XXL-Laubhütten in Berlin und Potsdam - Warum Juden in dieser Woche in der Laubhütte übernachten

Das jüdische Laubhüttenfest ist vor allem ein Fest der Familie. Die Laubhütte wird gemeinsam gebaut und bunt geschmückt. An einigen Stellen werden in diesem Jahr die Laubhütten allerdings etwas größer. Von Ulrike Bieritz
Im Herbst haben gläubige Jüdinnen und Juden einiges zu feiern. Nach den sogenannten hohen Feiertagen, Rosch ha-Schana (Neujahr) und Jom Kippur (Versöhnungstag) wird nun Sukkot, das Laubhüttenfest begangen, in diesem Jahr ab Sonnenuntergang des 20. September. Fünf Tage nach Jom Kippur beginnt somit dieses sieben ganze Tage dauernde Fest.
XXL-Laubhütten in Berlin und Potsdam
Das Laubhüttenfest 2021 ist eines der Hauptprojekte des Festjahres "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" [2021jlid.de]. Es soll in großer Runde auch mit Nichtjuden gefeiert werden und deshalb stehen in einigen Orten Deutschlands XXL-Laubhütten, beispielsweise in Berlin im Janusz-Korczak-Haus und in Potsdam am Abraham-Geiger-Kolleg [sukkotxxl.de]. Ziel: gemeinsam in der Sukka essen, trinken und diskutieren.
Das Team des Janusz-Korczak-Hauses hat nach eigenen Angaben zum ersten Mal eine eigene große Sukka - eine Laubhütte - aufgestellt. Das Programm richtet sich auch an Kinder und Jugendliche. Das Abraham-Geiger-Kolleg will mit dem Laubhüttenfest an seinem neuen Standort auf dem Universitätsgelände am Neuen Palais vor allem die Nachbarschaft näher kennen lernen.
40 Jahre durch die Wüste
Der Name Sukkot leitet sich von dem hebräischen Wort Sukka - Laubhütte ab. Es erinnert an die im zweiten Buch Mose (Exodus) beschriebene Wüstenwanderung des Volkes Israel nach ihrem Auszug aus Ägypten.
Vierzig Jahre, so die Überlieferung, waren die Israeliten unterwegs und zogen durch die Gegend, wo heute Israel und Palästina liegen, bis sie dann endlich im gelobten Land ankamen. In dieser Zeit heißt es, wanderte Moses, der das Volk durch die Wüste führte, zweimal auf den Berg Sinai, wo er die zehn Gebote von Gott empfing. Während der langen Wanderung bauten sich die Familien mobile Behausungen - die Laubhütten.
In Erinnerung an die Zeit und den glücklichen Ausgang der Reise werden heute die Laubhütten gebaut und während des Festes wird so viel Zeit wie möglich dort verbracht, wenigstens der erste Abend. Manche schlafen sogar darin.
Ein Fest der Familie
Das Sukkot-Fest ist neben Pessach und Schawout das dritte große Wallfahrtsfest im Judentum. Traditionell wird in dieser Zeit nach Jerusalem gepilgert und Opfergaben dargebracht. Es ist nämlich auch ein Erntedankfest und vor allem ein Fest der Familie.
Das Bauen einer Laubhütte ist ein großer Spaß, nicht nur für die Kinder. Sie muss mindestens drei Wände haben. Das Dach besteht aus Ästen, Stroh oder Laub und muss durchlässig sein, damit der Himmel und die Sterne zu sehen sind - wie damals in der Wüste. Und sie wird bunt dekoriert - mit Früchten, Bildern - und sie wird natürlich gesegnet.
Sukkot ist ein fröhliches Fest, es symbolisiert den Neuanfang. Dank, Freude und Gemeinschaft, darum geht es.
Ein Symbol für die Vergänglichkeit
Für gläubige Jüdinnen und Juden beginnt und endet das Fest in der Synagoge. Der "Umzug" in die Laubhütte, der Verzicht auf die Bequemlichkeit der Wohnung soll auch die Augen öffnen für die Gaben Gottes, die Vergänglichkeit der Güter. So provisorisch, wie die Sukka ist, so schnell kann auch das Leben vorbei sein.
Bei den meisten steht aber vor allem das gemeinsame Essen im Mittelpunkt. Weil es eben auch ein Erntedankfest ist, gibt es viel frisches Obst und Gemüse. Freunde und Verwandte werden eingeladen und Köstlichkeiten aufgetischt. Am Vorabend und an jedem Sukkot-Abend werden zwei Lichter angezündet und jedes Familienmitglied isst eine reife Frucht. Dazu sprechen alle gemeinsam den Licht- und den Dankessegen für die eingebrachte Ernte.
Sendung: Inforadio, 20.09.2021, 09:45 Uhr