Blogger analysiert Online-Terminvergabe - Um diese Uhrzeit soll die Terminsuche beim Bürgeramt am besten klappen

Eine Wohnung in Berlin zu finden, kann Monate dauern. War man erfolgreich, muss sie aber auch angemeldet werden. Die Termine im Bürgeramt sind bekanntlich rar. Wann der beste Zeitpunkt ist, hat jetzt ein Software-Entwickler herausgefunden. Von Sylvia Lundschien
Die Wohnungssuche in Berlin ist oft aufreibend und nicht selten frustrierend. Aber selbst wenn man dann ein passendes WG-Zimmer oder Domizil gefunden hat, ist der Stress nicht vorbei: Es braucht auch eine Anmeldung, am besten innerhalb von zwei Wochen – und die gibt es nur per Termin beim Bürgeramt.
Wer nun also danach googelt, findet eine Unmenge an Tricks und Tipps, um an diesen Termin zu gelangen. Allein die Suche nach den Stichworten "Termin Bürgeramt Berlin" bringt in Sekundenschnelle gut 1,3 Millionen Ergebnisse – und ebenso kennt fast jede:r Berliner:in selbst zig Anekdoten, wie es mit der begehrten An- oder Ummeldung klappen könnte.
Doch der kanadische Softwareentwickler und Blogger Nicolas Bouliane wollte es ganz genau wissen. Er hat die Sache einmal systematisch analysiert und festgestellt: Die beste Uhrzeit, um online einen Termin für das Bürgeramt zu ergattern, sei 10 Uhr.
Softwareentwickler ermittelt beste Uhrzeit für Bürgeramt-Termin
Laut Boulianes Datenanalyse steigt die Zahl der Termine ab 7:30 Uhr an, fällt dann erneut ab und erreicht um 10:00 Uhr ihren vorläufigen Tages-Höhepunkt. Bis etwa 15:30 Uhr gibt es dann laut Analyse immer wieder Aufs und Abs bei der Terminvergabe.
Für dieses Ergebnis hat Bouliane Daten von der Webseite der Online-Terminvergabe der Berliner Bürgeramter [berlin.de] ausgewertet. Dafür hat er ein kleines Software-Programm geschrieben, das alle zwei Minuten eine Art Bildschirm-Foto der Termin-Webseite macht – und damit auch erfasst, wann dort etwas frei ist. Hat er genug Fotos gesammelt, kann er sie abgleichen und sieht, um welche Uhrzeit im Schnitt die meisten Termine zur Verfügung stehen.
Fehlende Anmeldung bedeute "ernsthafte Probleme"
Er selbst sei frustriert von der Berliner Bürokratie: "Jedes Mal, wenn ich mit dem Bürgeramt zu tun habe, gehe ich davon aus, dass es vier Wochen und eine Fahrt quer durch die Stadt dauern wird", so Bouliane. Wer ein Auto anmelden will, eine Angelegenheit bei der Ausländerbehörde klären muss oder Kinder hat, müsse noch einmal extra Zeit einplanen. Menschen, die aus dem Ausland und mit geringen Deutschkenntnissen nach Berlin ziehen, stelle dies vor "ernsthafte Probleme", so der Blogger. Wer den Umzug ohne Hilfe bewältigt, brauche seiner Erfahrung nach gut zwei bis drei Monatsgehälter, um in der Stadt anzukommen und sich hier zu registrieren.
Den Kanadier, der in Berlin lebt, erklärt, es habe ihm vor allem Spaß gemacht, den Analyse-Code zu schreiben – aber ihm fallen auch Schwierigkeiten auf. Denn ohne Anmeldung kann das Leben in Berlin ziemlich anstrengend werden – besonders, wenn man nicht ausreichend Deutsch spricht. So nennt Bouliane in seinem Blog-Artikel "The Anmeldung – How to register an address in Berlin" [allaboutberlin.com] zahlreiche Hürden, die eine fehlende Anmeldung bedeuten kann, wie unter anderem Probleme mit Krankenkasse, Kindergeld, Handyvertrag oder Immatrikulation. Eine fehlende Anmeldung könne auch richtig Geld kosten, denn ohne sie erhält man keine Steuernummer und zahlt bei der Einkommenssteuer möglicherweise drauf, schreibt der Kanadier in seinem Blog.
"Der nächste Schritt ist, die Situation zu verbessern"
Bouliane hat wenig Hoffnung auf Veränderung: "Ich bin seit fast sieben Jahren hier, und es hat sich überhaupt nicht verbessert. Es scheint keinerlei Interesse daran zu bestehen, die Dinge zu verbessern", so der Softwareentwickler. Der Code zu seinem Datenanalyse ist auf der Entwickler-Plattform GitHub [github.com] frei verfügbar - jeder könne ihn für weitere Experimente nutzen, so Bouliane: "Der nächste Schritt ist, die Situation zu verbessern."
Sendung: Fritz, 19.10.2021, 7:34 Uhr