"Fridays for Future"-Aufruf - Tausende Menschen demonstrieren für Klimaschutz in Berlin

Unter dem Motto "Ihr lasst uns keine Wahl" hat "Fridays for Future" zum Klimaprotest in Berlin aufgerufen, Tausende demonstrierten im Regierungsviertel und vor der SPD-Parteizentrale. Dort hält der Protest auch am Freitagnachmittag noch an.
Tausende Demonstranten haben in Berlin von der künftigen Bundesregierung einen besseren Klimaschutz gefordert. Knapp vier Wochen nach der Bundestagswahl protestierten Anhänger der Bewegung Fridays for Future sowie weiterer Bündnisse.
Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde die angemeldete Zahl von 10.000 Teilnehmenden erreicht. Laut Veranstalter waren es insgesamt 20.000, darunter 3.000 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet.
Mit Blick auf das stürmische Wetter hatten die Initiatoren zwischenzeitlich in Erwägung gezogen, die Veranstaltung abzukürzen. Die Abschlusskundgebung sollte demnach bereits an der SPD-Zentrale in Kreuzberg erfolgen. Dort angekommen, entschieden sich die Veranstalter aber anders. Nach Beratungen sei es doch möglich, wie ursprünglich geplant die Route zurück zum Brandenburger Tor zu beenden, sagte eine Sprecherin. Letztlich zogen die Anhänger der Bewegung "Fridays for Future" bis zum Potsdamer Platz und erklärten dort um 15 Uhr die Demonstration für beendet.
Polizist mit Fahnenstange angegriffen
Bis auf einen Zwischenfall verlief die Demonstration friedlich. Laut Berliner Polizei wurde ein Polizeibeamter von einer Teilnehmerin mit einer Fahnenstange angegriffen und verletzt. Die Frau sei festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher rbb|24. Bei der Festnahme sei es zu Rangeleien zwischen Teilnehmenden und Einsatzkräften gekommen, meldet die Berliner Polizei auf Twitter.

300 Aktivisten weiterhin vor der SPD-Parteizentrale
Im Anschluss an die Demonstration blieben laut Polizei rund 300 Klimaaktivisten vor der SPD-Parteizentrale in Berlin-Kreuzberg. Von ihnen seien kurzfristig und vor Ort zwei Anträge auf neue Versammlungen gestellt worden, die nach Prüfung genehmigt worden seien, sagte ein Polizeisprecher auf rbb|24-Anfrage. Beide Demonstrationen seien bis 18 Uhr angemeldet worden.
Zuvor hatten "Fridays for Future" und "Extinction Rebellion" auf Twitter mitgeteilt, die SPD-Parteizentrale werde seit Freitagnachmittag von mehreren hundert Personen blockiert. Die junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft unterstütze die Blockade mit Traktoren.
Den Umweltschutzorganisationen zufolge sei auch die die Grünen-Parteizentrale von etwa 40 Fridays for Future-Aktivistinnen und Aktivisten blockiert worden. Das konnte die Polizei nicht bestätigen. Zunächst hätten sich vor dem Gebäude am Platz vor dem Neuen Tor in Berlin-Mitte 30 Personen aufgehalten, die inzwischen das Gelände wieder verlassen hätten, so der Polizeisprecher.
Forderungskatalog an künftige Regierung gerichtet
Die Umweltschützer von "Fridays for Future" fordern unter anderem einen verbindlichen Kohleausstieg bis 2030 und einen Einbaustopp für fossile Verbrennermotoren ab 2025. Weitere Kundgebungen waren unter anderem in Baden-Württemberg und Thüringen geplant.
Am Mittwoch hatten die Klimaschützer einen Forderungskatalog vorgestellt, der sich an eine künftige Bundesregierung richte. Aktivistin Luisa Neubauer sagte: "Wir sprechen nicht von der Begrünung der Regierungsarbeit, wir sprechen von vollumfänglichen Systemveränderungen, die anstehen. Ein 'Weiter so' in ökoliberal ist zum Scheitern verurteilt."
Auch Attac, Greenpeace und Nabu rufen zum Aktionstag auf
Neben "Fridays for Future" hatten weitere Organisationen wie Attac, Greenpeace und Nabu zu einem globalen Aktionstag aufgerufen. Das Bündnis wollte damit die Parteien der möglichen künftigen Ampelkoalition auf Bundesebene zu umfassenden Maßnahmen für den Klimaschutz bewegen. Die Parteien hätten bisher "keine echte Antwort auf die Klimakrise geliefert", hieß es.
Der "Klimastreik" soll den Auftakt zu einer Aktionswoche des Bündnisses "Gerechtigkeit Jetzt" bilden, zu dem sich unter anderem auch Gruppen wie "Deutsche Wohnen und Co. enteignen" oder "Omas gegen Rechts" angeschlossen hatten. Das Bündnis wolle in den kommenden Tagen mit weiteren Aktionen die neue Koalition im Bund zu einem radikalen Wandel bewegen. Dabei gehe es um etwa soziale Gerechtigkeit, Klimapolitik oder den Kampf gegen Rassismus, hieß es. Auch Blockade-Aktionen sind den Angaben zufolge geplant. Die Polizei ist nach Angaben eines Sprechers vorbereitet.
Thunberg demonstriert in Stockholm
Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg war dieses Mal nicht in Berlin, sie wollte am Freitag in ihrer Heimatstadt Stockholm mit Menschen aus aller Welt für mehr Klimaschutz demonstrieren.
An der jüngsten großen Klimademonstration von "Fridays for Future" zwei Tage vor der Bundestagswahl am 24. September hatten sich bundesweit mehrere Zehntausend Menschen beteiligt.
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Sendung: radioeins, 22.10.2021, 10:00 Uhr