Ansturm zu Beginn der Herbstferien - Reisende berichten von chaotischen Zuständen am BER

Zum Start der Herbstferien gibt es am BER einen Ansturm, den der Flughafen so noch nicht erlebt hat. Reisende berichten von langen Wartezeiten an den Check-In-Schaltern oder bei der Gepäckaufgabe. Von Georg-Stefan Russew
Offiziell starten die Herbstferien erst am Montag, der Flughafen BER erlebt aber bereits an diesem Wochenende einen Ansturm von Flugreisenden. Über soziale Netzwerke berichteten mehrere Reisende am Samstag, dass sie wegen des massiven Andrangs vor den Abfertigungsschaltern der Fluglinien und überlangen Abfertigungszeiten ihre Flieger verpassen würden. Nach Beobachter-Angaben waren vor allem Schalter der Lufthansa-Gruppe betroffen.
Eine Twitter-Userin schrieb an Samstagmorgen: "Ich bin zwei Stunden vor Abflug da, finde nach einigem Suchen das Ende der Schlange von Schalter drei. Nach cirka 45 Minuten bin ich noch 100 Meter vom Schalter entfernt. Es entsteht Unruhe. Der Flug einer älteren Frau geht in 30 Minuten." Eine andere Userein schrieb am Freitagabend: "Unser Flugzeug startet wohl erst dann vom #BER, wenn wir die verschwundenen Wahlzettel gefunden haben."
"Jetzt ist der BER offen, funktioniert aber nicht"
Ein anderes Paar berichtete einem rbb-Reporter, dass sie ihr Flugzeug verpasst hätten. Sie wollten mit Swiss (gehört zur Lufthansa-Gruppe) über Zürich nach Palermo fliegen. Obwohl sie über zwei Stunden vor Abflug am BER waren, erklärte man ihnen nach langer Wartezeit am Lufthansa-Schalter, dass ihr Flug überbucht sei. Man werde versuchen, das Paar umzubuchen. "Jetzt ist der BER offen, aber funktioniert trotzdem nicht", sagten sie.
Andere klagten über fehlende Informationen, über chaotische Verhältnisse. "Anscheinend hat der BER viel zu wenig Personal, um die Maschinen abzufertigen. Ich sitze gerade im Flieger am Boden und die Kabinencrew sagt die ganze Zeit, dass dies das Problem sei. Gerade wird darauf gewartet, dass sich jemand findet, der die Koffer ins Flugzeug packt. Im Airport wurde ganze Zeit durchgesagt, dass irgendwelche Flüge aus organisatorischen Gründen doch zu einem anderen Gate müssten", schrieb ein Passagier rbb|24 per Mail.
Nahezu 150.000 Fluggäste am BER bis Sonntag erwartet
"Grundsätzlich: Dieses Wochenende ist unter den Corona-Bedingungen, die wir seit mehr als anderthalb Jahren haben, das verkehrsreichste", sagt Flughafensprecher Hannes Stefan Hönemann am Samstag rbb|24. "Wir hatten am Freitag 65.000 Passagiere. Am Samstag sind es rund 10.000 weniger und am Sonntag werden es noch ein bisschen mehr sein", so Hönemann. Das seien sehr viele. "Und unter Corona-Bedingungen ist dieser Prozess, der eigentlich darauf ausgelegt ist, dass es möglichst flottgeht, sehr gestört, weil man erst noch die Impfzertifikate vorzeigen muss, größerer Abstand gehalten werden muss und obenrdrein für die unterschiedlichen Zielländer unterschiedliche Corona-Regeln gelten", versuchte Hönemann die von Passagieren zum Teil als chaotisch anmutenden Verhältnisse am BER zu erklären.
Kürzlich hatte auch Flughafenchefin Aletta von Massenbach eingeräumt, dass die Wartezeiten sich wegen der notwendigen Corona-Kontrollen ungefähr verdoppelt hätten. Ein Kapazitätsproblem bei der Abfertigung habe der BER nicht, versicherte sie.
"Komplizierter Prozess führt zu längeren Wartezeiten"
Für die Schalter seien die Fluggesellschaften zuständig. Natürlich freuten die sich über den jetzigen sprunghaften Anstieg der Fluggastzahlen, so Hönemann. Im Vergleich zu 2019 bleibe die Auslastung der Flieger aber noch zurück. Hönemann sprach von maximal 70 bis 80 Prozent.
Deswegen seien die Fluglinien darauf angewiesen, betriebswirtschaftlich sinnvoll zu handeln. "Das führt dazu, dass an so einem Wochenende relativ viele Leute in einem komplizierten Prozess an einem Flughafen sind und das führt dann auch zu längeren Wartezeiten", so der Flughafensprecher. Hönemann verwies auch auf andere Flughäfen wie Hamburg, Frankfurt oder München. Dort käme es im Zusammenhang mit dem Ferienstart zu ähnlichen Problemen.
Bundespolizei spricht von langen Schlangen - Lage sei beherrschbar
Die Bundespolizei berichtete ihrerseits ebenfalls von längeren Schlangen an den Abfertigungslinien. Die eigenen Sicherheitskontrollen am Flughafen seien ebenfalls gut ausgelastet, sagte Oberkommissarin Christina Weigandt am Samstag rbb|24. Die Lage sei beherrschbar.
Wer allerdings rechtzeitig vor Flugbeginn vor Ort sei, dürfe keine Schwierigkeiten haben, sein Flugzeug zu erreichen, betonte sie. Sie räumte ein, dass es zeitlich divergieren könne. Wenn man nur mit Handgepäck unterwegs sei, könne es sehr viel schneller gehen, als wenn man mit größerem Gepäck unterwegs sei und dieses noch am Schalter abgegeben müsse.
Flughafensprecher Hönemann wies seinerseits auf die Reiseempfehlungen hin, die der BER im Vorfeld des Ferienbeginns herausgegeben hat. Darin hieß es, dass man mindestens zwei Stunden vor Flugbeginn am Terminal in Schönefeld eintreffen sollte.
Gegen Samstagnachmittag beruhigte sich die Lage laut Beobachtern am Airport wieder. Schlangen an Schaltern waren immer noch zu sehen. Die Wartezeit hätte sich jedoch erheblich verkürzt.
Sendung: Abendschau, 09.10.2021, 19:30 Uhr