Sturmtief hinterlässt zahlreiche Schäden - Lokführer in der Uckermark von umstürzendem Baum erschlagen

Das Sturmtief hat am Donnerstag auch die Region stark getroffen. Nahe Templin kam ein Lokführer ums Leben. In Südbrandenburg sind Haushalte weiter ohne Strom. Auch in den Parks richtete der Sturm große Schäden an.
Der erste große Herbststurm hat in der Region zu einem Todesfall geführt. Ein 50 Jahre alter Lokführer ist in der Uckermark gestorben, wie die Polizei dem rbb am Freitagmorgen mitteilte.
Der Bahnmitarbeiter sei am Donnerstagnachmittag nahe Templin aus dem Zug gestiegen, um mit einem Kollegen Äste von den Gleisen zu räumen. Dabei sei er von einem anderen umstürzenden Baum getroffen und so schwer verletzt worden, dass er später im Krankenhaus starb. In Schlieben (Elbe-Elster) mussten zudem zwei schwer verletzte Menschen aus einem Auto befreit werden.
Zudem drängte rund fünfzig Kilometer weiter eine Windböe ein Auto auf der Bundesstraße 169 zwischen Plessa und Kaupen an den Straßenrand, über die Leitplanke und gegen einen Baum. Der 21 Jahre alte Fahrer wurde nur leicht verletzt und ebenfalls im Krankenhaus behandelt. Die Bundesstraße blieb für zwei Stunden vollständig gesperrt.
Hunderte Haushalte in Südbrandenburg immer noch ohne Strom
In Südbrandenburg waren am Donnerstag zweitweise rund 3.600 Haushalte ohne Strom. Betroffen waren nach Angaben der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Strom (Mitnetz) vor allem Cottbus sowie die Landkreise Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz. Auch am Freitagnachmittag war nach rbb-Informationen die Versorgung in rund 600 Haushalten noch unterbrochen. Brennpunkt sei weiterhin der Kreis Spree-Neiße, so ein Mitnetz-Sprecher. In den anderen Landkreisen gebe es nur noch vereinzelt Störungen.
Die Beseitigung der Störung werde vermutlich noch den ganzen Freitag dauern, konkretisierte ein Sprecher des Energieversorgers Envia. Durch den Sturm herabgefallene Äste hätten am Donnerstag Stromleitungen zerstört, auch Strommasten seien durch das Unwetter beschädigt worden. Daher sei auch eine Umschaltung auf andere Leitungen nicht möglich. Das Gelände sei schwer zugänglich, sagte ein Monteur vor Ort.
Große Schäden in Berliner und Brandenburger Parks
Auch in den Parkanlagen der Region hat der Sturm große Schäden angerichtet. Im Park Sanssouci in Potsdam seien neun große Bäume entwurzelt oder umgerissen worden, sagte der Sprecher der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Frank Kallensee, am Freitag. Zudem seien mehrere dicke Äste abgebrochen. Im Park Babelsberg seien größere Teile von zwölf Baumkronen abgebrochen.
Der Berliner Schlossgarten Charlottenburg ist ebenfalls von Sturmschäden betroffen: Dort sind dem Sprecher zufolge zwei Bäume und drei Kronen beschädigt worden. "Jeder Baum ist ein immenser Verlust für die Gartenkunstwerke", sagte Kallensee. Die Gehölze seien ohnehin schon wegen des Klimawandels und der Dürrejahre geschädigt.
Wegen weiterer Sturmwarnungen entschied sich die Stiftung, alle Parks und Schlösser in Berlin und Brandenburg auch am Freitag geschlossen zu lassen. Die Ausnahme sei nur das Schloss Charlottenburg, da es ohne Bäume in der Nähe zugänglich sei. Bereits am Donnerstag waren fast alle Anlagen der Stiftung wegen des Sturms geschlossen geblieben. Am Samstag solle alles wieder regulär öffnen, sagte der Sprecher.
Wetterlage hat sich mittlerweile beruhigt
Inzwischen hat sich die Wetterlage beruhigt, der Wind flaute in der Nacht zum Freitag ab. Am Vormittag werden aber erneut Sturmböen erwartet. Dabei können Windgeschwindigkeiten bis etwa 70 Kilometer je Stunde, in freien Lagen auch 85 Kilometer je Stunde erreicht werden. Das entspricht den Windstärken acht und neun. Gegen Abend soll der Wind wieder abflauen. Laut Wetterdienst soll sich das Wetter am Wochenende dann endgültig beruhigen.
Das Sturmtief hatte am Donnerstag in Brandenburg und Berlin Hunderte Einsätze der Feuerwehren verursacht. Allein in Südbrandenburg mussten Einsatzkräfte mehr als 500 Mal ausrücken - vor allem wegen umgestürzter Bäume. Die Leitstelle Nordost mit Barnim, Uckermark und Oberhavel zählte 263 wetterbedingte Einsätze. Auch die anderen Leitstellen in Brandenburg meldeten zahlreiche Einsätze infolge der Sturmböen, insgesamt waren es knapp 1.500.
Die Berliner Feuerwehr hatte am Donnerstagabend den sturmbedingten Ausnahmezustand beendet. Von 8 Uhr bis 19 Uhr habe die Feuerwehr über 370 Einsätze bewältigt, teilten die Rettungskräfte mit. In Prenzlauer Berg wurde eine Frau von herabfallenden Ästen leicht verletzt. Zahlreiche parkende Autos wurden beschädigt. "Wir sind sehr glücklich, dass nur ein Mensch in dieser Stadt leicht verletzt wurde", sagte Thomas Kirstein von der Berliner Feuerwehr dem rbb am Freitagmorgen. Er sprach von erheblichen Windböen und "hohen Sachschäden".
Der Sturm hatte auch zu zahlreichen Einschränkungen im Bahnverkehr geführt - sowohl im Fernverkehr als auch bei der Berliner S-Bahn sowie einigen Regionalzügen. Am Freitag startete die Deutsche Bahn "stabil", wie ein Sprecher mitteilte. Die Zugverkehr laufe weitgehend normal. Es könne aber unter Umständen noch zu "umlaufbedingten Folgeverspätungen" kommen, hieß es. Reisende sollten sich deshalb vor Fahrtantritt informieren, ob ihre Verbindung planmäßig verkehre.
Sturmtief fegt über Berlin und Brandenburg
Sendung: Brandenburg aktuell, 22.10.2021, 19:30 Uhr