rbb/Helena Daehler)
Bild: rbb/Helena Daehler

Nach der Fällung von rund 70 Bäumen am Schlachtensee, darunter viele alter Eichen, haben Naturschutzorganisationen scharfe Kritik am Senat geübt. "Wenn Berliner Forsten diese Fällpolitik so weiter betreibt, ist Berlins wertvolle Waldsubstanz in Gefahr", teilten Der BUND Berlin, der Nabu Berlin und die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN) mit.

Nabu: waren waren noch zu retten

Besonders gravierend sei, dass die Bäume in der Brutzeit gefällt worden seien, heißt es weiter. "Gerade alte Eichen sind erwiesenermaßen äußerst wichtige Habitate, nicht nur für Vögel und andere Wirbeltiere, sondern auch für eine Vielzahl an Insekten", sagte Anskar Poloczek vom Nabu Berlin.

Dabei seien die Bäume durchaus noch zu retten gewesen, kritisieren die Naturschützer. So hätten Experten zum Beispiel die Bäume beschneiden und Teile des Astwerks entfernen können. "Keine Option ist es, in Panik Bäume zu fällen, die Trockenheitsschäden aufweisen. Dann müssten wahrscheinlich 80 % der Bäume gefällt werden."

Umweltverwaltung verweist auf Verkehrssicherung

Die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt teilte auf rbb-Nachfrage mit, dass sie die Kritik ernstnehme. Die Fällung der rund 70 Bäume, darunter knapp 30 Eichen, sei aber nötig gewesen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. "Am Schlachtensee gab es teils schon Schiefstände über dem Weg wegen Querrissen in den Baumstämmen", sagte ein Sprecher der Verwaltung dem rbb.

Die Bäume nur zu beschneiden, wie der Nabu vorgeschlagen hatte, sei nach Einschätzung des Revierförsters und der Forstamtsleitung nicht ausreichend gewesen. "Der Einsatz von Hubsteigern hätte an diesen Stellen nicht standsicher erfolgen können und ein Baumkletterereinsatz war wegen Selbstgefährdung (Spannung in den Bäumen) nicht zu verantworten", so der Sprecher der Senatsumweltverwaltung.

Dass neben Robinien, Ahornen und Birken auch alte Eichen gefällt werden mussten, hänge mit den Dürresommern der vergangenen Jahre zusammen. "Alte Eichen reagieren sehr stark auf Änderung der Bodenwasserbedingungen", so der Sprecher der Umweltverwaltung. Die Bäume seien anfälliger für Pilzbefall und würden zum Teil sehr plötzlich Äste abwerfen. Die Berliner Forstwirtschaft reagiere darauf mit einem Mischwaldprogramm, bei dem unter anderem jedes Jahr "zwischen 350.000 und 450.000 neue Bäume gepflanzt" würden. Auch dafür seien 20 neue Stellen bei den Berliner Forsten geschaffen worden.

Sendung: rbb 88.8, 05.08.2021, 15:00 Uhr

10 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 10.

    Ja, das ist sicherlich schade. Aber ganz ehrlich - wie können Sie beurteilen, dass die Bäume keine Schäden hatten? Das ist Ihnen als Laie doch garnicht möglich. Nur weil der Baum von unten nicht so aussieht als hätte er Schäden, wissen das die Experten sicherlich viel besser als Sie und ich.

    Die wissen schon, was sie tun, glauben Sie mir. Keiner fällt einfach so Bäume, so ganz ohne Grund.

  2. 9.

    Der Nabu & Co sie sorgen sich um alte zumeist bruchgefährdete Bäume in einem Wald ähnlichen Gebiet. Bei der Flora ist es nun mal so das nur neues nachwachsen kann, wenn das alte wech is. Weiterhin muss anerkannt werden das auch unter Bäumen unterschiedliche Lebenslängen üblich sind. Der eine schafft keine 30 Jahre und ein anderer doch 250. Beide sind Irgendwann Bruchgefährdet. Der Nabu sollte sich lieber um die vielen Strassenbäume kümmern, die von TiefBaufirmen regelmäsig gekürzte Wurzeln erhalten, weil diese nicht mit Handschachtung sondern mit Baggern arbeiten.
    Da hätte F4F und Nabu echt viel zu tun. Das macht aber Arbeit und Aufwand.

  3. 8.

    Naja, war ja klar. Sie wissen doch - in uns allen steckt ein kleiner Bundestrainer. Natürlich wissen wir alles besser als die Experten "Ironie aus".

  4. 6.

    Wenn ein „normaler“ Bürger auf die Idee kommen sollte, einen ähnlichen Baum auf seinem Grundstück fällen zu lassen, und danach angezeigt wird, dann ist eine Strafe (schnell vierstellig) vorprogrammiert. Die Erfahrung zeigt, dass quasi kein Argument, es sei denn der Baum ist tot und droht demnächst umzukippen, das Grünflächenamt „überzeugt“. Aber die Ämter machen einfach und schaffen Fakten, siehe auch an der Heerstraße.

  5. 5.

    Wenn ich richtig rechne sind das rund 1000 Bäume am Tag. Wo soll denn das wohl sein? Oder habe ich was falsch verstanden!

  6. 4.

    Na hoffentlich sind die Behörden mit den Ersatzpflanzungen genauso schnell und gründlich. Es vergehen leider oft Jahre, bis die neuen Bäume geplant, finanziert und tatsächlich eingepflanzt sind. Dies nicht mal in der Nähe der gefällten Bäume sondern kilometerweit entfernt z.B. am nordöstlichen Stadtrand.

  7. 3.

    Vielleicht brauchte jemand Brennholz für den Kamin.

  8. 2.

    Faszinierend, wie "Experten" vom NaBu und andere kommentierende es besser wissen als die Experten der Senatsverwaltung für Umwelt!

    Glauben sie etwa alle, der Senat hat nichts anderes im Sinn als willkürlich "gesunde" Bäume zu fällen, um sich von allen Seiten Kritik einzufangen?
    Oder das dort nur naturfeindliche Schwachköpfe sitzen?

    Bei der Beurteilung des Zustands von Pflanzen können Experten zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen!
    Und mir ist vor allem die Sicherheit in Parks und Wäldern am wichtigsten...

  9. 1.

    In meiner Straße wurden auch gleich mehrere Bäume oder jeden erkennbaren Schaden gefällt! Das liegt schon ein paar Monate zurück, da war definitiv noch Brutzeit. Die Bäume hatten keinerlei tote Äste, ein dichtes Blätterdach und schief war auch nichts.

Nächster Artikel