Verhandlung wird Donnerstag fortgesetzt - 101-jähriger Angeklagter will im Brandenburger KZ-Prozess aussagen
Beihilfe zum Mord in 3.518 Fällen wird dem 101-jährigen Josef S. vorgeworfen, der im KZ Sachsenhausen als Wachmann gedient haben soll. Der Angeklagte bestreitet das - für den nächsten Verhandlungstag hat sein Anwalt eine Erklärung angekündigt.
Im Prozess um die Massentötungen von Häftlingen und sowjetischen Kriegsgefangenen im Konzentrationslager Sachsenhausen hat der Verteidiger eine Erklärung des Angeklagten angekündigt.
Der 101-Jährige werde sich beim nächsten Prozesstag am Donnerstag auch zu seiner Tätigkeit in der Zeit während des Zweiten Weltkriegs erklären, in der er laut Anklage als Wachmann der SS in dem KZ eingesetzt gewesen sein soll, teilte Verteidiger Stefan Waterkamp am Wochenende der Deutschen Presse-Agentur mit.
Bislang keine Aussage zur Kriegszeit
Laut Anklage soll der 101-Jährige als SS-Wachmann in dem KZ von 1942 bis 1945 Beihilfe zum Mord an Tausenden Häftlingen geleistet haben - in mindestens 3.518 Fällen.
Der Angeklagte hatte aber in dem seit Anfang Oktober laufenden Prozess mehrfach bestritten, in dem KZ tätig gewesen zu sein. Auf Anraten seines Anwalts hat er sich ansonsten zu seiner Tätigkeit während des Zweiten Weltkriegs bislang nicht geäußert.
Der Vorsitzende Richter Udo Lechtermann, Nebenkläger-Anwalt Thomas Walther und Überlebende des KZ als Nebenkläger hatten den Angeklagten mehrfach aufgefordert, sich zu seiner damaligen Tätigkeit zu bekennen.
Dienst in litauischer Armee?
Laut Richter Lechtermann soll der 101-Jährige schon einmal angegeben haben, er habe zu der fraglichen Zeit in der litauischen Armee gedient. Dann solle er dazu auch nachprüfbare Einzelheiten schildern. Sollte er aber als SS-Wachmann im KZ gedient haben, solle er dies einräumen, hatte der Richter gefordert.
Der Prozess vor dem Landgericht Neuruppin findet aus organisatorischen Gründen in einer Sporthalle in Brandenburg (Havel) statt. Bislang sind Termine bis in den Januar anberaumt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.11.2021, 14:00 Uhr