Köpenicker Straße in Berlin - Wagenburg "Köpi 137" soll am 15. Oktober geräumt werden

Do 23.09.21 | 16:46 Uhr
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Vor dem Kriminalgericht in Moabit protestieren Unterstützter eines linken Wohnprojektes in der Köpenicker Straße mit Transparenten gegen dessen Räumung. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Bild: dpa/Christoph Soeder

Seit mehr als 20 Jahren leben rund 30 Menschen auf dem Wagenplatz in der Köpenicker Straße in Berlin-Mitte. Im Juni urteilte ein Gericht: Der Platz muss geräumt werden. Nun steht der Termin fest, die Bewohner kündigten umgehend Widerstand an.

Die linksalternative Bauwagen-Siedlung auf einem besetzten Grundstück an der Köpenicker Straße in Berlin-Mitte soll voraussichtlich am 15. Oktober geräumt werden. Dieser Termin sei ihnen mitgeteilt worden, erklärten die Bewohner in einer Mitteilung und über Twitter.

Zugleich betonten sie: "So wie wir der Aufforderung zur Räumung im Oktober und April nicht nachgekommen sind, werden wir auch den Räumungstermin nicht widerstandslos hinnehmen." Sie riefen zu einer Demonstration am 2. Oktober mit dem Titel "Defend Køpi Wagenplatz" und "weiteren Aktionen" auf.

Eigentümer will Flächen zügig bebauen

Die sogenannte Köpi gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linksradikalen Szene in Berlin. Das Landgericht hatte im Juni die Räumung angeordnet. Mit der Entscheidung wurde der Klage des Grundstückseigentümers stattgegeben. Laut Urteil muss das unbebaute, 2.600 Quadratmeter große Grundstück, auf dem Bau- und Wohnwagen stehen, frei gemacht werden.

Aus Sicht des Gerichts war unstrittig, dass das Grundstück einem Eigentümer gehört, der dort eine Baugenehmigung hat. Die Anwälte des Eigentümers betonten, noch in diesem Jahr solle mit der Bebauung der Flächen begonnen werden.

Berufung gegen Räumungsurteil steht noch aus

Nach Angaben des Bewohner-Vereins wohnen dort etwa 30 Menschen. Das Haus Köpenicker Straße 137 ist nicht betroffen. Nach der Urteilsverkündung mussten protestierende Menschen aus dem Saal gedrängt werden. Der Bewohner-Anwalt Moritz Heusinger kündigte Berufung gegen das Urteil an. Einen Termin dafür gibt es laut den Bewohnern noch nicht.

Vor einem Jahr war im Oktober 2020 das besetzte Haus "Liebig 34" in Berlin-Friedrichshain mit Hilfe eines großen Polizeieinsatzes geräumt worden. "Liebig 34" war lange Jahre ebenfalls eines der Symbole der linken Szene.

Sendung: Inforadio, 23.09.21, 14:45 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Die Instandbesetzungen bis in die frühen 80'er machten Sinn, bewegten auch ein wenig und waren relativ entspannt. Positive Entwicklungen daraus sind heute zum grossen Teil noch zu finden und es entwickelten sich teilweise recht begehrte Wohngegenden daraus. Als allerdings die "heißgeliebten" Autonomen meinten sich einmischen zu müssen, war Schluß mit Lustig und aus Berlin wurde letztlich "Lummerland". Denke nicht, das diese Verhältnisse Ihnen ein Begriff sind.
    So - nun hängen am Köpi 30 Figuren rum, sitzen den Sand breit und trommeln jetzt für Randale - was machen die sonst noch, ausser Luft wegatmen? Mein Mitleid hält sich in sehr eng überschaubaren Grenzen.

  2. 7.

    Hätten die Bewohner eine Genossenschaft gegründet und das Areal sehr frühzeitig gekauft oder gepachtet, gäbe deren Problem heute nicht

  3. 6.

    berlin ist berlin weil es eben so verschiedene lebensformen ermöglicht. für alle ist platz. da berlin eines der grünsten großtstädte ist ermöglicht diese stadt jemandem z. b. mitten in kreuzberg wohnen zu können mit grüner aussicht. die menschen auf dem wagenplatz haben das glück, dass sie in einer grünen oase mitten in berlin leben können.
    wieso soll das angegriffen bzw. kritisiert werden? seit 30 jahren haben die menschen dort ihren wohnsitz.
    ist es nicht übergriffig zu kritisieren wie jemand leben möchte?
    ist es nicht unfair jemandem seinen wohnsitz wegzunehmen, damit wieder luxus-apartmens gebaut werden (siehe gegenüber von der köpi - eine 30 qm2 wohnung für 1500 euro)?
    es ist traurig, dass sich berlin so schnell verändert und menschen vertreibt.

  4. 5.

    Da irren Sie. Auch in Mecklenburg-Vorpommern kann man nicht 2600 m² in Stadtlage durch Invasion ohne Vertrag in Besitz nehmen. Die Gerichtsentscheidung ist längst überfällig, um den Rechtsfrieden wieder herzustellen. In Berlin zustande gekommen ist dieser Zustand durch unterlassenes Handeln der zuständige Behörden. Schade, dass man die Politiker, die diesen Zustand herbei geführt haben, nicht wenigstens zivilrechtlich in regress nehmen kann.

  5. 4.

    Verstehe, die Wagenburg soll kein Rückzugsort für Kriminelle sein, und wäre außerdem möglicherweise rechswidrig überwacht, es könnte einen Generalverdacht geben gegen die Bewohner, der Aufenthalt wäre somit ungenießbar.

  6. 3.

    Nee, da wollen die ja gar nicht hin. Die wollen zwar hausen wie im Wald, aber dann doch die Annehmlichkeiten der Metropole genießen. Man hat dann doch keine Lust, mit dem Lastenfahrrad erst mal 15 km zum nächsten Supermarkt zu radeln. In einer dicht besiedelten Metropole ist für solche "Wohnformen" aber schlicht der Platz nicht da.

  7. 2.

    Na da werden wohl wieder Steine auf Menschen fliegen. In Meck-Pom gibt es noch viele einsame Orte wo man illegal ''hausen'' kann.

  8. 1.

    Richtig so räumen und Sozialwohnungen bauen !!!

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