Berlin - Kommission schlägt zwei Gedenkorte für polnische NS-Opfer vor

Mi 15.09.21 | 19:06 Uhr
Ruine des Anhalter Bahnhofs als Denkmal. (Quelle: dpa/Rolf Kremming)
Bild: dpa/Rolf Kremming

Eine deutsch-polnische Expertenkommission hat ihr Konzept für den in Berlin geplanten Ort des Gedenkens an die NS-Opfer in Polen vorgelegt. Sie schlägt das Gelände der ehemaligen Kroll-Oper südlich des Bundeskanzleramts im Tiergarten sowie das Grundstück neben der Ruine des Anhalter Bahnhofs am Askanischen Platz in Berlin vor.

Der geplante Ort des Erinnerns und der Begegnung mit Polen sei "fundamental wichtig", sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bei der Vorstellung des Konzepts am Mittwoch in Berlin. "Als Geste an die polnischen Opfer - und als ein Schritt, der die Erinnerungskulturen unserer Länder einander näherbringt."

Erinnerung und Bildung sollen im Fokus stehen

Der Ort solle sich auf zwei Wesenskerne stützen: Erinnerung einerseits sowie Bildung und Begegnung andererseits. Im Zentrum soll demnach ein Denkmal für die Opfer des Krieges und der nationalsozialistischen Besatzung in Polen stehen. Zudem sollen Ausstellungen die deutsche Besatzung und die deutsch-polnischen Beziehungen beleuchten. Daneben ist geplant, Menschen aus Deutschland und Polen durch Bildungsangebote, Konferenzen und Zeitzeugengespräche zusammenzubringen.

Das Auswärtige Amt hat nach Angaben der Expertenkommission eine Anschubfinanzierung in Höhe von 200.000 Euro für das Haushaltsjahr 2022 zugesagt.

Neuer Bundestag muss entscheiden

Nach der Bundestagswahl muss der neue Bundestag über das Konzept entscheiden. Nach einem Architekturwettbewerb soll in der kommenden Legislaturperiode der Grundstein gelegt werden. Der Bundestag hatte sich im vergangenen Oktober mit breiter Mehrheit für die Errichtung des Gedenkortes ausgesprochen, was auf eine zivilgesellschaftliche Initiative zurückgeht. Das Projekt war jahrelang diskutiert worden. Kritiker warnten vor einer Nationalisierung des Gedenkens. Sie befürchteten, dass andere NS-Opfer in den Hintergrund rücken könnten.

Die deutsche Wehrmacht war am 1. September 1939 in Polen einmarschiert. Der Überfall auf das Nachbarland markierte den Beginn des Zweiten Weltkriegs. In Polen wurden rund sechs Millionen Menschen getötet, etwa die Hälfte von ihnen waren Juden.

Sendung: Abendschau, 15.09.21, 19:30 Uhr

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