Zwischen Französischer und Leipziger Straße - Berliner Friedrichstraße soll dauerhaft autofrei bleiben

Seit Sommer 2020 dürfen keine Autos mehr auf einem Teil der Friedrichstraße fahren. Stattdessen gibt es einen breiten Radweg und Sitzgelegenheiten für Fußgänger. Die Verkehrsverwaltung will den Zustand nun dauerhaft erhalten. Doch es gibt auch Kritik.
Die Friedrichstraße in Berlin soll auf dem rund 500 Meter langen Abschnitt zwischen Französischer und Leipziger Straße dauerhaft autofrei bleiben. Das teilte die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr am Freitag mit.
Der autofreie Verkehrsversuch, der Ende August 2020 begann und Ende Oktober 2021 endet, soll nach den Ergebnissen einer Zwischenauswertung erfolgreich verlaufen sein. Er bilde die Grundlage, um den Autoverkehr dauerhaft aus diesem Abschnitt der Friedrichstraße zu verbannen, hieß es in der Mitteilung. Die Senatsverwaltung werde nun eine sogenannte Teileinziehung (das Schließen einer Straße für bestimmte Verkehrsarten) beim Bezirk Mitte beantragen.
Auch während dieses Verfahrens, das voraussichtlich rund sechs Monate dauern werde, bleibe die Friedrichstraße autofrei, heißt es weiter. Die Friedrichstraße solle so "dauerhaft ein attraktiver Aufenthaltsort für Menschen sein", so Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne).
Alle Auswertungen und Analysen aus dem autofreien Verkehrsversuch auf der Friedrichstraße werden laut Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz voraussichtlich Anfang 2022 vorliegen. In einer Befragung hatten sich laut Senatsverwaltung bereits vier von fünf Befragten eine dauerhafte Sperrung der Straße für den motorisierten Verkehr gewünscht. 85 Prozent sollen sich ähnliche Projekte auch an anderer Stelle in Berlin wünschen.
Kritik kommt von CDU und FDP
Stephan von Dassel (Grüne), Bezirksbürgermeister von Mitte, sagte, er freue sich, dass mit der Flaniermeile in der Friedrichstraße der Bezirk Mitte "Vorreiter" sei. Städte wie Barcelona, Paris oder Wien hätten ja schon vorgemacht, dass autofreie Innenstadtbereiche "lebendige Quartiere mit hoher Aufenthaltsqualität" seien.
Kritik an den Plänen der Senatsverwaltung kam indessen von der CDU. Oliver Friederici, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, sagte, die versprochenen verlässlichen und unabhängigen Analysen und Umfrageergebnisse zum Modellversuch Friedrichstraße lägen noch immer nicht vor. Er bemängelte, für Fußgänger fehle es an Platz, die "Radautobahn" sei alles andere als eine Flaniermeile und der Pkw-Verkehr habe sich in andere Straßen verlagert.
Auch Henner Schmidt, infrastrukturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, kritisiert den fehlenden Endbericht der Begleitforschung. Die derzeitig "wenig zum Flanieren einladende Gestaltung der Friedrichstraße mit ihren unattraktiven provisorischen Gestaltungselementen und der breiten Radpiste" dürfe so keinesfalls dauerhaften Bestand haben, so Schmidt weiter.
Konzepte und Beteiligungsverfahren sollen folgen
Für die Gestaltung der Friedrichstraße und des näheren und weiteren Umfelds wollen Senatsverwaltung und Bezirk nach erfolgreicher Verlängerung der Aktion dann gemeinsam Konzepte entwickeln und weitere Beteiligungsverfahren organisieren. Erste Vorschläge für für die Optimierung des Lieferverkehrs, Vorschläge zur Radverkehrsführung und zu möglichen Einbahnstraßen liegen den Angaben zufolge schon vor.
Seit Ende August 2020 dürfen keine Autos mehr auf der Friedrichstraße zwischen Leipziger Straße und Französischer Straße fahren. Stattdessen wurde ein breiter Radweg angelegt. Der Platz für Fußgänger wurde ausgeweitet und neue Sitzgelegenheiten und Pflanzkübel aufgestellt. Das Modellprojekt sollte ursprünglich bis Ende Januar laufen und war dann bis Ende Oktober verlängert worden.
Das Projekt ist umstritten, Teile der Anwohner und Geschäftsinhaber sind dafür, andere dagegen.
Sendung: Abendschau, 15.10.2021, 19:30 Uhr